Es gibt Pfannkuchen zum Frühstück – mit Erdbeermarmelade! Was geht es mir gut 🙂 Markus und ich machen Picknick auf dem Boden der Hütte, da überall sonst Sachen zum Trocknen verteilt sind. So ist es eh am gemütlichsten. Selbst meine Großeltern haben sich inzwischen daran gewöhnt, dass ich gerne auf dem Boden sitze statt auf einem Stuhl. Es gibt Kulturen, da ist das so üblich – da wird man nicht komisch angeschaut.

Ich verabschiede mich von Markus einfach mit „Bis bald“. Da unsere Routen die nächste Zeit noch ähnlich sind, laufen wir uns bestimmt wieder über den Weg. Dass wir uns jetzt so schnell wiedersehen, war ja auch nicht geplant. Gestärkt mache ich mich auf den Weg.

Statt wieder ein Stück zurückzulaufen, um den Wanderweg zu nehmen, gehe ich direkt gegenüber vom Campingplatz die Schotterstraße hoch. Dann treffe ich sowieso weiter oben auf den Wanderweg. Ich bin gerade 20 Minuten unterwegs, als ich auf einen Mann treffe, der ein Gatter am Weg repariert. Er sagt irgendwas von einer langen Tour, so viel verstehe ich inzwischen. Also antworte ich einfach auf Englisch, dass ich zum Nordkap laufe. Er lacht und fragt, ob diese Straße denn zum Nordkap führe. Er hat hier ja noch nie ein Mädel hochlaufen sehen und erst recht keins, das zum Nordkap will. Wir unterhalten uns bestimmt eine halbe Stunde lang. Er ist 80, pensionierter Lehrer und Schaf-Farmer. Jetzt hat er nur noch 20 Schafe, um etwas zu tun zu haben. Er erzählt mir von der Farm und den vorherigen Besitzern. Von seiner Zeit beim Militär in Mehamn und ich lerne, dass man Moltebeeren am besten Ende August pflücken kann. Da werde ich im Norden einige finden. Es ist echt interessant. Ich erzähle ihm von meiner Wanderung und er meint, wenn er noch jünger wäre und besser aussehen würde, dann würde er mich begleiten. Witzbold 🙂

Die Häuser werden weniger, ich komme nur noch an ein paar Ferienhäusern vorbei. Um den Budalsvatnet herum und fast bis zum Ende der Schotterstraße. Der Pfad zum Wanderweg ist auf der Karte ein bisschen anders eingezeichnet, aber ich finde zwei Schilder, die mich in die richtige Richtung schicken, nämlich Raggsteindalen.

Der Pfad ist zwar zuerst nicht markiert, aber ganz gut zu finden. Und vor allem super zu gehen. Wenig Schnee und Matsch, viel fester Boden. Nur einmal folge ich einer falschen Spur, was mir aber zum Glück recht schnell auffällt, weil der Pfad eigentlich immer dem Fluss folgt.

Etwas Nervenkitzel gibt es bei diesem steilen Schneefeld, wo es keine Möglichkeit der Umgehung gibt. Aber zum Glück ist der Schnee fest und ich haue mit den Schuhen schön Kerben hinein. Das ist zwar anstrengend, aber so habe ich immer einen festen Stand.

Ich muss über eine Menge Bäche drüber, aber es liegen genug Steine herum, dass ich trockenen Fußes rüber komme. Der Weg ist echt schön, mit Blick auf die steilen Felswände des Prestholtskarvet und Miljonuten links von mir. Über bunte Böden und später dann doch noch über ein paar große Schneefelder. Aber der Schnee ist fest und erspart mir einige Bachquerungen. Die Bäche fließen unter dem Schneefeld her.

Bis ich zu einem breiteren Fluss komme, dem Hivjuåni. Auf der Karte macht der Weg einen ganz schönen Bogen und ein anderer Weg endet auf der anderen Flussseite. Ich schaue mich erstmal um, der Fluss ist zwar breit und es liegt noch Schnee auf beiden Seiten, aber die Strömung sieht nur an einer relativ schmalen Stelle so stark aus. Also Stöcke raus, Rucksackschnallen auf und dann mal testen. Erst durch das ruhige, flache Wasser. Mann, ist das eisig. Das ist der kälteste Fluss, den ich bisher gefurtet habe. Vielleicht kommt es mir auch so vor, weil er so breit ist und ich so lange in dem kalten Wasser stehe. Vorsichtig gehe ich der Strömung schräg entgegen. Doch ganz schön stark, aber mit 4 Schritten stehe ich wieder im ruhigeren Wasser. Nur meine Füße sind gefühlt erfroren, die muss ich jetzt schnell wieder warmlaufen. Ein paar Meter weiter entdecke ich dann eine etwas verblasste Schrift auf einem Stein, dass es 700 Meter weiter eine Brücke gibt und von hier sehe ich sie auch. Naja, jetzt bin ich schon drüben! Ich schreibe aber Markus noch schnell eine Nachricht mit Hinweis auf die Brücke, da er morgen denselben Weg nehmen will.

Seit einiger Zeit verfolgt mich eine ganz schön dunkle Wand am Himmel, auf ein paar Fotos oben sieht man es auch schon. Hoffentlich ziehen die Wolken ohne Unwetter an mir vorbei.

Kurze Zeit später kommt nochmal so eine eisige Bachquerung. Dann ist es fast geschafft für heute.

Ein relativ kurzer Tag, morgen nochmal genauso und dann freue ich mich auf die Pause. Meine Füße rufen schon ganz laut danach. Ich habe gestern morgen an der rechten Ferse eine Falte oder so im Socken gehabt und bin erstmal weiter gegangen in der Hoffnung, dass der Socken schon wieder zurecht rutscht. Dann habe ich es auch nicht mehr gemerkt, also war es aus dem Kopf. Als ich abends meine Socken ausziehe, habe ich allerdings eine riesige Blutblase hinten an der Ferse. Selbst Schuld, denke ich! Auf jeden Fall merke ich das heute ein bisschen und gehe nicht so ganz geschmeidig.

Ich finde einen schönen Zeltplatz auf der Hälfte des Weges nach Storestølen. Gras, fester Boden und es ist fast windstill. Die dunklen Wolken scheinen wirklich vorbeizuziehen. Es hat nur zwischendurch immer mal ein bisschen genieselt.

Wenn mein Zelt morgens nass ist, hänge ich das Innenzelt immer aus und packe es getrennt vom Außenzelt ein, damit es trocken bleibt. Wenn ich dann abends erstmal nur das Außenzelt aufbaue, habe ich einen richtigen Palast. Mit Innenzelt ist es sehr viel enger. Allerdings ist das echt super bei dem Zelt, dass zwischen Innen- und Außenzelt so viel Platz ist. Das Innenzelt und auch das Fußende meines Schlafsackes werden nie nass. Das Problem hatte ich sonst bei allen anderen Solo-Zelten, die ich bisher getestet habe.


20,0 km
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