Die Nacht war bewölkt, aber trocken. Und gar nicht mal so kalt. Den Schlafsack brauchte ich gar nicht ganz zumachen. Ich bin aber schon wieder früh wach. Gegen 4 Uhr nehme ich Matte und Schlafsack und ziehe um, auf die Wiese neben der Biwakschachtel. Hier habe ich den besten Blick auf den Sonnenaufgang und kuschel mich noch 2 Stunden ein. Dann eben Zähneputzen und Sachen wieder einpacken und der Wandertag kann starten.

Ich komme allerdings nicht so weit. 10 Minuten weiter gibt es nämlich endlich mal eine Stelle mit gutem Empfang. Also setze ich mich ins Gras und lade erstmal noch die Berichte der letzten Tage für Euch hoch und telefoniere mit meinen Eltern.

Die ersten Wanderer, die im Schiestlhaus übernachtet haben und jetzt absteigen, überholen mich. So auch die beiden Österreicherinnen, die ich gestern am Gipfel schon getroffen habe. Ein Stück weiter hole ich sie wieder ein und so habe ich heute sehr nette Begleitung. Wir gehen nämlich die nächsten 4 Stunden bis zum Sackwiesensee gemeinsam. Sie wollen auch dort baden gehen. Ich freue mich schon seit gestern darauf, in den See zu springen. Das haben mir nun schon einige Leute empfohlen, die ich getroffen habe.

Wir gehen abwärts über Wiesen, Steine und später auf schmalen Pfaden durch Latschen. Die Zeit vergeht super schnell. Renate, Kerstin und ich quatschen den ganzen Weg.

Es geht vorbei an großen Schneefeldern. Und der Ausblick auf die mit Latschen und Schnee gespickten Felsen ist super.

Das Beste sind aber die beiden Schneefelder, die wir queren müssen. Sie sind abschüssig, aber nicht zu steil, werden unten flacher und enden im Gras. Perfekt, um sich auf den Hintern zu setzen und herunter zu rutschen. Ich probiere es aus und es klappt super. Was ein Spaß! Damit stecke ich dann auch die anderen an, wir haben eine weitere Wandergruppe eingeholt. Beim nächsten Schneefeld rutschen wir alle hinunter, manche nutzen die Regenhülle ihres Rucksacks oder ein Sitzkissen als Schlitten. Das könnte ich jetzt auch den ganzen Tag lang machen 🙂

Kurz vor dem See kommen wir an der bewirtschafteten Häuslalm vorbei. Hier gibt es eine kleine Stärkung und ich werde zu Schorle und Topfenstrudel eingeladen. Das ist so super lieb von Kerstin und Renate!

Und endlich kann ich auch mein Wasser wieder auffüllen. Hier ein kleiner Tipp für zukünftige Wanderer auf diesem Abschnitt. Lasst Euer Wasser an der Voisthaler Hütte auffüllen und nutzt dann den Brunnen hier an der Häuslalm. Bei beiden gibt es kostenlos Quellwasser. Das Schiestlhaus hat keine Quelle in der Nähe, sondern sammelt Regen- und Schmelzwasser und wird per Helikopter beliefert. Wenn die Zisterne alle ist (wie jetzt aktuell), dann kosten 1,5 Liter Mineralwasser 7 Euro. Dann gibt es auch keine Möglichkeit sein Wasser am Waschbecken aufzufüllen, zum Händewaschen gibt’s nämlich auch nichts mehr.

20 Minuten weiter, gut versteckt hinter Tannen, erreichen wir dann den Sackwiesensee. Der erste Bergsee auf meinem Weg. Es ist herrlich. Das Wasser ist gar nicht so kalt, wie ich dachte. Schnell ausziehen und rein ins Wasser. Das tut so gut, vor allem meinen Füßen.

Nach dem Baden trennen sich unsere Wege wieder. Für Kerstin und Renate geht’s weiter hinab und zurück nach Hause. Da sie es aber nicht mehr so weit haben, schenken sie mir noch ihren restlichen Proviant. Das wird ein Festessen heute Abend – mit 2 frischen Äpfeln, Brötchen, Tomaten und Crackern. Lieben Dank, es war schön, euch zu treffen und den Tag gemeinsam zu verbringen! Die folgenden 3 Fotos haben die beiden mir zur Verfügung gestellt.

Ich bleibe noch ein bisschen am See sitzen, bevor es weiter zur Sonnschienhütte geht. Hier hätte ich gerne heute übernachtet, allerdings schließen sie für 3 Tage, da der Hüttenwirt ins Krankenhaus muss. Dann muss ich eben noch weiter gehen und hoffen, dass ich einen schönen Biwakplatz finde. Heute schon bis nach Eisenerz zu gehen, ist mir zu weit und ansonsten gibt es auf dem Weg keine Übernachtungsmöglichkeit mehr.

Ich bin allerdings nicht mehr über der Baumgrenze, wahrscheinlich ist es also nicht so ganz legal, was ich hier vorhabe. Zumindest aber halte ich mich an die Verbote, dass man nicht im Wald und nicht auf Weiden schlafen darf. Ich komme nämlich erst durch einen kleinen Wald, wo auch extra ein Schild hängt, dass man nicht campieren und lagern darf. Danach gehe ich über die Weiden der Androthalm. Es geht ständig auf und ab. Ein Stückchen hinter dem Androthörl finde ich dann ein schönes Plätzchen. Etwas abseits vom Weg und im Windschatten von Latschen. Hier kommt heute bestimmt niemand mehr vorbei.

Jetzt hoffe ich nur noch, dass sich das schon seit 2 Tagen angekündigte Gewitter noch verschiebt. Aber der Wetterbericht für heute Nacht sieht gut aus. Gut, dass ich über meinen Notfallsender das Wetter über das Satellitennetz abfragen kann. Handyempfang habe ich nämlich schon seit heute morgen wieder nicht.

Ich mache es mir bequem, esse und höre mein Hörspiel weiter während ich die Wolken beobachte. Plötzlich kommen aus einer Schneise in den Latschen 2 Rehböcke auf mich zugerannt. Sie wirken, als würden sie vor etwas weglaufen. Als der vordere mich erblickt, macht er schnell kehrt, rennt den anderen fast um und dann sind sie zwischen den Latschen verschwunden. Kurz darauf höre ich ein lautes Bellen, was aber zum Glück in die andere Richtung verschwindet. Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Hund oder doch das Bellen eines anderen Rehs war. Ich hatte zwar im ersten Moment ein bisschen Angst, tippe aber doch auf Letzteres.


15,7 km
5:10 h
551 hm
1085 hm
2166 m