Ich bin früh wach und schaffe es endlich mal, ein bisschen zu schreiben. Bis zum Frühstück, das gibt es um 8 Uhr. Ein kleines Buffet. Außer uns scheinen nur noch 2 oder 3 andere Gäste da zu sein. Ich habe allerdings nicht viel Hunger, ich bin noch satt von gestern. Danach geht es zum Supermarkt. Das war ja neben der Pizza der Grund für unseren Umweg. Ich brauche neues Mückenspray, was übrigens immer eine Investition ist. Knapp 15 € für ein kleines Fläschchen. Aber es sorgt für entspannteres Wandern. Und ein paar Snacks und zusätzliches Essen landen auch im Einkaufskorb. Wir haben schon festgestellt, dass auf so einer Wanderung alles anders und alles erlaubt ist. Ich esse hier Sachen, die ich Zuhause nicht esse, weil sie mir zu ungesund sind oder weil ich sie einfach nicht mag. Wer mich kennt, findet auf dem Bild einiges davon.

Wir wollen heute nach Tverrelvnes gehen, dort vorbeischauen und etwas weiter dann einen Zeltplatz suchen. In Stekvasselv, wo mein nächstes Paket und ein Pausentag warten, sage ich Bescheid, dass ich durch meinen Umweg einen Tag später komme. Wir müssen die Straße zurück, die wir gestern gekommen sind und am Elsvatnet nicht nach Süden abbiegen, sondern der Straße weiter folgen. Ich fühle mich allerdings irgendwie ein bisschen matschig und recht antriebslos. Kurz ist der Gedanke da, hier einen Tag zu bleiben. Das wäre aber auch blöd. Heute soll es regnen und morgen schöner werden. Da ist heute ein Straßentag besser, statt bei schönem Wetter Straße zu gehen und dann Regen oben im Fjell zu haben. Die Vorhersage nach morgen sieht nämlich wieder ziemlich grau und nass aus für eine ganze Weile.

Als wir soweit fertig sind, fängt es draußen an zu schütten. Und wie. Also liegen wir noch eine Weile auf dem Bett, schauen nach draußen und wollen nicht wirklich da raus. Ich schaue nochmal in die Karte. Es gäbe noch eine Alternative. Wir könnten der 73 nach Schweden folgen, Tverelvnes überspringen und würden vor der Krutvasshytta wieder auf den Wanderweg kommen. Das würde uns ungefähr 4 Kilometer sparen und wir könnten eventuell mit Katharina, Manuel und Lando zusammen laufen heute. Das wäre doch super. Es ist fast 11 Uhr, aber die drei gehen meist spät los. Also fragen wir kurz nach – sie brauchen noch 10 Minuten. Perfekt, da freue ich mich, dass das so klappt und bin auch gleich wieder motiviert.

Wir checken aus und holen die anderen an ihrem Hotel ab. Starten können wir in einer Regenpause, kurz darauf fängt es aber doch wieder an.

Nach den ersten 4 Kilometern auf einer kleinen Straße aus dem Ort raus, kommen wir auf die Hauptstraße 73. Und dieser folgen wir dann den restlichen Tag lang. Aber die Zeit geht echt schnell um. Es ist so wenig Verkehr, dass wir zumindest meistens zu zweit nebeneinander gehen können. Manchmal auch zu viert. Wir alle haben eine Menge erlebt seit unserer NPL-WG in Røros. Katharina und Manuel sind zwischenzeitlich zu Pilgern geworden auf dem Weg nach Trondheim. Und konnten danach der E6 viel auf der parallel verlaufenden alten E6 folgen, was es ganz erträglich gemacht hat.

Es ist ganz schön kühl, ich habe inzwischen meine Handschuhe übergezogen. Und wir sind klitschnass. Richtig ungemütlich ist es. Laut dem DNT Narvik haben wir dieses Jahr den nassesten Sommer seit 100 Jahren. Katharina und Manuel hatten Kontakt mit jemandem dort.

Die erste Stärkungs-Pause machen wir unter einem kleinen Unterstand am Røssvatnet. Dem zweitgrößten See Norwegens. Hier sind wir am Südufer, in 2 Tagen komme ich am Nordufer an, dort liegt Stekvasselv. Am liebsten wollen wir gar nicht weitergehen, machen uns nach einer ganzen Weile dann aber doch wieder auf in den Regen. Ein Stück weiter kommen wir an einem Rastplatz mit einer kleinen Hütte vorbei. Wow, das ist mal wieder typisch norwegisch. Das Røssvasshuset ist beheizt, die Stube und auch die Toilette nebenan. Es gibt Steckdosen und einen großen Fernseher an der Wand. Und das auf einem Rasplatz an der Straße, wo jetzt nicht so viel Verkehr ist. Es wird allerdings manchmal auch für Zollkontrollen genutzt, dann besetzt der Zoll die Hütte. Hier machen wir gleich nochmal Pause und wärmen uns ein wenig auf.

Dann geht es das Krutådalen am Fluss Krutåga enltang. Da wir auf keinen unebenen Weg achten müssen, können wir uns beim Gehen ganz entspannt umschauen. Man hat nämlich nach rechts einen schönen Blick auf felsige Berge und links auf den Fluss und Wasserfälle.

Die Norweger fahren ja echt entspannt Auto und machen uns immer schön viel Platz, wenn wir am Straßenrand gehen. Aber Ausnahmen muss es natürlich auch geben. Ein Autofahrer mit Angeln auf dem Dach fährt genau auf uns zu, hält an, hupt und fährt dann doch in einem Bogen an uns vorbei. Na, sollten wir jetzt in den Graben neben uns springen oder was sollte das? Wir schauen ihm verständnislos nach.

Katharina und Manuel hatten vorher schon einen möglichen Zeltplatz am Krutvatnet herausgesucht. Da schließen Markus und ich uns an. Mal sehen, ob wir dort Platz für 3 Zelte finden. Das passt mir von der Distanz ganz gut, da ich dann in 2 Tagen tatsächlich in Stekvasselv ankomme, wenn ich jeden Tag 23 Kilometer gehe.

Der Platz ist direkt am Wasser und wir teilen uns auf 2 Buchten auf. So hat jeder genug Platz und es stört nicht, wenn wir morgen schon eher zusammenpacken. Das war echt ein schöner Tag und ich bin froh, dass wir noch spontan umgeplant haben und alle zusammen gehen konnten. Da verging das ganze Asphalt-Laufen wie im Flug.


26,0 km
5:25 h
580 hm
248 hm
592 m