Ich habe gestern noch etwas vergessen zu schreiben, was ich jeden Abend mache. Mich um meine Füße kümmern! Einmal kontrollieren, ob alles in Ordnung ist und es keine Blasen oder Scheuerwunden gibt und mindestens jeden zweiten Tag eincremen. Ohne heile Füße komme ich schließlich nicht weit.

Heute lasse ich mir Zeit, alles einzupacken und mich fertig zu machen. Es ist schon halb 10 als ich losgehe. Aber ich habe einen Plan geschmiedet. Bis Evje sind es ungefähr 42 Kilometer. Dort ist ein Campingplatz direkt am Fluss und nicht weit vom Ortszentrum. Da möchte ich ein bisschen Pause machen. Wenn ich heute möglichst viel der Strecke schaffe, dann wäre ich morgen eventuell schon mittags da und hätte den Nachmittag frei. Oder ich bleibe 2 Nächte da und schiebe einen ganzen Pausentag ein. Mal sehen. Eigentlich fühle ich mich nicht so, als bräuchte ich schon eine Pause, aber ich habe jede Woche einen Pausentag mit eingeplant und meinen Füßen schadet es sicher nicht nach den ersten Tagen nochmal ein bisschen auszuruhen. Außerdem finde ich in Evje ja vielleicht ein Café, wo ich mal eine eurer zahlreichen Einladungen zum Tee einlösen kann.

Schnell bin ich aus dem Wald raus und komme an ein paar wenigen Häusern vorbei. Die nächsten 2 Stunden folge ich der Schotterstraße. Dann geht es auf Asphalt weiter. Zwischendurch komme ich an winzigen Siedlungen mit 2 oder 3 Häusern vorbei. Die Leute wohnen hier echt ab vom Schuss. Den ganzen Tag über fahren vielleicht 20 Autos an mir vorbei, ansonsten treffe ich niemanden.

Ich komme an einer Schneemobil-Werkstatt vorbei und sehe auch bei ein paar Häusern Schneemobile im Schuppen stehen. Immer bereit für den nächsten Schnee.

Dass es heute bewölkt ist und nicht so warm, finde ich mal eine schöne Abwechslung. Da es recht kühl ist, gehe ich morgens schon in Regenjacke los. So muss ich mich auch gar nicht umziehen, als es dann anfängt zu regnen. Und bis kurz bevor ich mein Zelt aufbaue, hört es auch nicht mehr auf. Ich trotte also im Regen weiter die verlassene Straße entlang. In einem kleinen Bushaltestellen-Häuschen mache ich eine kurze Pause. Aber mir wird schnell zu kalt. Also gehe ich doch weiter. Ich freue mich darauf, mein Zelt aufzubauen und mir trockene Sachen anzuziehen. Pausen gibt es also heute keine längeren. Ich esse nur kurz ein paar Nüsse zur Stärkung.

Bei Kylland kann ich dann ein bisschen Straße über einen Waldweg abkürzen. Natürlich nicht ohne zusätzliche Höhenmeter. Aber dabei wird mir wenigstens ein bisschen wärmer.

Dann geht es wieder auf die Straße. Heute morgen hat mir das noch nichts ausgemacht. Wenn man sich nicht so auf den Weg konzentrieren muss, dann kann man den Gedanken freien Lauf lassen und halt einfach so vor sich hin trotten. Das mag ich zwischendurch ganz gerne. Jetzt habe ich allerdings langsam genug. Zwischendurch habe ich ein langes, gerades Stück Straße vor mir, wo es aussieht, als würde die Straße niemals enden. Das zieht sich.

Hinter Egså komme ich an dieser Holzhütte vorbei. Es sieht nicht so aus, als wäre sie privat, also setze ich mich noch einen kurzen Moment hinein und gönne den Füßen eine Pause. Ringsherum stehen Bänke und in der Mitte eine Feuerschale. Brennholz ist auch ein Stapel da. Hier kann man es sich gemütlich machen. Und draußen steht ein Mülleimer. Super! Seinen Müll schleppt man hier tagelang mit, bevor man mal an einem Mülleimer vorbeikommt.

Ich überlege kurz, ob ich einfach hier in der kleinen Hütte übernachte. Das letzte Stück Straße für heute will ich aber jetzt auch noch hinter mich bringen. Nur noch bis zum Ende des Sees und dann geht ein Fußweg ab.

Solche Sprungbretter aus Holz habe ich jetzt schon ein paar gesehen. Das scheint hier ganz beliebt zu sein im Sommer.

Und dann kann ich die Straße endlich hinter mir lassen. Über eine Wiese geht es Richtung Wald. Und es steht sogar ein Schild an der Straße mit Uleberg. Das ist der nächste Ort auf der anderen Seite des Berges. Dann muss ich mir schon mal keine Gedanken machen, dass der Weg einfach irgendwo aufhört. Hier weiß man ja nie bei so kleinen Pfaden.

Es hört auf zu regnen und ich halte Ausschau nach einem geeigneten Zeltplatz. Na toll, das kann ja heiter werden. Ich stehe schon wieder im Sumpf. Da muss ich wohl noch ein ganzes Stück weitergehen und hoffen, dass der Boden irgendwann wieder fester wird. Das sieht aus hier oben, eine weite, sumpfige Hochebene.

Der Pfad ist aber zum Glück immer mehr oder weniger zu erkennen. Und es gibt sogar kleine Brücken. Inzwischen bin ich ja schon geübt im „Grasbüschel-Hüpfen“. Nasse Füße habe ich trotzdem.

Dann geht es hinauf in den Wald. Der schmale Pfad schlängelt sich zwischen den Tannen hindurch. Hier ist eher das Problem ein ebenes Plätzchen für mein Zelt zu finden. Noch ein Stück weiter habe ich dann aber Glück. Der Boden ist zwar voller Moos, aber ich sinke nicht ein. Und die Heringe halten auch, perfekt! Das ist mein Schlafplatz.

Schnell alles aufbauen und umziehen, damit mir wieder warm wird. Ich ziehe sogar Socken und meine Daunenjacke und die Kapuze über, um mich aufzuwärmen. Erst ein paar Stunden später ziehe ich die zusätzlichen Lagen wieder aus, da ist mir im Schlafsack dann warm genug. Ich hätte ja auch noch ein paar Unterarmstütz machen können, dann wäre es schneller gegangen.

Jetzt bin ich fertig mit schreiben, habe aber gar keinen Empfang hier. Dann könnt ihr es erst morgen lesen, wenn ich wieder näher am nächsten Ort bin.

Gute Nacht!


26,0 km
5:30 h
453 hm
448 hm
417 m