Jetzt reicht es doch langsam mal, oder? Ich habe genug von Corona und den ganzen Einschränkungen. Aber euch wird es ja genauso gehen! Es ist nicht zu ändern, also müssen wir das Beste daraus machen. Gesundheit geht immer vor.

Als ich letztes Jahr angefangen habe, meine Norge på langs Wanderung zu planen, hatte ich natürlich schon im Hinterkopf, dass es eventuell Einschränkungen durch Corona geben könnte. Virologen haben prognostiziert, dass wir auch die nächsten 2 Jahre damit kämpfen werden. Aber so richtig wahrhaben wollte ich es nicht. Durch die Lockerungen letzten Sommer durfte man unter bestimmten Auflagen wieder in Berghütten übernachten. Also dachte ich, dass ich meine Wanderung diesen Sommer, zumindest mit denselben Auflagen, bestimmt antreten kann.

Ich habe mich also voller Vorfreude in die Planung gestürzt. Und planen kann man eine ganze Menge, wenn man 6 Monate mit 3.000 Kilometern vor sich hat. Angefangen von der Packliste und Ausrüstungsoptimierung über Vorbereitung von Essen und Versorgungspaketen bis zur detaillierten Routenplanung. Dazu könnte ich wahrscheinlich inzwischen ein Buch schreiben. Ich habe monatelang neben der Arbeit nichts anderes gemacht, als meine Wanderung zu planen, Informationen zu sammeln, Listen zu schreiben, meinen Rucksack zigmal ein- und wieder auszupacken, Ausrüstung auf kleinen Probewanderungen zu testen, mit Einheimischen und Gleichgesinnten Kontakt aufzunehmen, die Landschaft zu studieren und das Wetter versucht vorherzusagen. Zu all diesen Themen werde ich demnächst noch weitere, ausführliche Artikel schreiben…

Im Oktober 2020 habe ich dann auch die Anreise nach Norwegen fix gemacht und die Fähre und eine Unterkunft für eventuelle Quarantäne gebucht. Alles mit der Option der kostenlosen Stornierung. Soweit sah alles noch gut aus. Ich habe mir sogar zwischendurch selber ein bisschen Stress gemacht, weil ich dachte, dass ich nicht rechtzeitig fertig werde mit der ganzen Planung und Vorbereitung. Ich habe meine Verpflegung selber gedörrt und in Portionen abgepackt und ich sage euch, dass nimmt unendlich viel Zeit in Anspruch. Aber mehr dazu, wieso, weshalb und wie auch in einem eigenen Artikel.

Ende Januar dieses Jahres kam dann die erste Meldung, dass Norwegen die Grenze dichtgemacht hat und niemand aus einem Risikogebiet mehr einreisen darf, also auch nicht aus Deutschland. Nachdem die Grenzschließung zweimal verlängert wurde, hieß es dann ab Anfang März, dass die Grenze auf unbestimmte Zeit geschlossen bleibt. Bis dahin konnte ich meine Hoffnung noch gut aufrechterhalten. Es gab ein festes Datum, an dem man mit neuen Informationen und eventuell auch Lockerungen rechnen konnte. Aber auf unbestimmte Zeit? Daran konnte ich dann auch nicht mehr viel Positives festmachen. Man hängt irgendwie völlig in der Luft mit so einer Angabe. Aber jetzt hatte ich schon so viel Zeit in die ganze Vorbereitung gesteckt, ich wollte es immer noch nicht ganz wahrhaben. Ich habe noch ein bisschen gebraucht, bis sich der Gedanke, das ganze Vorhaben zu verschieben in meinem Kopf gefestigt hatte.

Die Seite des Auswärtigen Amtes mit den aktuellen Einreisebeschränkungen wurde meine am häufigsten besuchte Seite. Allerdings musste ich ja dann auch irgendwann eine Lösung mit meinem Arbeitgeber finden und dazu brauchte ich eine klare Vorstellung, was ich machen will. Die Idee: Norge på langs auf den Sommer 2022 verschieben und für dieses Jahr eine alternative, etwas kürzere Wanderung in Deutschland oder Österreich finden. Bis Ostern hatte ich noch Zeit, mich endgültig festzulegen, wann ich die 6 Monate für Norwegen freihaben möchte. Bis dahin gab es allerdings keine Neuigkeiten. Der aktuelle Stand sieht also so aus: Diesen Sommer habe ich 4 Monate frei und gehe je nach Einschränkungen in der Heimat wandern. Und nächstes Jahr heißt es dann Norge på langs 2022 – ich komme! 🙂 Hatte ich schon erwähnt, dass ich den besten Arbeitgeber der Welt habe?! 😉

Mit diesem Plan habe ich jetzt auch keinen Grund traurig zu sein. Natürlich ist es schade, dass ich nach all der Vorbereitung meine geplante Wanderung dieses Jahr absagen musste. Beim Stornieren der Fähre und als ich allen so hilfsbereiten Norwegern, die ein Versorgungspaket für mich in Empfang genommen hätten, nochmal geschrieben habe, war ich ein bisschen geknickt. Aber hey – die ganze Vorbereitung war ja nicht umsonst! Ich bin sehr glücklich, dass ich die einmalige Gelegenheit habe, mein Vorhaben nächstes Jahr in die Tat umzusetzen. Und der Vorteil ist, dass ich jetzt mehr als genug Zeit habe, die restlichen Vorbereitungen zu treffen bzw. noch ein bisschen zu verfeinern. Vielleicht kommt ja vorher auch noch ein VHS Norwegisch-Kurs zustande.

Und wie sieht der Plan für diesen Sommer aus?

Nun ja, Ideen habe ich immer genug (manchmal auch zu viele), aber ich habe mich recht schnell für einen Wanderweg entschieden. Und zwar den Österreichischen Weitwanderweg 01 oder auch Nordalpenweg. Ein etwa 1.000 Kilometer weiter Wanderweg quer durch die Alpen, von Wien bis zum Bodensee. Ich habe dafür von Juni bis August Zeit und da ab dem 19.05.2021 nach und nach Lockerungen in Kraft treten und Ausgangssperren aufgehoben werden sollen, bin ich guter Dinge, dass das klappt. Anfang Juni sollen auch Berghütten wieder Übernachtungen anbieten dürfen, mal sehen, wie schnell die Hütten dann ausgebucht sind. Ganz ohne die Möglichkeit in Hütten zu übernachten wäre die Wanderung zu gefährlich. Im Hochgebirge möchte man lieber nicht ohne Schutzmöglichkeit in ein Gewitter geraten und die gibt es leider im Sommer sehr häufig, oft in Kombination mit Sturmböen und dicken Hagelkörnern. Das habe ich schon mitgemacht und brauche keine Wiederholung. Ansonsten bin ich auch spontan genug, stattdessen noch ein bisschen durch Deutschland zu wandern. Einfach mal abwarten, was klappt und wie anfangs gesagt, dann das Beste daraus machen.

Ich sitze jetzt gerade an der Planung des Nordalpenwegs und werde euch auf dem Laufenden halten. Spätestens wenn ich unterwegs bin, könnt ihr wieder mein tägliches Reise-Tagebuch lesen 🙂 Bis dahin hier noch ein schönes Naturschauspiel zum Träumen und für Hoffnung auf eine schöne Wandersaison. Das Foto ist bei einer Wanderung 2018 über den Meraner Höhenweg und die Spronser Seen entstanden: