Dass ich heute einen Tag Pause einschiebe, ist eine ganz spontane Entscheidung am Vormittag. Ich wäre sowieso nur 2 Stunden oder so abgestiegen ins Tal, um dann morgen hoch zur Ostpreußenhütte zu gehen. Allerdings kann ich die beiden Etappen auch gut an einem Tag gehen, ohne dass es zu viel ist. Der Vorteil ist, dass ich auf einer Hütte gerade mal ein Viertel von dem Übernachtungspreis im Tal bezahle. Außerdem kann ich mich dann nochmal von Peter bekochen lassen. Und da die Planung diese Woche ein bisschen schwierig war und einige Hütten schon voll belegt, hätte ich sonst diese Woche gar keinen Tag Pause einlegen können.

Gestern Abend haben wir, ganz untypisch für einen Hüttenabend, Fußball geguckt. Das Fußball-EM Finale, England gegen Italien. Und ich habe tatsächlich bis zum Schluss durchgehalten, ohne einzuschlafen. Es war ein schöner Abend. Dafür schlafe ich heute auch ein bisschen länger. Über dem Tal hängt noch der Nebel. Aber der Hochkönig ist schon zu sehen, mein nächstes Ziel. Hinten rechts die hohen Berge, das ist das Hochkönig-Massiv. Es liegt in den Berchtesgadener Alpen und der Hochkönig ist einer der prominentesten Berge der Alpen.

Ich frühstücke ausnahmsweise mal und sitze mit Fritz gemütlich auf der Terrasse zusammen. Er muss heute erst ab mittags arbeiten, noch ist nicht viel los.

Die nächsten Stunden kümmere ich mich um die weitere Planung. Das dauert jetzt wo Ferien sind und die Hütten wegen Corona immer noch nur einen Bruchteil der Übernachtungsplätze belegen dürfen leider etwas länger. Im Riemannhaus war zum Beispiel nur noch am Donnerstag ein Platz frei, also musste ich für die Tage vorher und hinterher was passendes finden. Mein größtes Problem ist aber gerade, dass ich unbedingt auf den Hochkönig möchte. Es wäre der höchste Punkt auf meiner gesamten Wanderung. Da muss ich einfach am Gipfelkreuz anschlagen. Das Matras-Haus, welches direkt am Gipfel liegt, ist aber scheinbar ziemlich beliebt und den ganzen Monat schon ausgebucht. Übernachten kann ich also oben nicht. Und weder dem eigentlichen Nordalpenweg zum Riemannhaus über die Teufelslöcher kann ich folgen, noch dem direkten Abstieg zur Erichhütte. Der erste Weg ist der anspruchsvollste auf der ganzen Route und nur bei optimalem Wetter, Orientierungsgeschick und absoluter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit zu empfehlen. Und der zweite Weg ist absolut steinschlaggefährdet, dazu hänge ich zu sehr an meinem Leben. Noch dazu soll das Wetter schlechter werden. Also bastele ich ziemlich herum, bis ich eine Lösung gefunden habe, die funktionieren kann.

Im Endeffekt kombiniere ich die Alpin- und Talvariante des Nordalpenwegs. Die Übernachtung auf der Ostpreußenhütte habe ich sowieso schon reserviert. Dann will ich früh losgehen, auf den Hochkönig und über die Mitterfeldalm wieder herunter. Über die Talvariante zur Erichhütte und von dort wieder hoch zum Riemannhaus. Da treffen sich dann sowieso beide Wege wieder. Das ist zwar ein ziemlicher Umweg, aber so komme ich ohne allzu schwierige Steige zum höchsten Punkt und wieder zurück. Ich rufe also noch die Erichhütte an freue mich, eine Lösung gefunden zu haben.

Heute ist wieder ein heißer Tag und dementsprechend gut besucht ist auch die Terrasse der Hackelhütte. Ich suche mir einen ruhigen Platz im Gras, liege in der Sonne, höre mein Hörspiel und genieße die Aussicht. Jetzt ohne die Wolkendecke über dem Tal.

Nachmittags verkrieche ich mich ins Bett, schlafe eine Runde und lasse mir danach ein Stück Kuchen schmecken. So bekommt man die Pausentage schon gut rum.

Heute gibt es wieder kein vegetarisches Gericht auf der Tageskarte, aber Peter zaubert mir extra eine vegetarische Almschnitte. Ein Stück Blechpizza mit ganz viel Gemüse und schön verziert. Und als Überraschung für mich sogar mit Spinat, nachdem ich heute bei einem Foto vom Spinatstrudel, was Fritz mir gezeigt hat, gesagt habe, dass ich Spinat liebe. Unglaublich, was für liebe Menschen ich unterwegs treffe. Ich bin ganz baff, als Fritz mich dann auch noch einlädt heute und ich gar nichts bezahlen muss.

Die nächste Überraschung kommt, als plötzlich Dominik vor mir steht. Auch ein Weitwanderer, der ein Stück hinter mir war und mich schon nach den Schneeverhältnissen gefragt hatte. Von unseren Blogs kannten wir unsere Gesichter schon, also konnten wir uns direkt mit Namen begrüßen. So lustig, wenn plötzlich jemand vor die steht, den du von den Fotos schon kennst. Dominik schreibt auf Weg als Ziel über seine Projekte und Ausrüstung. Er hat einen etwas anderen Ansatz und möchte möglichst viel Strecke in kurzer Zeit zurücklegen. Und das mit ultraleichtem Gepäck. Da er die letzten Tage einen Schnitt von 48 Kilometern pro Tag gegangen ist, hat er mich dann auch jetzt schon eingeholt. Da hatten wir beide gar nicht mit gerechnet heute. Es ist ganz spannend sich mit jemand Gleichgesinntem über das Weitwandern, Ausrüstung, Essen und so weiter auszutauschen.

Zwischendurch sitze ich noch mit 2 einheimischen Frauen am Tisch und später quatsche ich nochmal mit Peter und Fritz. Die ganzen wunderbaren Begegnungen sind mit das Beste an meiner Wanderung.

Es war ein wunderschön entspannter Pausentag mit wieder super leckerem Essen. Und jetzt freue ich mich, morgen früh wieder meine Wanderschuhe zu schnüren. Die zum Glück nach dem Tag Sonne heute auch wieder komplett trocken sind.