Hier geht’s direkt zu den Infos zu meinen Versorgungspaketen

Ich komme nicht aus dem Bett heute. Am liebsten würde ich den ganzen Tag liegen bleiben. Eigentlich wäre das der perfekte Pausentag. Den habe ich ja jetzt auch schon ziemlich lange aufgeschoben. Der letzte ist wieder 10 Tage her. Und mein Körper signalisiert ganz deutlich, dass er heute nicht laufen will und Ruhe braucht. Das merke ich schon daran, dass ich 9 Stunden geschlafen habe und immer noch total müde bin. Ich wache erst um halb 8 auf, was für mich richtig spät ist. Aber ich habe ja in Gjefsjøen Bescheid gegeben, dass wir morgen oder übermorgen ankommen und Markus und ich wollten zusammen durch den weglosen Sumpf stapfen. Ich gebe mir also eine Ruck, stehe auf und fange langsam an meine Sachen zu packen. Ohne jegliche Motivation. Ich werfe mal so in den Raum, dass ich eigentlich einen Tag Pause bräuchte und gerne hierbleiben würde. Eine Reaktion bleibt erst aus, also packe ich weiter. Bis Markus ins Überlegen kommt. Er schleppt sich eigentlich auch schon die letzten beiden Tage nur noch durch die Gegend, ist aber im Zwiespalt. Manchmal denkt man einfach, man würde nicht vorwärts kommen, dabei haben wir genug Zeit. Letztendlich ist er auch für die Pause. Das hier ist erstmal die letzte Hütte und die Wettervorhersage lautet wieder Regen an jedem Tag ab heute. Es ist also egal, ob wir im Mittwochs-Regen oder im Donnerstags-Regen weitergehen. Ich packe wieder aus, breite den Schlafsack im Bett aus und meine Laune steigert sich um 150 Prozent.

Schade ist nur, dass wir hier im Funkloch stecken und ich meinem Opa nicht zu seinem achtzigsten Geburtstag gratulieren kann. Aber er spürt bestimmt, dass ich an ihn denke!

Dann kann ich jetzt auch meine Merinowoll-Sachen draußen aufhängen zum Lüften und noch ein paar Sachen waschen und über dem Kamin trocknen.

Ich mache mir Cracker mit Blaubeer-Marmelade, bringe mein Tagebuch (aka meinen Blog) auf den neuesten Stand, schaue in die Karte, höre Musik und liege einfach nur faul auf dem Boden rum. Mal sehen, wann ich das nächste Mal Empfang habe, damit ihr auch weiterlesen könnt.

Das war die beste Entscheidung des Jahres, hier doch eine Pause einzuschieben! Halbe Pausentage werden ab jetzt gestrichen, die bringen mal gar nichts. Viel besser ist das Gefühl, wenn man morgens gar nicht erst loslaufen muss.

Jetzt noch ein paar Dinge, die ich in den letzten Tagen vergessen habe zu schreiben. An Tag 50 habe ich noch Markus‘ Video von Røros eingefügt. Ich bin zwar nicht zu sehen, aber wir waren ja viel zusammen in der schönen Stadt unterwegs.

An Tag 56 habe ich auch sein Video der Etappe bis Meråker eingefügt. Da habe ich einige Szenen abbekommen 🙂

Dann hat mir Martin noch angeboten, die Bilder von meinen Händen mit den Verletzungen einem befreundeten Dermatologen mit Spezialgebiet Pflanzenallergien zu zeigen, damit er eventuell bestätigen kann, dass es wirklich Riesen-Bärenklau war. Und er schreibt mir von einem jungen Schweden, der kurz hinter Evje seine Norge på langs Wanderung abbrechen musste. Er hatte durch eine Berührung mit der schrecklichen Pflanze Atemprobleme und wäre beinahe erstickt, da er einen Allergieschock hatte. Eine Polizeistreife hat ihn am Straßenrand gefunden. Da habe ich also echt Glück gehabt!

Ich habe der „Teeklatsch“-Galerie noch ein paar Bilder hinzugefügt. Danke für eure Einladungen und das „gemeinsame“ Getränk! Und danke auch an Kirsten, Anna, Nanni, Frank, Claudia, Daniel, Bibi, Birgit & Wolfgang, Matthias, Oma & Opa und Henning! Vielleicht finde ich nach der ganzen weglosen Wildnis ja mal wieder ein schönes Café. Aber erstmal muss ich es zurück in die Zivilisation schaffen 😉


Infos zu meinen Versorgungspaketen

Zum Abschluss noch ein paar Infos zu meinen Versorgungspaketen. Daniel hat letztens einen Kommentar dagelassen und sich einen Beitrag dazu gewünscht. Also, bitte sehr 🙂

Ich habe mich im Endeffekt für 9 Versorgungspakete entschieden, die ich verschicken wollte, um sie dann unterwegs wieder einzusammeln. Erst waren es sogar 12, aber es ist in manchen Gebieten gar nicht so einfach, passende Depot-Stellen zu finden. Nachdem meine grobe Route fertig geplant war, habe ich die Karte ungefähr im 2-Wochen-Rhythmus nach Campingplätzen, bewirtschafteten Hütten an der Straße und Pensionen abgesucht. Alles Leute, die ich anschreiben und fragen könnte, ob sie ein Paket für mich annehmen und verwahren, bis ich bei ihnen vorbeikomme. Da ich niemanden in Norwegen kannte, musste ich die Pakete alle vor dem Start schon verschicken. Der Nachteil ist, dass ich dann relativ festgelegt bin mit meiner Route. Aber im Notfall könnte ich die Leute immer noch bitten, das Paket woanders hinzuschicken für mich. Und ich habe extra so geplant, dass die Depots an Punkten liegen, wo ich auf jeden Fall vorbeikomme, ob ich jetzt meine eigentliche oder eine alternative Route laufe.

Auf jeden Fall sollte man früh genug damit anfangen, Leute anzuschreiben. Ich habe das alles per E-Mail gemacht. Manche Hütten und Campingplätze erreicht man nur per Telefon, die habe ich direkt wieder gestrichen von meiner Liste. Das war mir zu kompliziert und fehleranfällig, je nachdem wie gut sie Englisch gesprochen hätten. Auf manche Antworten wartet man ewig, andere haben mir bis heute nicht geantwortet. Die Norweger scheinen da ziemlich entspannt zu sein und antworten eben manchmal auch erst 2 Wochen später. Mit jeder positiven Rückmeldung habe ich einen kleinen Freudentanz aufgeführt. Mit jeder ausbleibenden Antwort wurde die Route wieder angepasst und jemand anderes angeschrieben. Das ging ziemlich lange so bis ich alle zusammen hatte und zufrieden war. In den E-Mails habe ich dann auch direkt nachfragt, ob ich in der Nähe eine neue Gaskartusche kaufen kann oder ob sie mir eine besorgen würden, wenn es keine Geschäfte in der Nähe gibt. Die Antworten, die ich bekommen habe, waren positiv und die Leute sehr hilfsbereit. Eine Antwort habe ich auf norwegisch bekommen und musste erstmal den Übersetzer befragen. Andere haben mir direkt angeboten, dass ich auch kostenlos dort übernachten könne solange ich möchte.

Hier die Liste der Depots, die es letztendlich geworden sind:

  • Storestølen Fjellhotell
  • Tynset Rom & Camping
  • Gjefsjøen Fjellgård
  • Stekvasselv Gård
  • Strømhaug Camping
  • Cunojávrihytta
  • Ovi Raishiin / Nordkalottstua
  • Skoganvarre Villmark
  • Adventure Camp Mehamn

Besonders sind die Cunojávrihytta und Nordkalottstua, bei beiden gibt es keine Zivilisation oder auch nur eine Straße in der Nähe. Jon, der Chef vom DNT in Narvik, bringt mir mein Paket zu Fuß auf die Hütte bevor ich ankomme. Und das Team vom Halti Nationalpark bringt es mir bei einem ihrer wöchentlichen Besuche ins Reisadalen zur Hütte. Das ist echt super lieb, damit hätte ich vorher nicht gerechnet! Dadurch, dass ich komplett in Norwegen bleiben möchte, kann ich einige beliebte Stellen auf der schwedischen Seite nicht nutzen. Aber so passt es ja. In Norwegen sind beliebte Depots ansonsten noch die Umbukta Fjellstue und die Huskyfarm Innset. Dort wird NPLern wohl gerne geholfen.

Ich bin mit einem Freund zusammen mit dem Auto nach Norwegen gefahren und habe meine Pakete dann aus Kristiansand verschickt. So habe ich mir die Zollerklärung und das Bangen erspart, ob die Pakete es wirklich durch den Zoll schaffen. Ansonsten muss man sich auch die Beschränkungen für Lebensmittel anschauen vorher. Der Zollbeamte am Hafen hat sich gar nicht für uns interessiert. Außerdem ist es so um einiges günstiger. So oder so sollte man wissen, dass die Pakete in Norwegen nie direkt bis an die Haustür geliefert werden von der Post, sondern immer an eine Filiale oder Paketstation. Je nach Adresse, die man auf jeden Fall vorher nochmal erfragen sollte bei den Leuten. Das wusste ich vorher nicht und habe mich gewundert, was ich falsch gemacht habe, dass in der Sendungsverfolgung überall hinter zugestellt irgendein Supermarkt mit Postschalter stand. Eigentlich sollten die Leute dann eine Benachrichtigung bekommen, dass da ein Paket für sie ist, ich habe aber alle nochmal angeschrieben und manche wussten noch von nichts. Andere wollten das Paket nicht in der Filiale abholen und ich musste eine extra Lieferung zur Haustür beauftragen. Das kann man für 9 € extra über die Sendungsverfolgung machen.

Um zu wissen, welchen Abstand ich überbrücken kann zwischen den Paketen, habe ich ausprobiert, wie viel Essen ich auf einmal in meinen Rucksack bekomme und auch noch gut tragen kann. Da sind dann ca. 2 Wochen bei herausgekommen. Am Anfang etwas mehr, da ich noch nicht so viel Hunger hatte und es genügend Einkaufsmöglichkeiten und Hütten mit Proviant gibt. Da kann man dann eh nicht widerstehen beim Vorbeilaufen und gönnt sich irgendetwas leckeres. So ist es jedenfalls bei mir.

Das ist dann der Inhalt meiner Pakete:

  • Tägliche Snack-Tüte mit Nüssen und Trockenfrüchten
  • 2 mal pro Tag ein selbstgemachtes, gedörrtes Fertiggericht
  • Kleine Flasche Olivenöl für Fertiggerichte
  • Tüte mit Leinsamen-Hefeflocken-Mischung für Fertiggerichte
  • Knäcke- bzw. Schüttelbrot
  • Dunkle Schokolade
  • Tee
  • Zahnputztabs
  • Wanderkarten
  • Passender Rücksendeumschlag für alte Karten
  • Feueranzünder
  • Kleines Geschenk für die netten Leute, die mein Paket für mich verwahren

Plus diese Sachen, die ich nur in jedes zweite oder dritte Paket gepackt habe:

  • Fußcreme
  • Wundheilsalbe
  • Seife
  • Schuhe
  • Gamaschen

Zusätzlich gibt es mit dem Paket nach der Hälfte der Strecke eine neue Zahnbürste. Und im letzten Paket einen noch geheimen Brief und Geschenk meiner Eltern 🙂 Wobei das letzte Paket hauptsächlich für die Rückreise gedacht ist. Da ich mit Schiff und Zug langsam zurückfahren möchte, muss ich da nochmal ca. 10 Tage für einrechnen.

Das war alles, was mir gerade einfällt dazu – schreibt Fragen sonst einfach in die Kommentare unten.