Weiter geht es durch den Regen. Trotz Schuhheizung sind die Schuhe nicht ganz getrocknet, aber das macht heute eh nichts. Sie werden sowieso wieder nass.

Der Weg führt nur über Asphalt- und Schotterstraße. Nichts aufregendes.

Allerdings mit ein paar Hindernissen. Das erste sind die Kühe hinter der Eiblkapelle. Der Schotterweg ist links und rechts mit einem Elektrozaun abgesperrt und mittendrauf stehen 6 Kühe. Als ich näher komme, laufen sie erst ein Stück weiter den Berg runter, aber nach rechts oder links können sie ja nicht. Bevor wir uns noch länger so gegenüber stehen und keiner weiß wohin, nehme ich den Rucksack ab und krieche unter dem Zaun hindurch. Gehe über die Weide und dann nochmal unter dem Zaun durch. Okay, das war einfach. Dass Kühe mitten auf dem Weg oder der Straße stehen, bin ich inzwischen gewohnt. Man geht schon ziemlich häufig über Almen.

Dann geht es in weiten Serpentinen die Straße zwischen steilen Grashängen hinunter. Die nächsten Hindernisse sind den Wassermassen geschuldet. Ich komme an zig Erdrutschen vorbei.

Der hier ist noch ziemlich harmlos, teilweise ist die ganze Straße durch Erdhaufen versperrt und ich wate durch kniehohen Schlamm. Es sind schon Bagger und mit Gummistiefeln und Schaufeln bewaffnete Leute dabei, die Straße wieder freizuräumen.

Irgendwann komme ich an einen Abzweig, wo es hinunter in die Wildenbachklamm geht. Ich stehe eine Weile unschlüssig vor dem Wegweiser. Ich glaube nicht, dass es bei dem Wetter so sicher ist, durch die Schlucht zu gehen. Vor allem, wenn hier oben die Straßen schon so verschüttet sind. Hinter mir hält ein Auto und der Mann meint auch, dass ich da lieber nicht runter gehen soll. Die Straße wäre ein Stück weiter zwar auch überschwemmt, aber mit guten Schuhen würde ich da schon durchkommen.

Ich folge also weiter der Straße und komme bald zu der Stelle, die der Mann meinte. Oh je, da ist ein riesiger Felsbrocken runter gekommen und versperrt die Fahrbahn. Dazu noch ein paar Bäume, Äste und drumherum Wasser bis zu den Knöcheln, was weiter den Steilhang hinunter rauscht. Die Polizei ist auch schon da, wahrscheinlich überlegen sie, wie sie die Straße am besten wieder frei räumen. Viel Platz ist hier nicht, auf der einen Seite der steile Hang nach oben, auf der anderen Seite nach unten.

Das war definitiv gut, nicht durch die Schlucht zu gehen. Von der Straße hier oben habe ich zwischendurch einen Blick durch die Bäume auf die rauschenden Wassermassen da unten.

In den Pfützen versuche ich ein bisschen von dem Schlamm loszuwerden, der mir bis zu den Knien geht. So kann ich mich ja gleich im Ort nicht in ein Café setzen.

Auch an einem weiteren Abzweig in die Strohwollner-Schlucht gehe ich vorbei. Kurz vor dem Ort habe ich dann endlich wieder Empfang. Ich habe nämlich noch keinen Schlafplatz für heute Nacht. Eigentlich wollte ich mich gestern darum kümmern, hatte aber bis jetzt kein Netz. Statt heute bei diesem Wetter schon hoch zur Schmidt-Zabierow-Hütte zu gehen, werde ich in Lofer übernachten und morgen tatsächlich wieder auf besseres Wetter hoffen. Bei der ersten Zimmervermietung habe ich auch direkt Glück, ab 16 Uhr kann ich kommen.

Weiter nach Lofer gehe ich auf einem Spazierweg an der Saalach entlang. Der Fluss hat sich in einen braunen und reißenden Wildwasser-Fluss verwandelt. Da fehlt nicht mehr viel, bis er überläuft und auch die Wege am Ufer überschwemmt. Teilweise ist der Weg schon ein Stück weggebrochen.

In Lofer gehe ich eben zur Bank und suche mir dann ein Café, wo ich die Zeit bis 16 Uhr überbrücken und die weiteren Übernachtungen planen kann. Eine Johannisbeerschorle, Bruschetta mit viel Knoblauch, einige Anrufe und E-Mails später mache ich mich dann auf zur Unterkunft. Ich schlafe im Haus Dürnberger.

Direkt neben dem Haus rauscht der Loferbach her. Mal sehen, ob ich morgen früh Schwimmflügel brauche, inzwischen regnet es nämlich schon wieder so stark.


15,2 km
3:00 h
173 hm
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