Das Schiff fährt um halb 2 nachts ab. Und ich kann solange in meinem Zimmer bleiben, wie ich möchte. Die Nacht zahle ich nicht extra. Ich schlafe morgens aus und freue mich über das perfekte Wetter. Ich mache mich direkt auf, um das kleine Fischerdorf Mehamn zu erkunden. Ich habe zwar jetzt schon ein paar Nächte hier geschlafen, aber noch nicht viel gesehen. Geocaches sind dabei immer eine gute Möglichkeit, fremde Orte kennenzulernen. Hier gibt es auch ein paar.

Auch wenn die Sonne scheint, ist es eisig. Wahrscheinlich könnte man auf der Straße Schlittschuh laufen. Der Asphalt ist mit einer dicken, glatten Eisschicht überzogen. Ich gehe möglichst viel neben der Straße im Gras, da ist es weniger rutschig. Verlaufen kann man sich hier nicht. Wenn man einfach der Hauptstraße folgt, hat man quasi schon alles gesehen.

Ich fühle mich so leicht ohne meinen Rucksack. Und so sauber, geduscht und mit gewaschenen Klamotten. Aber dass es jetzt zu Ende ist, ist immer noch nicht richtig in meinem Kopf angekommen.

Ich komme an einem kleinem Platz mit diesem Denkmal vorbei. Es erinnert an „Mehamnslaget“, die Mehamn-Schlacht, von 1903. Damals gab es hier die größte Walfangstation der Finnmark. Nach ein paar sehr schlechten Jahren für die Fischer, haben sie die Station zerstört. Sie dachten, dass der Walfang dafür sorgte, dass der Fischbestand vor der Küste so stark zurückging. Das Militär musste eingreifen, um die Ruhe und Ordnung in Mehamn wieder herzustellen. Leider gehört Norwegen heute immer noch zu den wenigen Ländern, die Walfang kommerziell betreiben. Neben Japan und Island.

Mein nächstes Ziel ist der Hafen. Hier war ich ja letzten Freitag schon. Ich möchte nochmal vorbeischauen und mich bei Nina bedanken, dass sie den Kontakt zu Havila hergestellt hat. Ich treffe im Büro nur Aous an, einen ihrer Mitarbeiter. Seine Chefin wäre krank und Zuhause. Aber er meint, sie würde sich bestimmt freuen, dass ich nochmal vorbeigekommen bin. Also ruft er sie an und ich telefoniere zumindest kurz mit ihr. Sie freut sich, dass sie mir helfen konnte und gratuliert mir zum Erreichen meines Ziels. Sie fragt auch direkt, ob ihre Jungs mir schon einen Tee gemacht haben. Also trinke ich Tee und quatsche noch eine Weile mit Aous, bis er weiter arbeiten muss. Er ist vor 7 Jahren aus seiner Heimat Syrien geflohen und hat hier die Chance bekommen, norwegisch zu lernen und zu arbeiten. Er erzählt, dass der Winter hier schon spannend wäre. Zum Beispiel wird zweimal die Woche Milch nach Gamvik geliefert, die hier per Schiff ankommt. Das ist aber schwierig, wenn die Straße im Winter so häufig gesperrt ist und kein LKW fahren kann. So wird es nie langweilig.

Ich bekomme noch eine Warnweste und eine Tasse mit dem Logo des Hafens geschenkt. Vielen lieben Dank an Nina und Aous vom Nordkynterminalen! Die Warnweste kann ich gut gebrauchen, wenn ich bald wieder mit dem Rad zur Arbeit fahre. Es ist wirklich toll, hier oben so viele offene und nette Leute zu treffen. Aous meint, dass ich mich melden soll, wenn ich irgendwann nochmal hier bin.

Weiter geht’s auf meiner Erkundungstour. Was ich als nächstes finde, hatte ich nicht erwartet. Ganz am Ende der Straße gibt es ein Weihnachtsmuseum. Dort kann man eine riesige Sammlung Weihnachtsschmuck bestaunen, mit über 26.000 Teilen.

Dann geht es zwischen ein paar Häusern her und über Gras und Felsen zum Wasser. Am Eingang zur Bucht, in der Mehamn liegt, steht dieser winzige Leuchtturm. Er wird „Løkta“ genannt, die Laterne.

Das war es dann auch schon fast. Ich gehe wieder zurück und legen einen kurzen Zwischenstopp in dem einzigen kleinen Café ein. Es ist etwas eigen. Im Gastraum steht die Spülmaschine, die vor sich hin rattert und dampft. Das scheint die Einheimischen nicht zu stören, die hier wahrscheinlich ihre Mittagspause verbringen.

Diese beiden Dächer scheinen der Lieblingsplatz der Möwen zu sein.

Die Kirche ist mein letzter Stopp. Sie liegt etwas erhöht und man hat einen schönen Blick über Hafen und Ort.

Wieder zurück im Adventure Camp treffe ich auf Vidar. Er gratuliert mir nochmal und möchte alles über meinen Weg die letzten Tage wissen. Ich zeige ihm Fotos und wir sitzen noch über eine Stunde zusammen und quatschen. Er postet ein paar meiner Fotos auf seiner Facebook-Seite, um Leuten zu zeigen, wie es am Kinnarodden zu dieser Jahreszeit aussieht. Dann werde ich ganz herzlich mit Umarmung verabschiedet und auch hier soll ich mich melden, wenn ich nochmal komme.

Jetzt muss ich noch ein paar Stunden warten und mich wach halten. Gut, dass ich das Zimmer weiter nutzen kann. Ich esse was, schreibe, lese und packe alles zusammen. Ich muss zwar erst gegen halb 1 am Hafen sein, aber um 23 Uhr habe ich keine Lust mehr, im Zimmer herumzuhängen. Also schultere ich meinen Rucksack und mache noch einen Abendspaziergang. Ich gehe zum Flughafen, hier gibt es Straßenlaternen. Dann weiter zum Hafen. Ich bin schon ein bisschen aufgeregt.