Ich bin ganz schön häufig wach geworden letzte Nacht und habe gefroren. Es lagen aber keine Wolldecken mehr herum und ich bin immer wieder relativ schnell eingeschlafen. Gegen 7 Uhr stehe ich auf, mache mich fertig und gehe direkt los. Normalerweise frühstücke ich nicht und auch auf dieser Hütte ist das kein Problem. Ich hatte schon Hütten, die auf ihre Halbpension bestanden haben und wo ich das Frühstück nicht oder nur mit viel Diskussion abbestellen konnte.
Draußen ist es richtig schön. Eisig kalt, aber die Sonne scheint. Es sieht gut aus wie sie die obersten Bergspitzen in warmes Licht taucht. Das Wasser auf den Tischen und Bänken draußen ist gefroren. Und auch das Gras ist ganz weiß vom Frost. Auf geht’s.
Heute fühlt sich alles so leicht an. Mein Rucksack, das Gehen, meine Gedanken. Das ist schön und tut gut.
Ich biege direkt ab in den Wald und steige über einen Pfad in Kehren hoch zum Bäckenalmsattel. Noch gehe ich auf der Westseite. Oben angekommen, bekomme ich dann aber auch die ersten Sonnenstrahlen ab. Wie schnell doch die ersten 300 Höhenmeter geschafft sind.
So plattgedrückt wie das Gras hier überall ist, denke ich, dass hier bis vor kurzem noch viel Schnee lag.
Nach noch 200 Höhenmetern komme ich aus dem Wald und gehe über die Wiese. Ich muss aufpassen, dass ich nicht ausrutsche. Die Pfützen sind alle gefroren. Das dünne Eis gibt aber direkt nach unter meinem Gewicht. Beim nächsten Schritt trete ich auf eine dickere Eisschicht, wo ich wegrutsche. Und dann sind manche Stellen doch nicht gefroren und ich rutsche im Matsch weg. Das kann man nicht gut erkennen.
Die Aussicht bei dem wolkenfreien Himmel ist fantastisch. Und auch der Weg über den Grat ist richtig schön.
Da kann man den Pfad gut erkennen, der sich neben der Kante herschlängelt.
Der erste Gipfel ist der Feigenkopf auf 1.866 Meter Höhe. Es gibt kein Gipfelkreuz. Ich mache vom eigentlichen Weg einen kurzen Abstecher nach oben.
In der Sonne ist es inzwischen richtig warm. Aber der Wind ist echt kalt. Bergab setze ich immer wieder meine Mütze auf, bergauf und an windgeschützten Stellen nehme ich sie ab. Immer hin und her heute.
So ein schöner Weg.
Weiter geht’s mit Blick auf den nächsten Gipfel. Und da kann ich auch schon von weitem das Gipfelkreuz erkennen.
Natürlich geht es aber erstmal wieder ein Stück hinab. Seilversichert über Felsen. Es ist alles trocken und nicht rutschig heute. So macht die einfache Kletterei Spaß.
Weiter geht’s am Steilhang entlang. Immer schön auf den Weg gucken. Zum Umschauen besser kurz stehenbleiben, sonst macht man zu schnell einen Schritt dahin, wo man auch hinschaut.
Und nochmal der Blick zurück. Der auf diesem Bild scheinbar höchste Gipfel ist die Hochplatte. Da wo ich gestern so gerne hoch wollte. Mit dem vielen Schnee zwischen den beiden Spitzen.
100 Höhenmeter wieder nach oben und ich erreiche den zweiten Gipfel. Die Große Klammspitze auf 1.924 Metern.
Hier treffe ich auf 2 andere Wanderer. Sie sind aus Augsburg und machen nur eine Tagestour. Sie kennen sich ganz gut aus und nennen mir ein paar der Berge drumherum. Hier sind mir viele Namen unbekannt. Und das wird von hier in Richtung Osten auch so bleiben. Das ist noch Neuland für mich.
Ich genieße noch ein wenig die Aussicht und dann mache ich mich auch an den Abstieg auf der anderen Seite. Da geht es nun ziemlich steil und mit vielen Seilversicherungen runter. Es gibt aber genug Tritte und Griffe. Ich rutsche auf dem Schotter weg, kann mich aber direkt wieder fangen. Ich ratsche mir nur mein Handgelenk am Fels auf. Nichts schlimmes. Mein linker Oberschenkel hat auch was abbekommen, so wie es sich anfühlt, aber die Hose ist heile.
Da oben rechts komme ich her. Noch ein letztes Stück so steil und dann fangen wieder enge Kehren an.
Hier kann man den weiteren Weg nach unten gut erkennen. Mir kommen nun immer wieder Leute entgegen. Eine Frau fragt mich, ob ich hier schlafen würde. Ich hätte da so eine Matte am Rucksack. Lustig. Ich kläre sie auf, was ich so mache.
Weiter geht es noch ein ganzes Stück nach unten. Am Brunnenkopfhaus vorbei, wo es richtig voll ist auf der Terrasse. Ich habe aber keine Lust auf so viele Leute und den Lärm. Ich suche mir lieber ein Stück weiter im Gras ein Plätzchen und mache Pause. Vom breiten Schotterweg zur Hütte geht es bald wieder auf einen Pfad in den Wald. Und jetzt auch wieder nach oben. Weiter über die Wiese.
Ich hätte auch dem Schotterweg weiter folgen können, aber ich nehme lieber den Gratweg und erklimme noch ein paar Gipfel. Bei dem schönen Wetter heute.
Als nächstes geht es hinauf auf den Hennenkopf auf 1.768 Metern. Es ist wieder ein kleiner Abstecher vom Weg, hin und zurück aber nicht mehr als 20 Minuten. Der Weg führt über große Felsblöcke. Das gefällt mir gut. Oben sitzen einige Leute in der Sonne und machen Pause.
Von hier kann man die Zugspitze sehen. Links hinten die Bergkette mit dem vielen Schnee und davon rechts die hohe Spitze.
Und wieder geht es runter und wieder hoch. Dieses Mal aber nicht so viel.
Der nächste Gipfel wäre das Laubeneck. Ich stehe unten am Abzweig und höre dem Tumult zu. Das hört sich an wie eine Gruppe Jugendlicher, die dort oben randaliert. Da habe ich keine Lust drauf. Den Gipfel lasse ich einfach aus. Der nächste ist schon in Sicht. Und der sieht wieder schön felsig aus.
Ich bin ganz erstaunt, dass am Abzweig die Hütte mit nur noch 15 Minuten ausgeschildert ist. Dann bin ich ja gleich schon da. Der Gipfel ist tatsächlich sehr felsig. Man klettert mit Seilversicherung eine Rinne hinauf. Es gibt ein kleines Gipfelkreuz auf dem schmalen Fels. Und die Hütte ist auch schon in Sicht.
Noch ein letztes Gipfelfoto für heute. Auf dem Teufelstättkopf auf 1.758 Meter Höhe.
Dann geht es nur noch runter. Durch den Wald, über die Wiese und dann einen breiten Weg. Ich komme am August-Schuster-Haus an. Das war so ein schöner Tag heute. Ich komme in die Stube und stelle mich am Tresen an. Die Dame vor mir bestellt Getränke. Der Wirt guckt mich an und meint: „Du bleibst über Nacht. Das machen wir gleich da vorne.“ Die Anmeldung meint er. Aber lustig, dass man mir das ansieht anscheinend. Vielleicht ist es der große Rucksack und dass ich angerufen hatte und als einzige alleine hier bin.
Auch hier lässt man seinen Rucksack im Trockenraum und steckt zusätzlich seinen Hüttenschlafsack kurz in die Mikrowelle, um Bettwanzen vorzubeugen. Man bekommt einen grünen Baumwollbeutel – wie die Einkaufstaschen – und kann dort seine Sachen reinpacken, die man mit aufs Zimmer nehmen möchte. Ich suche mir das Bett ganz am Rand aus in dem kleinen Lager. Die beiden vorderen Betten sind schon belegt.
Den restlichen Abend sitze ich in der Stube, plane die nächsten Tage, schreibe, esse und quatsche zwischendurch mit anderen Gästen. Ich wundere mich etwas über die niedrigen Preise. Als ob hier die Zeit stehengeblieben ist. Eine Johannisbeerschorle kostet nur 3,80 € und nicht über 5 € wie auf den anderen Hütten. Meine Suppe kostet 4 € und Schweinebraten mit Kloß und Blaukraut 7 €. Das ist echt günstig.
Erst als ich sitze und die Beine ausstrecke, merke ich, wie kaputt ich doch bin. Meine Füße kribbeln vor Anstrengung und ich esse meine Suppe wie in Trance. Danach geht es mir schon besser.
Praktisch ist, dass es hier so guten Empfang gibt. Gestern auf der Kenzenhütte hatte ich gar kein Netz. Hier kann ich es nun zum Planen gut gebrauchen. Auch wenn es sonst manchmal schon schön ist ohne. Ich beschließe, hier noch einen Tag zu bleiben und morgen endlich einen Pausentag einzuschieben. Kurz nachgefragt – es ist noch was frei. Super.
Thomas Kuhn
Danke für Deine Eindrücke und die tollen Bilder. Das streichelt meine Seele und ich bin gespannt, was nun kommt. Von den vergangenen Etappen kannte ich einiges von früher. Die nächsten Etappen sind mir aber neu. Gutes Weiterwandern und pass auf Dich auf. Es ist ja wirklich schon spät im Jahr.
Gruß Thomas
Sven
Das war ein wirklich schöner Tag und die Bilder lassen es nur erahnen wie gut du dich dabei gefühlt hast. Wunderbar wie schön die Welt sein kann, wenn der Mensch nicht mittelbar eingreifen kann.