Wir haben Samstagabend halb 8 und ich bin so todmüde. Und meine Füße schmerzen. Deswegen wird gleich schon geschlafen. Heute im Weichtalhaus, wieder ein Naturfreundehaus. Und dieses Mal habe ich das Lager auch nicht für mich alleine. Wir sind bestimmt 10 Leute im 20er Lager mit Etagenbetten. Man merkt das Wochenende ist und hier ein Kletterzentrum.

Bevor mir die Augen zufallen, aber noch kurz was zum Tag heute. Der Weg war nämlich richtig schön.

Zum Einlaufen geht es bis zum Berggasthof Mamauwiese leicht hinab über eine Forststraße. An ein paar Kühen vorbei, die scheinbar ausgebüchst sind und lieber vor dem Zaun in der Sonne liegen. Kurz danach einen schmalen, steinigen Pfad durch den Wald steil hinauf. Es wird immer windiger.

Zur Edelweißhütte muss ich dann noch über einen Grassattel. Der Wind fegt so heftig hierüber, dass ich lieber ein bisschen mehr Abstand vom Stacheldrahtzaun neben mir halte. Mein Ziel liegt nun direkt vor mir. Und ab der Hütte geht’s hinauf.

Ich wundere mich erst, wieso es an der Hütte so früh morgens schon so voll ist, sehe aber dann die Seilbahn ausgeschildert. Dementsprechend ist ab hier der Weg hoch zur Fischerhütte auch eher eine Wander-Autobahn.

Noch kurz durch den Wald und dann wird es felsig. Ich klettere über große Felsblöcke und folge schmalen Pfaden direkt am Abhang. Alle paar Meter muss ich schauen, wo es weitergeht, aber es gibt genug Markierungen. Dazu ist es ziemlich windig, ich warte immer die nächste Böe ab, bevor ich einen Abschnitt hochklettere. Und zwischendurch ist immer wieder kurz Pause angesagt, um die anderen mit leichterem Gepäck vorbeizulassen. Wobei mein Rucksack mich zum Glück nicht behindert, ich bin vielleicht nur ein bisschen langsamer als sonst. Konzentriert und ohne Probleme schaffe ich den abenteuerlichen Weg.

Nach der Kletterei geht es noch ein langes Stück über den Bergrücken, langsam immer höher. Der Wind wird immer stärker und zwischendurch werde ich von einer Wolke verschluckt und sehe nicht mehr viel. Irgendwann taucht dann aber die Hütte vor mir auf.

Es ist eisig kalt, so geschwitzt und mit dem kalten Wind. Und die Hütte ist drinnen schon gedrängelt voll. Also ziehe ich mir noch ein paar Lagen an und suche mir einen halbwegs windgeschützten Platz. Ich schaffe allerdings nur ein paar Löffel meines Mittagessens. Länger halte ich es nicht aus. Und auch, wenn ich heute noch nichts gegessen habe, habe ich direkt nach großer Anstrengung nie Hunger. Das kommt immer erst ein bisschen später.

Zwischendurch verzieht sich die Wolke zumindest soweit, dass man hinunter ins Tal blicken kann.

Weiter geht’s noch ein paar Meter weiter hoch zum Gipfelkreuz des Hochschneebergs, oder auch Klosterwappen, auf 2067 Metern. Juchhu, den höchsten Punkt für heute erreicht. Und den östlichsten Zweitausender der Alpen. Und das erste mal über zweitausend Meter auf meiner Wanderung. So viele Gründe zu feiern.

Für ein Foto mit mir am Gipfelkreuz ist es zu windig, deswegen einzeln. So konnte ich die Kamera in den Windschatten des Kreuzes stellen.

Jetzt aber schnell absteigen. Nach und nach ziehe ich die extra Lagen wieder aus. Es fühlt sich an, als wäre das gerade ein kurzer Besuch in einer anderen Welt gewesen da oben. Ich quere ein paar kleine Schneefelder und bald ist es wieder angenehm warm.

Und dann geht es runter. Und noch weiter runter. Und noch weiter. Das ist so viel ermüdender für Beine und Füße als das Aufsteigen. Jeder, der schon mal über 1000 Höhenmeter am Stück abgestiegen ist, kann das sicher nachvollziehen. Ich mag nicht mehr. Ich freue mich schon, als ich zwischendurch auf eine Forststraße komme, da muss man sich nicht so konzentrieren, aber bald geht es schon wieder über Steine und Wurzeln durch den Wald.

Ziemlich fertig erreiche ich mein Ziel. Ich bin hungrig, müde, stolz und glücklich zugleich.


18,9 km
8:10 h
1273 hm
1779 hm
2067 m