Fast rechne ich damit, hier im Wald oder auf der Sumpf-Wiese einem Elch oder anderem Wild zu begegnen. Ich habe auf dem Weg gestern nämlich ganz schön viele Köttel-Haufen gesehen. Ich bin nicht ganz sicher, aber nach meiner Recherche dürfte es Elchkot gewesen sein. Es lässt sich allerdings kein Tier blicken oder sie kommen mich nur heimlich besuchen, während ich schlafe.

Ich habe heute Nacht einen Trick ausprobiert, den ich mal irgendwo gelesen habe. Wenn die Klamotten abends nass sind, einfach beim Schlafen unter die Luftmatratze legen und dann würden sie ganz gut trocknen durch die Körperwärme. Oder einfach mit den nassen Sachen in den Schlafsack kriechen, aber das wollte ich nicht. Also habe ich Shirt und Hose auf dem Zeltboden glatt ausgebreitet. Darunter liegt noch meine Schaumstoffmatte und darüber habe ich meine Luftmatratze gelegt. Mal abgesehen davon, dass die Sachen morgens gebügelt sind, sind sie tatsächlich nur noch feucht. Das hat also ganz gut geklappt. Im feuchten Zelt trocknet sonst ja gar nichts nachts. Und noch ein Vorteil ist, dass die Sachen nicht so eiskalt sind, wenn man sie morgens wieder anzieht. Die restliche Feuchtigkeit trocknet dann schnell beim Wandern.

Irgendwie mag ich es besonders morgens im Wald oder irgendwo in der Natur zu stehen beim Zähneputzen. Frag mich nicht, wieso. So hat halt jeder seine Macken 😉 Es ist wieder halb 10 bis ich losgehe. Weiter geht es auf dem schmalen Pfad durch den Wald und über sumpfige Wiesen. Zum Warmlaufen geht es auch erstmal bis auf knapp über 500 Meter Höhe hinauf.

Bei dem hellen Boden durch die ganzen vertrockneten Gräser denke ich zwischendurch eher, dass ich durch die afrikanische Steppe laufe. Wobei es da wahrscheinlich trockener wäre. Hier verbirgt sich darunter viel Wasser.

Der Weg gefällt mir richtig gut. Allerdings verliere ich zweimal den Pfad aus den Augen. Hier ist eine Offlinekarte und die GPS-Position Gold wert, da es nichts gibt, woran man sich orientieren könnte. Es sieht in jede Richtung gleich aus. Mit der Papierkarte und Kompass geht es auch, aber beim Maßstab 1:50.000 ist es dann auch schwierig den winzigen Pfad wiederzufinden. Da nutze ich doch gerne die moderne Technik.

Irgendwann komme ich an einer kleinen Holzhütte vorbei. Vielleicht eine Jagd- oder Anglerhütte, wer weiß. Oder jemand, der gerne seine Ruhe haben möchte, fernab von aller Zivilisation. Dann geht es über einen Wiesenweg steil bergab bis ich in der Nähe von Uleberg auf einen Schotterweg stoße.

Jetzt geht es erstmal ein Stückchen nach Süden, dabei ist die Richtung völlig falsch. Ich möchte doch nach Norden. Aber einen anderen Weg nach Evje rüber habe ich nicht gefunden. Ich folge Schotter- und Waldwegen am Fluss Dåselva entlang. Dabei komme ich an 2 Arbeitern vorbei, die Holz spalten und sogar eine Spaziergängerin mit Hund kommt mir entgegen. So viele Menschen heute, das ist ja schon ganz ungewohnt.

Bei Kallhovd muss ich wieder auf die Straße, dann ist es aber nicht mehr weit. Auf der Karte ist auch ein Pfad eingezeichnet, aber eine Brücke gibt es nicht. Ich stehe auf einer großen Wiese, vor mir der Fluss und dahinter eine Schafweide und der Bauernhof. Na gut, dann wird das meine erste Furt. Hoffentlich hat der Bauer nichts dagegen, dass ich seinen Schafen einen Besuch abstatte. Wobei die sowieso wieder wegrennen, sobald ich näher komme. Der Fluss ist breit und flach, also perfekt zum Furten. Nur auf ein paar Algen sinke ich ein bisschen mehr ein, aber ich werde nicht mal bis zur Hälfte der Waden nass. Hier habe ich es dann schon geschafft.

Hoffentlich rennen auf dem Hof keine Hunde rum. Als ich das Gatter öffne, höre ich sie zwar bellen, aber sie sind zum Glück in einem großen Käfig eingesperrt. Also alles wieder gut verschließen, nicht dass noch ein Schaf ausbüchst wegen mir. Dann stehe ich wieder am Straßenrand.

Die letzten paar Kilometer gehe ich durch Dåsnes und über eine große Brücke nach Evje. Hier ist ganz schön viel Verkehr, das wirkt fast schon wie eine Autobahn. Hier führt die E9 von Kristansand aus her. Da mag ich die einsamen Wälder lieber. Das letzte Stück geht’s durch ein Industriegebiet und dann stehe ich nachmittags vor dem Campingplatz Odden Camping in Evje. Direkt vor dem Campingplatz an der Straße sind 2 Supermärkte und dahinter fließt die Otra. Perfekt für eine Pause!

Da noch keine Urlaubssaison ist, hat die Rezeption nur morgens eine Stunde geöffnet. Also mache ich einen Rundgang und suche mir einfach ein schönes Plätzchen aus. Sonst stehen hier nur Wohnmobile, andere Zelte sehe ich nicht.

Dann kann erstmal alles trocknen, was von letzter Nacht noch nass ist. Und heute hat es auch immer wieder genieselt zwischendurch. Ich wasche ein paar Klamotten, spüle meinen Topf und gehe einkaufen. Das ist ein Festmahl – ich plündere die Salatbar im Supermarkt und es gibt eine knackige, saftige Birne zum Nachtisch!

Und jetzt habe ich auch mal Zeit und genug Empfang, mich um meine Versorgungspakete zu kümmern. Ich habe in Kristiansand 9 Pakete auf den Weg geschickt. Diese wurden auch alle ein paar Tage später zugestellt, allerdings nicht an die angegebenen Adressen, sondern an eine Filiale im nächsten Ort. Ich mache mir schon echt Gedanken, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe beim Frankieren. Als wir noch in Lindesnes auf dem Campingplatz waren, hat der Besitzer aber erklärt, dass das in Norwegen vor 5 Jahren abgeschafft wurde, dass Pakete bis zur Haustür geliefert werden. Na gut, das muss man wissen, das steht nirgendwo. Also schreibe ich an alle Empfänger nochmal eine E-Mail, dass das Paket abgeholt werden kann. 2 melden sich zurück und bitten mich, doch die Lieferung bis zur Tür zu beauftragen. Das kann man über die Sendungsverfolgung online für nochmal 9 € extra beauftragen. Soweit kein Problem, nur dass das über mein Handy scheinbar nicht funktioniert. Ich bekomme in dem Prozess irgendwann immer einen Server Fehler angezeigt. Also rufe ich bei der norwegischen Post an und die Dame ist ganz hilfsbereit, kann sich aber nicht erklären, woran es liegt. Ich solle es später nochmal probieren oder über einen PC. Das war vorgestern und über mein Handy funktioniert es immer noch nicht. Also hilft Mama mir und wir machen das per Telefon zusammen an ihrem Laptop. Endlich habe ich das dann auch aus dem Kopf. Sich um so Kleinigkeiten zu kümmern, ist von unterwegs dann manchmal doch recht kompliziert. Nun sind inzwischen 4 meiner Pakete abgeholt worden, 2 werden am Montag zugestellt und die anderen 3 warten noch auf Abholung. Da habe ich bisher keine Rückmeldung mehr von den Leuten bekommen. Aber bis Anfang Juni ist noch Zeit, also bemühe ich mich, mir noch keine Gedanken zu machen.

Ich schaue noch ein bisschen in die Karte für die weitere Route, bis mir zu kalt wird draußen und ich mich lieber in den Schlafsack verkrieche.


16,7 km
3:50 h
194 hm
416 hm
512 m