Ich bin früh wach, liege aber noch lange herum. Heute geht es nur nach unten in den nächsten Ort. Ich hatte überlegt einzukaufen und direkt weiterzugehen. Aber ich werde eine Nacht auf dem Campingplatz bleiben. Heute Mittag freue ich mich auf eine Pizza, plane die letzen Tage, gehe Proviant einkaufen und kann dann in Ruhe von gestern und heute schreiben. Damit sollte der Nachmittag schnell umgehen.
Die Rezeption am Campingplatz hat bis 12:30 Uhr geöffnet, das Café, wo es Pizza gibt, bis 13:00 Uhr und der Supermarkt hat keine Mittagspause. Wenn ich gegen 12 Uhr unten bin, sollte alles gut passen. Ich brauche maximal 3 Stunden, eher weniger, also muss ich nicht ganz so früh losgehen.
Als ich die ersten Sonnenstrahlen auf meinem Zelt sehe, mache ich mich fertig. Louis ist längst weg. Ihn werde ich auch nicht sehen heute. Er hat einen französischen HRP Wanderführer, der ihn über einen Ort etwas weiter nördlich führt. Ivo werde ich bestimmt auf dem Weg nach unten treffen. Es ist fast halb 10 als ich losgehe.
Ich entsorge meinen Müll im Vorbeigehen an der Hütte. Es ist eine der wenigen Hütten, die eine Mülltonne haben. Wahrscheinlich weil es eine Straßenanbindung gibt. Mein Rucksack fühlt sich so leicht an. Ich merke ihn kaum.
1.200 Höhenmeter Abstieg stehen an. Ich folge der Schotterstraße und biege dann auf einen schmalen Pfad ab. Ein kurzes Stück über diese Wiese, dann durch den Wald. Zwischendurch quere ich nochmal eine Forststraße oder folge ihr eine Weile.

Tatsächlich hole ich Ivo ein. Ich bin ziemlich schnell unterwegs. Zwischendurch laufe ich ein paar Schritte den Berg hinab. Ich überhole ihn und sage im Vorbeigehen, dass die Pizza mich ruft. Er lacht und hält Schritt mit mir. Also gehen wir zusammen und unterhalten uns. Den Weg finde ich eh langweilig.
Ich schaue auf meine Uhr, die auch die aktuelle Höhe anzeigt. Und schaue nochmal hin. Das kann doch nicht sein. Wie komisch ist das denn. Ich komme mir echt kurz vor wie im falschen Film. Die Zahl ist nur dreistellig. Ich bin nur noch auf 800 Meter Höhe. Das gibt’s ja nicht. Das finde ich nicht gut. Aber ja, am Ende bin ich gestern und heute insgesamt 3.000 Höhenmeter abgestiegen. Da kann ja nicht mehr viel übrig bleiben. Jetzt wird da keine 2 mehr vorne stehen. Schade. Ich hatte nicht drüber nachgedacht und auch nicht so genau auf die Karte geschaut, wie hoch Arles-sur-Tech denn liegt.

Irgendwann hänge ich Ivo dann doch wieder ab. Ich schaue mich nochmal um, kann ihn aber nicht mehr sehen. Ich gehe weiter schnell. Auch wenn ich gut in der Zeit liege.
Ich gehe über raue, buckelige Felsen. Der Boden ist dazwischen bedeckt mit grobem Sand und trockenen Tannennadeln. Es riecht total nach Strandurlaub. Nach Kiefern und Wärme. Wie auf dem Weg vom Campingplatz zum Meer in den zig Frankreich-Urlauben als Kind. Das sind schöne Erinnerungen. Ich mag den Geruch hier und das Gefühl. Als ob ich gleich schon das Meer vor mir habe.
Es geht noch ein Stück durch den Wald bis ich vom Wanderweg nach rechts abbiege auf einen Pfad nach unten in den Ort. So bin ich schneller am Campingplatz. Mit jedem Schritt werden nun die Geräusche der Zivilisation lauter. Und die Gerüche stärker. Autos, Asphalt, Abgase, Laubbläser, Hochdruckreiniger. Ich vermisse jetzt schon die frische Luft oben in den Bergen und die Ruhe.
Ich bin um 11:45 Uhr am Campingplatz. 12 € kostet mich die Nacht. Es ist nichts los hier. Ich sehe kein anderes Zelt. Nur ein paar wenige Leute, die vor ihrem Wohnmobil sitzen. Ich suche mir ein schattiges Plätzchen. Es ist echt warm. Ich habe mir gestern Abend den Wetterbericht angeschaut und mich schon gewundert über 20 Grad heute oder 25 Grad die nächsten Tage. Nicht mehr 3 Grad, wie bisher. Jetzt ergibt es auch Sinn. Bei nur noch knapp 300 Meter Höhe. Hier fühlt es sich noch wie Hochsommer an.
Ich stelle mein Zelt auf, ziehe ein paar Lagen aus und mache mich mit leerem Rucksack auf den Weg in den Ortskern. Bei Le Fournil de Shéryl bestelle ich mir eine große Pizza. Ivo sitzt auch draußen an einem der Tische, also setze ich mich zu ihm. Dann schaue ich mir die Karte an, den Wanderführer, suche mögliche Schlafplätze raus und plane die letzten Tage. Maximal 4 Tage werden es, vielleicht auch nur 3. Mal sehen, wie ich drauf bin. Ich freue mich inzwischen sehr auf das Meer. Ich freue mich aber nicht so auf die nächsten Wandertage. Es geht wohl jetzt wirklich überwiegend durch den Wald. Übermorgen noch einmal auf 1.400 Meter hoch, aber ansonsten bleibe ich unter 1.000 Metern. Das gefällt mir nicht so. Es gehört halt dazu. Aber dafür brauche ich mir keine Zeit lassen.
Ich kaufe für 4 Tage und 3 Abende Proviant ein. Die Auswahl für abends fällt mir echt schwer. Bei so einer eingeschränkten Auswahl an Sachen, die ich in meinem kleinen Topf und ohne Schneidewerkzeug zubereiten kann, mag ich doch viel lieber die getrockneten Trekking-Gerichte. Am Ende landen wieder Nudeln in meinem Einkaufskorb, die ich mit verschiedenen Thunfisch-Salaten mischen werde. Dann eben noch drei Abende länger Thunfisch. Alternativ gibt es nur Sardinen, die ich nicht mag oder große Tüten mit Linsen. Aber nur Nudeln und Linsen sind auch etwas trocken. Dazu kommen noch Snacks für tagsüber und ein paar Nudelsuppen. Wobei ich gar nicht weiß, ob ich die noch möchte, wenn es jetzt weiter so warm ist. In den letzten Tagen habe ich mir häufig mittags etwas Warmes gewünscht.
Zurück am Campingplatz wasche ich meine Klamotten und verteile sie auf Plastikstühlen, die herumstehen. Bei der Sonne wird alles schnell trocknen. Solange muss ich dann eben meine Regenklamotten tragen. Auch wenn das viel zu warm ist. Ein Vorteil vom höheren Lagen ist, dass es keine Mücken gibt. Ich habe schnell einige Stiche an den Beinen und Knöcheln. Die Viecher sind nervig.

Ich hänge meine Powerbanks im Waschhaus an die Steckdose, setze mich mit meinem Handy daneben und schreibe. Als die Sonne untergeht, wird es dann schnell frisch und ich verziehe mich ins Zelt. Ich schreibe noch weiter und schaue mir gleich nochmal die Karte an. Eine richtig gute Aufteilung habe ich für die letzten Tage noch nicht gefunden.
ziemlich älter
… und den Rest bitte vorsichtig …. ! – möchten Deine spannende „Stimme“ noch oft begleiten, – Volkmar
Sven
Die Pizza hast du dir verdient. Ich kann verstehen, dass man dann noch mal kurz den Turbo zündet. Willkommen zurück in der Zivilisation mit all seinen Vorteilen und auch Nachteilen, wie Lärm und Gerüche. Dafür ist das Meer sicht- und wahrlich spürbar.