Heute möchte ich zwar auch ein bisschen die Füße hochlegen und faul sein, aber nicht den ganzen Tag. Ein kleiner Gipfel muss schon sein. Ich habe die Wahl zwischen Hochlichtspitze und Braunarlspitze, oder beide. Da die felsige Hochlichtspitze mich aber seit gestern schon so anschaut, ist es schnell entschieden.

Ganz entspannt packe ich morgens ein paar Sachen in meine kleine Umhängetasche und mache mich auf den Weg. Wasser, Kamera, Handy – mehr brauche ich heute nicht. Ich hoffe, dass ich oben besseren Empfang habe, damit ich noch die letzten Übernachtungen für nächste Woche reservieren kann. Letzte Woche noch wollte ich gar nicht an das Ende meiner Wanderung denken. Seit 2 Tagen freue ich mich allerdings richtig darauf, anzukommen und Familie und Freunde wiederzusehen. Die anstrengenden Aufstiege in der Hitze die letzten Tage haben bestimmt auch dazu beigetragen, dass es mir so langsam reicht.

Der Weg zum Gipfel ist die ganze Zeit felsig, zwischendurch mit ein bisschen Schotter. Ein super schöner Weg, der sich den Berg hinauf schlängelt. Nicht zu anspruchsvoll, ohne Drahtseile und -bügel, aber trotzdem muss man viel die Hände zur Hilfe nehmen. Es gibt viele kleine Tritte im Fels und Kanten, wo man sich gut festhalten kann. Und es sind echt nicht viele Höhenmeter. Ich brauche nicht mal eine Stunde bis zum Gipfelkreuz.

Der Gipfel ist ziemlich schmal, es ist nicht viel Platz. Aber ich bin alleine hier oben. Nur zwischendurch kommen 2 Mädels hoch, die nicht lange bleiben. Ich suche mir ein einigermaßen bequemes Plätzchen auf den Felsen neben dem Gipfelkreuz. Hier sitze ich bestimmt die nächsten 2 Stunden und telefoniere und plane die nächste Woche.

In Damüls bekomme ich ein günstiges Zimmer, das Freschenhaus hat Platz für mich und von der Lustenauer Hütte warte ich noch auf eine Antwort per E-Mail. Das Problem ist nur Bregenz nächsten Samstag. Meine letzte Nacht. Dort finden gerade die Festspiele statt und man bekommt nirgendwo mehr ein Zimmer. Das einzig freie ist ein Hotelzimmer für schlappe 1.485 € die Nacht – nein, danke! Ich rufe ein paar Hostels und Pensionen an, habe aber kein Glück. Dann bleibt das eben erstmal offen. Irgendeine Lösung findet sich immer. Es gibt 3 Campingplätze, vielleicht kann ich bei gutem Wetter ja ohne Zelt dort übernachten. Das hatten sie bestimmt auch noch nicht. Ansonsten habe ich von Anita, einer Wanderin, die ich gestern an der Hütte getroffen habe, einen Schlafplatz bei ihr Zuhause angeboten bekommen. Super lieb! Sie wohnt allerdings in Dornbirn, was nicht so ganz auf meiner Route liegt. Oder zur Not mache ich eben eine Nachtwanderung zum westlichsten Punkt Österreichs.

Jetzt muss ich mich aber besser wieder an den Abstieg mache, bevor ich hier oben in der prallen Sonne noch verbrenne. Denselben Weg geht es also wieder hinab.

Das war nun wirklich nur eine kleine Entspannungs-Wanderung. Aber wunderschön!

Den Rest des Tages verbringe ich mit Essen, Schlafen, Slacklinen und Hörspiel hören. Ich suche mir einen ruhigen Platz etwas abseits der Hütte und genieße noch ein bisschen die Bergluft.


2,6 km
1:25 h
327 hm
327 hm
2600 m