Es hat ziemlich viel geregnet letzte Nacht. Immer wenn ich kurz aufgewacht bin, habe ich die Tropfen auf die Zeltplane prasseln gehört. Und am frühen Morgen liege ich lange wach, weil es doch sehr windig ist. Ich kann zwar nicht schlafen, liege aber trotzdem ganz entspannt da. Inzwischen vertraue ich meinem Zelt wohl genug. Zumindest solange es nicht zu stark stürmt. Das Beste ist, dass morgens nichts gefroren ist. Dann sollte der Weg über die Steine heute ein bisschen einfacher werden.

Um 9 Uhr geht’s los. Über dem See sieht der Himmel ganz freundlich aus. Vor mir sehe ich aber nur grau. Und es tröpfelt immer mal wieder.

Weiter geht es mit dem nicht enden wollenden Steine-Balancier-Spiel. Heute sind die Steine allerdings wirklich nicht so rutschig, was echt angenehm ist.

Graue Steine, weißer Nebel. Irgendwie passt das Wetter zu dieser kargen Landschaft.

Es geht leicht hinab und zwischen den Steinen wachsen wieder ein paar Gräser. Aber noch ist es nicht geschafft. Der erste Bach, der auf der Karte eine schmale blaue Linie ist, ist ganz schön breit. Aber zum Glück nicht tief.

Ich gehe ein Stück daran entlang, aber es gibt keine Stelle mit so vielen Steinen, dass die Füße trocken bleiben würden. Na gut, also rein ins kalte Wasser.

Als ob der Bach eine Trennlinie ist, hören die blöden Geröllfelder dahinter endlich auf. Ich gehe über Moos und Flechten, die typische Tundra eben. Es fühlt sich an, als würde ich über Wolken spazieren. Der Boden ist weich unter meinen Füßen und ich muss nicht jeden Schritt ganz vorsichtig setzen. Herrlich!

Ich gehe am nördlichen Hang des Važžečearru entlang. Links von mir die tiefe Schlucht des Flusses Važžejohka. Lange kann ich kein Wasser sehen, weil ich zu weit weg bin und der Einschnitt zu tief ist. Ob es ein reißender Fluss ist da unten oder nur ein trauriges Rinnsal? Ich gehe über viele kleine Hügel und kann mich gut an dem Fluss orientieren.

Der Nebel verzieht sich oder besser gesagt, lasse ich ihn hinter mir. Vor mir klart der Himmel immer weiter auf. Der Fluss knickt nach Norden ab und ich gehe weiter mit direktem Kurs auf den Stálogáisá zu, wo die Quad-Spur beginnt. Über diese weite Ebene, die etwas sumpfig aussieht.

Davor quere ich noch zwei Bäche. Der zweite ist richtig blöd. Eigentlich nicht so tief, aber die runden Steine im Wasser sind so glitschig, dass ich wenig Halt habe. Ich denke, dass ich sicher stehe, belaste den Fuß und stehe plötzlich doch bis zum Knie im Wasser, weil der Stein wegrutscht. In meinen rechten Socken läuft Wasser rein, da helfen auch die wasserdichten Socken nicht weiter.

Dann ist es eine Weile nass und sumpfig, wird aber besser als es wieder leicht hochgeht. Ich komme an einem kleinen See vorbei, der nicht in der Karte eingezeichnet ist. Es ist Punkt 12 Uhr und gerade eben kommen zwei Sonnenstrahlen durch die Wolken. Also gibt es heute mal wieder eine ordentliche Pause. Es ist fast windstill und auch ohne Bewegung nicht allzu kalt. Die Sonne ist zwar schnell wieder verschwunden und es fängt an zu tröpfeln, aber ich lasse mich nicht davon abbringen, zu kochen und ein warmes Thai Curry zu essen.

Gestärkt geht es weiter. Ich habe es fast geschafft. Noch ein Stückchen weiter hoch, bis zwei Seen in Sicht kommen. Links der Berg ist der Stálogáisá und ich kann beim Näherkommen auch schon die Reifenspuren entdecken.

Ich beschließe allerdings, ein Stück weiter querfeldein zu gehen und noch nicht der Quad-Spur zu folgen. Diese macht nämlich einen großen Bogen, führt über den Berg nach Norden und dann östlich davon wieder Richtung Süden. Da kann ich doch auch den direkten Weg nehmen.

Also gehe ich zwischen Gipfel und See den Hang ein Stück hinauf. Der Boden ist flach und ich freue mich, dass es so leicht ist. Nach rechts habe ich nun einen Blick auf die Laksefjordvidda. Über diese Hochebene und durch das Ifjordfjellet wollte ich ursprünglich nach Ifjord gehen. Aber mit den kleinen Schotterstraßen die nächsten Kilometer wollte ich es mir jetzt ein bisschen einfacher machen. Die Laksefjordvidda ist wohl bei Anglern sehr beliebt und es gibt auch ein paar Hütten. Ich sehe im Moment nur eine dunkle, weite Ebene mit vielen Seen.

Es geht einfach weiter, an noch einem namenlosen See vorbei. Zwischendurch ist es wieder etwas steiniger, aber das ist kein Vergleich zu den Geröllfeldern vorher.

Ich gehe durch eine breite Senke zwischen zwei Hängen und scheuche eine große Herde Rentiere auf.

Ein paar Tiere bleiben oben am Hang stehen und beobachten mich, bevor sie ganz hinter dem Hügel verschwinden. Das Rentier ganz links hat ein besonders großes Geweih.

Hier gibt es wieder diese außerirdisch grün aussehenden Flechten, die im Schatten irgendwie leuchten. So sieht der Boden hier kilometerweit aus.

Ich komme der Kante immer näher. Um wieder auf die Quad-Spur zu kommen, muss ich noch einen Hang hinunter. Ich hoffe, dass es nicht so steil ist. Von hier kann ich es noch nicht erkennen.

Es ist zwar steil, aber ich finde relativ einfach einen Weg hinunter. Und kann auch schon die kleine Straße sehen, die sich zwischen Hügeln und Seen entlangschlängelt.

Ich peile einen langgezogenen See an. Da drumherum und dahinter sollte die Quad-Spur sein. Ich komme näher und sehe Warnschilder und einen Zaun. Das ist kein See, sondern ein Fluss, der aus einem Tunnel aus dem Berg geschossen kommt. Zum Glück kann ich aber am Zaun entlang den Hang wieder hinaufsteigen und auf der anderen Seite hinunter. Willkommen im Land der Wasserkraft.

Dann stehe ich auf der erdigen und steinigen Straße. Das waren die Gaissane Berge – erfolgreich durchquert. Trotz des ganzen Gerölls bin ich froh, nicht Straße gegangen zu sein. Vor den ganzen Steinen war es schließlich richtig schön!

Jetzt ist es erst 15 Uhr, aber weit will ich gar nicht mehr gehen. Bis Ifjord sind es noch ungefähr 40 Kilometer, davon 6 Kilometer weglos. Das sind zwei entspannte Tage und dann komme ich am Sonntag an. Es gibt einen Campingplatz und auch ein Café. Ich hoffe sehr, das beides geöffnet hat.

Ich gehe noch einen Kilometer die Straße entlang und finde einen schönen Platz am Fluss. Es geht einen kleinen Hang hinunter und die flache Ebene ist von der Straße nicht zu sehen. Es scheint ein beliebter Ort zu sein, es gibt auch eine Feuerstelle. Windschutz habe ich hier zwar nicht, aber das sollte heute Nacht kein Problem sein.


20,9 km
4:45 h
312 hm
675 hm
599 m