Meine beiden Ruhetage vergehen wie im Flug. Ich schlafe viel, gönne meinem Körper ganz viel Ruhe und fühle mich schon viel besser. Auch wenn ich noch ein bisschen verschleimt bin und huste, fühle ich mich wieder fit. Ich habe richtig Lust, morgen weiterzugehen. Das war jetzt genug herumliegen, meine Füße kribbeln wieder. Und ich bin richtig aufgeregt. Die nächste Etappe wird anspruchsvoll. Schon vor der Tour gab es immer wieder Leute, die versucht haben, mich davon abzubringen, komplett in Norwegen bleiben zu wollen. Aber ich habe eine Route auf einem norwegischen Blog gefunden, es ist also durchaus möglich. Nachdem, was ich bisher gelesen habe, kann man sich die Gegend mehr wie die Alpen vorstellen, nur weglos. Hinter der Ragohytta bin ich komplett auf mich alleine gestellt, keine Wege, keine Hütten, kein Empfang.

Ich habe gestern und heute nochmal die Karten studiert und mir Notizen an den Rand geschrieben. Den Teil zwischen Ragohytta und Røysvatn kenne ich wahrscheinlich jetzt auswendig. Tonje, die Campingplatz-Besitzerin, hat für mich einen Freund angerufen, der für ein Unternehmen arbeitet, die Touren durch den Rago anbieten. Sie kommt abends in meiner kleinen Hütte vorbei und bringt mir einen Zettel mit zwei möglichen Routen mit. Die Durchquerung wäre auch beim aktuellen Wetter mit so viel Wasser möglich, ich solle nur vorsichtig sein auf den ganzen rutschigen Felsen. Das klingt super, endlich mal jemand, der mir Mut macht, statt mich davon abbringen zu wollen. Wir quatschen auch noch eine Weile ganz nett. Sie betont ein paar Mal, wie toll sie das finde, was ich mache und das sie zu mir aufblicke. Zum Schluss nimmt sie mich in den Arm und wünscht mir alles Gute. Das war unerwartet und schön! So eine Umarmung kann man auch beim Wandern mal gut gebrauchen.

Ich hole nachmittags meine neue Luftmatratze bei der Post ab und schicke die Kaputte zurück. Außerdem schicke ich ein Paket nach Lindesnes, mit Karten, die ich nicht mehr brauche, der ersten kaputten Matte und meinen alten Schuhen. In meinem Versorgungspaket war ein neues Paar drin, aber die alten kann ich Zuhause noch anziehen. Außer, dass das Netz an den Innenseiten gerissen ist, sind sie noch in Ordnung. Das Paket landet in Lindesnes bei Markus im Auto und ich kann es mir nach der Wanderung irgendwann abholen.

Heute regnet es den ganzen Tag. Gestern konnte ich aber noch ein paar schöne Fotos von dem felsigen Berg draußen machen. Morgens mit noch ein bisschen Nebel.

Nachmittags mit klarer Sicht.

So, jetzt habe ich meinen Rucksack schon so weit gepackt. Mit Essen für die nächsten 2 bis 3 Wochen. Morgen geht’s weiter – den Rago rocken! Wie Markus so schön geschrieben hat.