Da es erst um 8 Uhr Frühstück gibt, kann ich etwas länger liegenbleiben. Ich bin aber schon früh wach, die Matratze ist mir viel zu weich. Wahrscheinlich hätte ich bequemer geschlafen, wenn ich mich mit meiner Luftmatratze auf den Boden gelegt hätte.
Erstmal ein Blick aus dem Fenster. Die Wolken haben sich verzogen, der Himmel ist blau mit ein paar Schleierwolken. Das wird ein schön sonniger Tag.
Ich packe meine Sachen und gehe runter in die Stube. Es ist schon etwas ungewöhnlich, der einzige Gast zu sein. Ich quatsche ein bisschen mit dem Kerl, der heute Morgen Dienst hat. Ich muss mich aber echt konzentrieren, ihn zu verstehen. Er gibt sich keine Mühe, ein bisschen mehr Hochdeutsch zu sprechen.
Um kurz nach 9 Uhr geht es weiter. Wie schön, dass ich heute auch die ganzen Berge um mich herum sehen kann.
Ich gehe die Schotterstraße entlang. Hoch, ein bisschen runter und wieder hoch. Und wieder hängen die Wolken Richtung Norden und Osten total tief über dem Tal.
Hinter der Durhamer Alm begegne ich einem Pärchen, das gemütlich auf einer Bank in der Sonne sitzt und frühstückt. Ich frage sie, ob sie eine längere Tour machen oder das nur ein Frühstücks-Ausflug ist. Sie wohnen unten im Tal und machen das manchmal am Wochenende. Das ist cool. Nächstes Jahr wollen sie auch vielleicht den Maximiliansweg gehen. Wir quatschen noch ein bisschen.
Bei der Elbach Alm geht es dann endlich weg vom breiten Schotterweg und auf einen Bergpfad. Da freue ich mich drauf. Die letzten Tage gab es so viele von den breiten und einfachen Wegen. Es geht über viele Steine bergauf. Bald kann ich schon den Gipfel sehen. Heute geht es auf den Wendelstein. Ich bezweifele zwar, dass es mir dort gefällt, nach dem, was ich gehört habe. Es wird voll werden. Es gibt eine Seilbahn und eine Zahnradbahn. Aber die Aussicht wird gut sein heute.
Es geht in engen Kehren eine Wiese hoch und ein Stück durch den Wald. Zwischendurch ist es sehr rutschig. Bald wechselt der Pfad aber auf die Südseite des Berges. Hier ist alles trocken und besser zu gehen.
Ich glaube, die beiden letzten kurzen Tage waren genau richtig. Ich fühle mich wieder super beim Anstieg und habe mehr Kraft. Ich bin erstaunt, wie schnell und einfach ich an Höhe gewinne.
Bald wird es voller. Es kommt noch ein anderer Weg von unten, der wohl beliebter ist als mein Weg. Es folgen noch einige Kehren mit vielen Stufen zum Gipfelhaus. Der Blick ins Tal ist von hier schon gut.
Noch ein paar letzte in Stein gehauene Stufen hinauf und unter der Bergbahn her. Ich fühle mich, als würde ich in ein ganzes Gipfel-Dorf kommen. Es gibt verschiedene Aussichtsplattformen, ein Restaurant, eine Kapelle, wo die Glocken gerade läuten, einen großen Spielplatz, die Bergstation der Seilbahn und die der Zahnradbahn. Ich komme am Eingang zur Eishöhle vorbei und folge den Schildern Richtung Gipfel.
Es folgen nochmal 100 Höhenmeter in Kehren und mit vielen Stufen den Berg hinauf. Hier natürlich mit Geländer. Damit auch niemand, der in Flip Flops mit der Bahn auf den Berg fährt, hier abstürzt. Man geht ein kleines Stück durch einen dunklen Tunnel im Fels. Ein paar Leute hinter mir schauen nach oben und drehen wieder um. Das ist ihnen zu anstrengend. Vor mir meckern ein paar Kinder, dass sie lieber auf den Spielplatz wollen.
Am Gipfel gibt es ein Observatorium und auch eine winzige Kapelle. Ich schlage an am Gipfelkreuz des Wendelstein auf 1.838 Meter Höhe.
Dieses dichte Wolkenmeer von oben zu sehen ist immer wieder faszinierend. Der Blick ist echt super.
Auf der Panoramatafel mit Bergnamen entdecke ich in hinterster Reihe einige Berge, die ich bei meiner Österreich-Durchquerung kennengelernt habe. Beim Hochkönig zum Beispiel kommen Erinnerungen hoch an einen frühen Start mit Kuchen als Wegzehrung, an viel Geröll, einen tollen felsigen Gipfel und die größten Hagelkörner. Das war damals mit 2.941 Meter Höhe der höchste Gipfel meiner Tour.
Es gibt von hier oben auch eigentlich einen Rundweg um den Berg. Der ist allerdings wegen Felssturz gesperrt. Also nehme ich denselben Weg wieder nach unten ins Gipfel-Dorf. Und warte an vielen Ecken bis die Leute vorbei sind. Für alle zusammen ist der Weg nicht breit genug.
Ich hole mir eine große Schorle und sitze noch ein bisschen auf der Terrasse in der Sonne. Beobachte die Leute. Und die Alpendohlen. Die sind echt frech. Klauen meinen Nachbarn ihre Pommes direkt vom Teller. Ich verstehe die Leute nicht, die den Vögeln auch noch Essen hinwerfen.
Da gehe ich lieber weiter. Im Wanderführer gibt es noch einen Geheimtipp. Der Gipfel ist nicht weit von hier. Dann kann ich mich da ein bisschen in die Sonne legen und in Ruhe Pause machen.
Da unten führen die Gleise der Zahnradbahn her.
Über einen schmalen Pfad geht es hinab zur Zeller Scharte. Über viele rutschige Felsen und Wurzeln. Dann kurz auf einen breiten Fahrweg und an der Reindler Alm vorbei. Ich gehe quer über die Wiese. Es ist zwar kein Pfad zu sehen, auf der Karte ist aber einer eingezeichnet. Ich gehe den breiten Schottterweg entlang und wundere mich, dass oberhalb am Hang noch ein Weg zu sein scheint. Ich sehe einen Trailläufer und einen anderen Wanderer. Irgendwann schaue ich auf die Karte. Oh, mein Weg endet gleich. Ich muss auch da hoch. Der Hang ist zwar steil, aber ich steige querfeldein hinauf. Dann bin ich wieder auf dem richtigen Pfad.
Der angebliche Geheimtipp hat sich anscheinend herumgesprochen. Auch hier ist ganz schön viel los. Mir kommen 2 größere Gruppen entgegen. Zwischen Tannen und dann Latschenkiefern geht es über einen felsigen Waldweg nach oben.
Der Wendelstein mit dem Observatorium ist von überall gut zu erkennen.
Ich komme auf der Hochsalwand auf 1.625 Metern an. Ein schön felsiger Gipfel mit viel Sonne.
Ich sitze lange da, genieße die Sonne im Gesicht und den Ausblick. Richtung Süden die hohen Gipfel der Alpen, im Norden das dichte Wolkenmeer über dem Tal.
Ich gehe wieder ein Stück zurück und steige steil durch den Wald ab. Über hohe Stufen. Die Felsen sind nass und rutschig. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass die Sohlen meiner Schuhe nicht so viel Grip haben. Aber ich habe ja auch keinen Vergleich gerade. Vielleicht ist es einfach so rutschig. Ich bin jedenfalls froh, als es wieder auf einen Wiesenweg geht und flacher wird.
Eigentlich geht es jetzt weiter hinab. Der nächste Gipfel ist allerdings mit nur 5 Minuten ausgeschildert. Das lasse ich mir doch nicht entgehen. Überall auf der Wiese liegen Leute in der Sonne. Es ist aber auch ein Sommertag hier oben heute.
Es geht direkt am Stacheldrahtzaun ein paar Felsen hinauf. Ich passe auf, dass ich nicht hängenbleibe. Das gefällt mir nicht. Kurz später ist es aber schon geschafft und ich stehe auf dem kleinen Gipfel der Rampoldplatte auf 1.422 Meter Höhe.
Jetzt geht es aber wirklich hinab. Ich entdecke einen Abstieg Richtung Osten, dann muss ich den Weg nicht zurückgehen. Ich komme den Wolken nun immer näher. Folge einem Pfad über die Wiese und komme an der Lechner Alm dann wieder auf einen breiten Schotterweg.
Jetzt muss ich eigentlich nur noch einen Schlafplatz finden. Da ich ja im und am Breitenberghaus nicht übernachten darf. Links von mir in einer Schneise fließt der Kirchbach. Das wäre doch ganz schön direkt am Bach. Hier ist das Gelände aber noch zu offen. Da vorne fängt der Wald an und ich gehe einfach quer rüber zum Bach. Erst ist es ein bisschen steiler, aber weiter unten gibt es einige ebene Stellen. Ich muss nur irgendwie über den hüfthohen Stacheldrahtzaun klettern. Bis hier geht wahrscheinlich die Weide. Aber die Kühe sind ja schon im Tal. Ich suche mir eine Stelle, wo der oberste Draht keine Stacheln hat. Über dicke Steine überquere ich den Bach, klettere über den Zaun und quere wieder den Bach. Hier ist doch ein super Platz. Man kann mich von den Wegen auf beiden Seiten oberhalb nicht sehen. Ich habe direkt vor meiner Zelttür eine hübsche Badegumpe und einen kleinen Wasserfall. Ich würde mal sagen, das ist ein 5 Sterne Superior Schlafplatz.
Ich baue mein Zelt auf, obwohl es noch hell ist. Hier fühle ich mich wohl. Dann sitze ich am Bach, wasche mich und halte meine Füße in das kalte Wasser.
Mit Sonnenuntergang gegen halb 7 verschwinde ich in meinem Schlafsack. Ich höre nur den Bach rauschen. Das macht mich allerdings auch ein kleines bisschen unruhig, da vom Wasser alle anderen Geräusche verschluckt werden. So höre ich nicht den Wind, die Vögel oder eventuell Schritte.
Was ich aber höre, ist ein Knistern und einen lauten Knall. Noch einen. Die Geräusche kenne ich doch. Bitte nicht schon wieder. Am Fußende meiner Luftmatratze lösen sich die inneren Verklebungen eine nach der anderen und es entsteht ein dicker Ballon. Na toll. Das hatte ich in Norwegen auch, mit einem anderen Modell. Therm-a-rest bietet zwar lebenslange Garantie und dann bekomme ich einfach eine neue Matte, aber das hilft mir für die letzten Nächte jetzt nicht. Nun liegen meine Füße etwas erhöht, schlafen kann ich aber noch darauf.
Thomas Kuhn
Danke für Deine Eindrücke. Das ist wieder eine Ecke, die ich nicht kenne. Herzogstand, Benediktenwand und Schliersee bin ich schon mal abgewandert. Gutes Gelingen weiterhin. Trotz Matratze mit Schlagseite. T.
Sven
Bei Flipflops musste ich lachen und immer wieder an deinen Ausdruck Turnschuhwanderer denken. Ist ja auch supereasy in den SocialMedien andere zu beeindrucken wo man alles wahr.
Der Wasserfall an deinem Schlafplatz ist richtig schön. Nur zum duschen etwas klein.
Benediktenwand-Barbara
Ohh, das ist ja fies mit der Isomatte! Darüber hatten wir ja auf der Benediktenwand auch geredet. Hoffe, du schläfst trotzdem einigermaßen gut! Ich habe Zlite, die ist, glaub ich, unkaputtbar. Aber wahrscheinlich nur bequem, wenn man auf dem Bauch schläft. Der Schlafplatz schaut schön aus! 🙂