Wow, da haben wir genau den richtigen um Hilfe gefragt. Unser Tag morgen ist gerettet und wir müssen den Namsvatnet nicht umlaufen! Wir sind überglücklich.

Wir sitzen gemütlich beim Frühstück, das hier inklusive ist. Da wir die einzigen Gäste sind, müssen wir auch nicht mal zum Buffet laufen. Hilde hat uns alles schon auf den Tisch gestellt. Unser Plan ist, gleich überall herumzufragen, ob uns irgendjemand ein Boot leihen kann. Einen Versuch ist es wert. Egal ob Kanu oder Ruderboot, hauptsache ohne Motor. Markus könnte natürlich auch mit dem Motorboot-Taxi fahren, aber wir wollen ja noch zusammen durchs Børgefjell laufen, also macht er mit bei meinem Plan. Was mich sehr freut 🙂 Lust auf Paddeln hat er auch. Das ist natürlich umso besser, wenn wir das zusammen machen. Wenn wir ein Boot bekommen sollten, dann mache ich mir nämlich trotzdem noch Sorgen um den Wind und die Überfahrt. Ich kann zwar Kanu fahren, habe es aber lange nicht gemacht und der See ist schon ziemlich groß.

Unsere Hoffnung ist nicht allzu groß und ich stelle mich schon mal aufs Laufen ein. Während wir beim Frühstück sitzen, kommt ein Kerl aus der Küche, den wir gestern Abend auch schon hier gesehen haben. Er hilft Hilde wohl manchmal. Wir schauen gerade auf die Karte und er fragt, ob wir schon eine Route durchs Børgefjell haben. Da nutze ich doch gleich die Chance und erzähle ihm, dass wir eine Absage vom Kanuverleih bekommen haben und jetzt noch nicht so recht wissen, was wir machen. Er stellt sogar keine doofen Fragen, als ich sage, dass ich auf meiner Wanderung nichts mit Motor benutzen möchte. Die meisten fragen direkt, wieso ich mir das antue und verstehen nicht, wieso ich nicht einfach das Taxi nehme und 20 Minuten später am anderen Ende des Sees weiterlaufe. Stattdessen nickt er einfach und überlegt. Es gibt hier im Ort ein Freiwilligen-Center, wo Kanus verliehen werden. Auch alle mögliche andere Ausrüstung kann man dort leihen. Kinder und Jugendliche hier aus dem Ort zahlen dafür nicht einmal was, Erwachsene 300 NOK pro Tag. Er kann nichts versprechen, weil im Moment Urlaubszeit ist, aber er und Hilde kümmern sich drum und fragen nach. Das klingt ja schon mal vielversprechend.

Während wir warten, gibt er uns noch mehr wertvolle Tipps. Wenn wir den See östlich umlaufen, sollen wir relativ nah am Ufer gehen. Es ist nass, aber nicht zu sumpfig und dort muss man sich wenigstens nicht durchs Gestrüpp schlagen. Wenn man kurz vor der Børgefjellbua der Straße nach Osten folgt und am Ende weiter in die Richtung geht, kommt man zu kleineren Seen mit ganz vielen Hütten. Dort gibt es sogar eine Brücke und auch fast am Ende des Sees, über den Fluss Orvasselva, gibt es noch eine Brücke. Die Umgehung wäre also scheinbar gar nicht so aufwendig wie gedacht. Ich markiere mir die Stellen sicherheitshalber schonmal auf meiner Karte. Und im Moment darf man auch östlich des Sees herlaufen. Es gibt Zeiten, wo das verboten ist, da dort eine seltene Vogelart brütet. Das Gebiet gehört schon zum Børgefjell Nationalpark.

Dann kommt Hilde wieder aus der Küche und die beiden unterhalten sich auf norwegisch. Und? Wir haben Glück! Wir bekommen 2 Kanus und werden mit Paddeln und Schwimmwesten ausgestattet. Das ist echt so super! Und das für nur 30 € pro Person. Dazu kommt noch, dass unser freundlicher Helfer – ich habe leider nicht nach seinem Namen gefragt – uns die Boote morgen zum See bringt, dass wir mittags lospaddeln können, wenn wir dort ankommen. Und dass er sie auf der anderen Seite an der Viermahytta auch wieder abholt mit seinem Motorboot. Wir sollen sie einfach dort liegenlassen und weitergehen. Damit hätten wir nicht gerechnet und sind begeistert von der Hilfsbereitschaft der Menschen.

Wir quatschen noch eine ganze Weile und er erzählt uns, dass er mit seinen 12 Hunden in einer Gamme wohne. Ohne Strom und Wasser. Auf dem Weg zum See würden wir daran vorbeikommen. Er fährt Touristen mit Hundeschlitten durchs Børgefjell. Vor Corona hatte er 30 Hunde, musste aber leider viele verkaufen, weil plötzlich alle Buchungen storniert wurden. Er trainiert die Hunde und ist auch schon 2 mal beim Hundeschlitten-Rennen in der Finnmarksvidda mitgefahren.

Der restliche Tag vergeht wie im Flug mit einem Spaziergang zum Supermarkt, Ausrüstung flicken, Essen für die nächsten Tage aufstocken, schreiben und entspannen.

Aber wir liegen nicht nur auf der faulen Haut und liefern uns ein kleines Fußball-Match. Das macht Spaß! Ich liebe es, mich so auszupowern.

Am Schluss machen wir Latten-Schießen um ein Eis, das Markus gewinnt. Also geht’s direkt zum Supermarkt und wir schlendern mit einem Eis durch das kleine Örtchen zurück.

Abends sitzen wir noch mit Hilde und 2 Norwegern draußen auf der Terrasse. Wir sind seit gestern schon die einzigen Gäste. Unser super netter Kanu-Helfer ist auch dabei und wir klären nochmal alles für morgen. Er bringt uns zwei Kanus zum See, dann können wir entscheiden, ob wir eins zusammen nehmen oder jeder eins. Die großen Kanus sind alleine ziemlich schwierig zu steuern, wenn man kein Doppelpaddel hat wie beim Kajak. Und im Kajak wäre wahrscheinlich nicht genug Platz für unser Gepäck. Aber das werden wir schon alles hinbekommen morgen. Ich freue mich auf die Abwechslung und das Abenteuer auf dem Wasser. Ein bisschen aufgeregt bin ich auch.

Dann noch ein Endspurt zu meinem Schreib-Marathon und – tadaa, jetzt ist wieder alles aktuell. Juchhu!