Eigentlich dachte ich, dass ich heute spätestens um 7 Uhr losgehe. Ich schlafe aber doch länger und genieße die Ruhe morgens, wenn nicht alle schon im Matratzenlager herumwuseln und ihre Rucksäcke packen. Ich koche noch eben die andere Portion Nudeln mit scharfer Tomatensauce, die ich gestern im Supermarkt gekauft habe. Das kommt im Topf in meinen Isolationsbeutel und ist dann für heute mittag schon fertig. Gegen 8 Uhr geht’s dann los.

Erstmal die Straße hoch, einen steilen Grashang und dann auf einen breiten Schotterweg. Diesem  folge ich die nächste Stunde. Dann biegt der Weg als schmaler Pfad ab auf die Wiese. Weg von der Straße, die ein Stück weiter unten herführt.

Ich trotte so vor mich hin, langsam geht es hinauf. Und dann entdecke ich sie – reife Heidelbeeren. Endlich! Ich habe tatsächlich vorhin noch daran gedacht, dass es schon traurig wäre, wenn ich auf meiner ganzen Wanderung keine wilden Heidelbeeren hatte. Ich bin zwar schon ein paar Mal an Sträuchern vorbeigekommen, aber bisher waren die Beeren noch nicht reif. Unterhalb des Portlakopfes finde ich aber nun richtig viele reife und super leckere Beeren. Hier wird erstmal ausgiebig gefrühstückt 🙂

Die Beeren scheinen auch noch nicht viele Leute entdeckt zu haben, dabei sind hier so viele direkt am Weg. Alle paar Meter finde ich einen Strauch mit noch dickeren Beeren. Wenn das so weiter geht, komme ich heute nicht an an meinem Ziel. Ich bin im Blaubeer-Paradies!

Irgendwann gehe ich doch weiter. Vorbei an der Portlaalpe und dahinter die steile Wiese hinauf. Mein Weg führt an einer Kreuzung nach links, allerdings steht der Portlakopf nach rechts mit nur 20 Minuten ausgeschildert. Diesen schnellen Gipfel kann ich mir doch nicht entgehen lassen. Also folge ich dem Weg und steige den schmalen Pfad weiter hinauf. Ein Stück über den ziemlich zugewucherten Grat und dann kann ich schon am Gipfelkreuz anschlagen. Der Portlakopf auf 1905 Meter Höhe.

Ich mache hier oben Pause und esse meine Nudeln. Sie sind auch noch warm, perfekt. Ich quatsche mit den anderen Wanderern, die vorbeikommen und dann weiter Richtung Portlahorn gehen. Dann geht es weiter.

Denselben Weg wieder zurück zur Wegkreuzung und auf den eigentlichen Weg. Es geht die ganze Zeit über Kuhweiden, der Pfad ist mal wieder richtig sumpfig und rutschig. Das hatte ich jetzt häufig in den letzten Tagen. Es geht vorbei an bunt blühenden Blumen und durch hohes Gestrüpp.

Bis ich auf dieses Hindernis stoße. Die Kuh versperrt den Weg und rechts und links ist es zu steil und zugewuchert, um an ihr vorbei zu klettern. Nach einer gefühlten Ewigkeit entschließt sie sich aber weiterzugehen und macht mir Platz.

Ich folge dem Stechweidweg weiter über sumpfige Ebenen mit Tümpeln und Wollgras.

An der Gäviser Höhe angekommen, kann ich in der Ferne schon das Gipfelkreuz der Matona sehen. Auch dieser Gipfel liegt nicht weit von meinem Weg. Also nichts wie rauf. Ich habe noch genug Zeit, die Hütte liegt kurz dahinter.

Oberhalb der steilen Felswände geht es über die Wiese hinauf. Viele Höhenmeter sind es nicht mehr.

Die letzten Meter geht es durch wunderschöne Wildwiesen, die bunt blühen. Ich entdecke eine neue Blume, die mir gut gefällt und mir bisher nicht aufgefallen ist. Weiß jemand, was das ist?

Dann schlage ich am zweiten ungeplanten Gipfelkreuz für heute an, auf der Matona auf 1998 Meter Höhe. Nur leider wird es immer nebeliger und ich sehe nicht mehr viel.

Ich warte noch eine ganze Weile hier oben, ob der Himmel wieder aufklart. Ohne Erfolg. Von hier könnte ich bestimmt schon den Bodensee sehen.

Also mache ich mich an den letzten kurzen Abstieg zur Hütte. Ich schlafe heute im Freschenhaus auf 1846 Meter Höhe. Hier ist nicht viel los, ich bin mit 2 Radfahrern alleine im Lager.

Ich setze mich auf die Terrasse und esse was. Allerdings gibt es hier keine große Auswahl für Vegetarier, die Karte ist ziemlich fleischlastig. Also gibt es mal wieder Spaghetti mit Tomatensauce. Den Bodensee kann ich dann tatsächlich noch sehen, auch wenn es ziemlich diesig ist da hinten. Und auch der Rhein glitzert an ein paar Stellen in der Sonne. Da führt mein Weg übermorgen entlang, meine letzte Etappe.

Ich will noch die letzten Berichte hochladen, habe aber nur schweizerisches Netz. Nachdem ich eine SMS bekomme, dass zusätzliche Gebühren anfallen und ich nicht sicher bin, ob das EU Roaming auch in der Schweiz gilt, schalte ich mein Handy lieber wieder in den Flugmodus. Vielleicht klappt es ja morgen von unterwegs.


13,3 km
3:55 h
804 hm
452 hm
1998 m