Der Tag startet schon ganz entspannt. Da das Frühstück hier inklusive ist, nutze ich das heute. Ich brauche nicht so früh aufstehen und direkt losgehen. Erstmal muss ich sowieso ein bisschen weiter planen. Es ist richtig blöd, dass das Tegelberghaus geschlossen hat. Das bedeutet, dass ich nur die Option habe, unten im Ort zu schlafen. Danach könnte ich die Kenzenhütte und das August-Schuster-Haus reservieren. Dann hätte ich zumindest einen Schlafplatz für die nächsten 3 Nächte. Oder ich mache in Füssen einen Pausentag. Den hätte ich echt nötig. Das funktioniert aber nicht, da die Kenzenhütte dann ausgebucht ist. Nicht so einfach alles.
Mangels Alternativen buche ich also erstmal die Kenzenhütte für Freitag. Das geht ganz unkompliziert online. Das August-Schuster-Haus kann ich online nicht buchen für Samstag, sehe aber, dass genau ein Platz im Lager noch frei ist. Also rufe ich an. Der Hüttenwirt meint, dass alles voll ist. Na toll. Ich sage ihm, dass ich schon unterwegs bin, den Maximiliansweg gehe und keine andere Option habe. Und frage, ob ich dann mein Zelt einfach neben der Hütte aufstellen dürfe. Nein, hier ist alles Naturschutzgebiet. Aber er ist sehr freundlich und weist mich auf die Kenzenhütte hin. Die habe ich ja schon gebucht. Was mit dem Brunnenkopfhaus wäre. Da habe ich auch geschaut, die haben schon zu für dieses Jahr. Dann gibt er sich langsam geschlagen und schreibt meinen Namen auf für Samstag. Irgendwo würde sich immer ein Platz finden. Super! Dann ist das auch sicher. Jetzt noch heute Nacht. Da ein Pausentag leider dann so schnell noch nicht drin ist, kann ich ja heute wenigstens einen kurzen Tag machen und ein Bett im Hostel in Füssen buchen. Ich suche mir von den beiden Hostels das raus, wo ich ab 14 Uhr schon ins Zimmer kann. Dann habe ich den Nachmittag frei.
Guter Plan. Ich freue mich. Das mit den Übernachtungen ist nicht so einfach. Da muss ich immer dran denken, wie einfach das in Norwegen war. Einfach gehen und wo es schön ist das Zelt aufstellen.
Ich packe meine Sachen und bediene mich ausgiebig am Frühstücksbuffet. Es ist nicht viel los. Ich quatsche mit einem Pärchen, das hier einen Kurzurlaub macht. Bei dem Regen heute wollen sie in die Sauna. Das klingt auch gut. Sie sind ganz begeistert von meiner Tour und fragen mich dazu aus. Als sie zu ihrem Tisch gehen, höre ich den Mann noch sagen: „Als Frau ganz alleine so lange unterwegs. Das ist ja was.“
Um kurz nach 10 Uhr bin ich gestärkt, habe ausgecheckt, meine Regenklamotten übergezogen und mache mich auf den Weg. Ich gehe durch Pfronten, nach Meilingen und raus aus dem Ort.
Für eine ganze Weile folge ich der Fahrstraße. Die Steigung ist nicht so steil, es ist gut zu gehen. Ich singe vor mich hin. Und freue mich so sehr über den kurzen Tag.
Mein erstes Ziel auf dem Berg oben ist die Ruine Falkenstein. Da kann ich mich noch ganz gut dran erinnern. Da war ich bei meiner Deutschland-Durchquerung. Als ich am Abzweig zur Ruine stehe, beschließe ich aber, dass ich da nicht nochmal hin muss. So spektakulär war es nicht. Da ist direkt ein Hotel oben und wahrscheinlich viele Menschen. Die zusätzlichen Höhenmeter spare ich mir heute und mache den Tag so kurz wie möglich. Also folge ich einfach weiter der Straße.
Als ich dann hinter der Ruine in den Wald abbiege, stehe ich vor diesem Grenzstein. Genau hier stand ich 2019 und wollte bloß keinen Fuß rüber nach Österreich setzen. Das ist mir jetzt egal, ich durchquere ja gerade kein Land.
Am Alatsee bin ich damals auch hergegangen, aber nicht über den Zirmgrat. Also nehme ich jetzt den Gratweg. Es geht durch den Wald weiter nach oben.
Die Wolken hängen zwar tief, aber der Blick ist trotzdem gut.
Es ist ein schöner Pfad am Hang entlang. Die herbstlich verfärbten Blätter und der Nebel sorgen für eine Kaminofen-Kakao-Kuschel-Stimmung.
Größtenteils geht es durch den Wald, ohne viel Aussicht. Aber auch das grün leuchtende Moos sieht gut aus.
Ich mache einen kurzen Abstecher zum Zwölferkopf auf 1.283 Meter Höhe. Es ist aber ziemlich windig und ungemütlich. Hier bleibe ich nicht lange.
Weiter geht es zum nächsten Gipfel. Diese langen gelb und braun verfärbten Gräser mag ich. Sie erinnern mich irgendwie immer ans Meer und an Dünenlandschaften. Auch wenn ich hier weit weg davon bin.
Auch der Salober auf 1.288 Metern hat kein Gipfelkreuz. Nur einen Grenzstein. Der zweite Gipfel für heute.
Dann geht es runter. Über schmale Pfade, dann breitere Waldwege. Zwischendurch aber doch nochmal ein wenig nach oben und an einigen Aussichtspunkten vorbei. Hier zum Beispiel der Weißensee-Blick.
Als nächstes komme ich am Vier-Seen-Blick vorbei. Man kann den Weißensee, Hopfensee, Forggensee und Bannwaldsee sehen. Der Forggensee ist ein Lech-Stausee und hat eine besondere Bedeutung für mich. Dem Lech bin ich bei meiner Deutschland-Wanderung ziemlich lange gefolgt und habe die ganzen Staustufen gezählt.
An der Saloberalm komme ich auf einen breiten Schotterweg, dem ich weiter bergab folge. Hier kommen mir nun einige Menschen entgegen.
Das waren noch nicht genug Seen-Blicke heute. Ich gehe am Alatsee entlang. Und später noch am Ober- und Mittersee.
Ich folge der Schotterstraße bis nach Füssen. Das ist wieder ein bisschen langweilig und erinnert mich an das lange Tal gestern. Aber heute schmerzen meine Füße nicht ganz so. Ich lese beim Gehen die nächsten beiden Etappen im Wanderführer. Und ich freue mich sehr, dass ich gleich da bin und die Schuhe ausziehen kann.
Ich gehe durch die Füssener Altstadt und bin gegen halb 3 am Hostel. Perfekt. Den Türcode habe ich per Mail bekommen und kann direkt mein Zimmer beziehen. Einchecken und bezahlen kann ich heute Abend, wenn die Rezeption wieder besetzt ist.
Ich ziehe mir trockene Sachen an. Erste Aufgabe ist nun meine Luftmatratze aufzupusten und im Waschraum nass zu machen, um das Loch zu finden. Damit ich bereit bin für die nächsten Zelt-Nächte. Anscheinend hält aber nur der Flicken nicht richtig. Also trocknen lassen und später nochmal ordentlich flicken.
Es hat aufgehört zu regnen und ich gehe in Daunenjacke und Sandalen raus. Ich möchte mich ganz gemütlich ins Bio Café Baumgarten setzen, was warmes trinken, Kuchen essen und dabei schreiben. Es ist ein ganz kleines Café, das ich auch auf meiner Deutschland-Wanderung entdeckt habe und was mir gut gefiel. Der Heidelbeerkuchen ist ein Traum.
Ich mache noch einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt und am Hohe Schloss vorbei.
Im Supermarkt hole ich mir Orangensaft und Sprudel und eine Tüte Chips. Ich habe irgendwie so einen Durst auf Orangenschorle. Dann geht’s zurück ins Hostel und den restlichen Abend verbringe ich mit Füße entspannen und schreiben. Ich gehe nur nochmal kurz raus, um mir eine Pizza zu holen. So ist das gut an diesem halben Pausentag.
Margret Manns
Es ist mal wieder total schön deine Berichte zu lesen. Ganz liebe Grüße von Oms und Ops
Sven
Schabernack am Grenzstein, gute Laune bei Regen, Tee am Nachmittag was will man mehr. Gerade solche Tage tun der Seele gut. Danke für deine Berichte.