Das Tote Gebirge habe ich gestern hinter mir gelassen, heute geht es auf ins Dachstein-Gebirge. Allerdings hat der super lange Abstieg gestern ein paar Blessuren an meinen Füßen hinterlassen. Ich habe an beiden großen Zehen eine Blase und meine Fersen sind aufgescheuert und fast schon blutig. Über die Blasen kommt ein Blasenpflaster, die merke ich kaum. Aber die Fersen machen mir ein bisschen Sorgen. Zum Glück muss ich heute kaum bergab gehen, da hätte ich gar keine Lust drauf. Dann lieber langsam bergauf.

Ich gehe wieder früh los und freue mich über die Wolken. Dann wird es hoffentlich nicht so heiß heute. Die ersten 15 Kilometer geht es fast eben bis nach Hallstatt, wo dann der lange Aufstieg beginnt. Der Weg ist aber richtig schrecklich. Der Anfang ist noch okay, durch den Ort und dann irgendwann von der Straße runter in den Wald. Theoretisch könnte man jetzt bis nach Hallstatt dem Soleweg folgen, der oberhalb des Hallstätter Sees und der Straße durch den Wald führt. Leider ist der Weg aber wegen Steinschlag gesperrt. Und es gibt keine andere Möglichkeit, als direkt an der Straße entlangzugehen. Am Anfang gibt es noch einen Bürgersteig, aber nicht lange. Links ist der See, rechts die hohe Felswand und dazwischen die Straße. Zwischendurch kann ich hinter der Leitplanke gehen, dann geht es dort so steil hinunter zum See, dass ich auf der anderen Straßenseite gehen muss. Dann wieder ist die Felswand so nah an der Straße, dass ich wieder die Seite wechseln muss. Und das bei einigen Kurven, wo ich nicht gut sehe und keiner Geschwindigkeitsbegrenzung. Wahrscheinlich wäre es sogar ungefährlicher trotz Sperrung den Soleweg zu gehen. Solange es die Sperrung aber gibt, würde ich allen empfehlen, hier den Bus zu nehmen. Ich atme auf, als ich es nach über einer Stunde endlich geschafft habe und in einen Fußweg zwischen Häusern einbiegen kann. Die Straße führt weiter durch einen Tunnel im Berg.

Ich gehe also durch Hallstatt, einen Touristenort, wo auch morgens schon einiges los ist.

Dann führt der Weg weg vom See, an ein paar Häusern vorbei und über eine Schotterstraße in Serpentinen den Berg hinauf. Ich überquere den Waldbach mit seinem total klaren Wasser.

Bald bin ich hoch genug und kann über die Bäume hinweg hinter mir auf den Hallstätter See blicken.

Hier ist der Waldbach-Ursprung ausgeschildert. Ich biege aber an dem reißenden Bach mit seinen Wasserfällen links ab in den Wald und folge dem Weg hinauf zum Wiesberghaus und zur Simonyhütte.

Der Weg ist richtig gut zu gehen, darüber bin ich ganz froh. Es geht die ganze Zeit bergauf, aber nicht zu steil und man muss keine hohen Schritte über Felsblöcke oder Wurzel-Stufen machen. Hier kann ich schön langsam und gleichmäßig gehen, ohne dass mein Puls so in die Höhe geht.

Nach den ersten 1000 Höhenmetern gibt’s eine Pause.

Bald bin ich so hoch, dass die Wolke mich verschluckt und ich nicht mehr so viel sehe. Ich hoffe sehr, dass es später noch aufklart, damit ich auch einen Blick auf den Gletscher habe.

Dann erreiche ich das Wiesberghaus auf 1884 Metern. Da ich schon um 14 Uhr hier bin und bis zu meinem Ziel nur noch 1,5 Stunden ausgeschildert sind, mache ich etwas länger Pause. Ich setze mich mit einer Schorle auf die Terrasse, kann dann aber auch den hausgemachten Marillenknödeln nicht widerstehen. Sie sind der Hammer und ich bekomme sie sogar zum halben Preis. Die Hüttenwirtin meint, ich müsse ja ein bisschen sparen bei so einer langen Tour. Da nicht viel los ist, setzt sich der Kerl, der hier im Moment aushilft, zu mir. Er ist für den Sommer hier oben, wollte einfach mal was anderes machen.

Von hier hat man wohl auch schon einen schönen Blick auf den Ochsenkogl und Gletscher. Und zwar genau in die Richtung. Schade, dass ich nichts sehe!

Ich hatte meine Schuhe ausgezogen, weil ich dachte, ein bisschen Luft tut meinen Füßen gut. Das war aber ein Fehler, ich hätte sie erst am Ziel ausziehen sollen. Nachdem ich sie wieder angezogen habe, tun meine Füße und vor allem meine aufgescheuerten Fersen noch viel doller weg. Ich brauche erstmal ein paar Minuten bis ich wieder normal gehen kann. Mein Gang ist etwas eierig inzwischen.

Der Weg wird jetzt immer felsiger. Es geht leicht hinauf durch Latschen und dann umgibt mich nur noch Fels und Geröll. Der letzte Anstieg ist nochmal etwas steiler, in Kehren eine Felswand hoch. Und dann sehe ich tatsächlich ein blaues Loch in der Wolke. Kurz ist über mir die Hütte zu sehen, schnell ist sie aber wieder verschwunden.

Je höher ich komme, desto mehr sehe ich. Juchhu, ich freue mich! Es ist wunderschön hier oben. Ich bin jetzt über den Wolken und die Bergspitzen in der Ferne ragen aus der Wolkendecke heraus.

Ziel erreicht, die Simonyhütte auf 2203 Meter Höhe. Auf der einen Seite blickt man auf den Hallstätter Gletscher, auf der anderen auf die Wolkendecke.

Nach den beiden letzten sehr langen Tagen, freue ich mich jetzt auch richtig auf den Pausentag morgen. Und vor allem in dieser Umgebung. Es war definitiv die richtige Entscheidung, den Tag Pause hier oben zu machen und nicht unten im Tal. Es ist doch so viel schöner hier!

Wie gut, dass ich 2 Nächte bleibe, dann darf ich nämlich auch duschen. Wenn man nur eine Nacht bleibt, muss man sich mit den Waschbecken begnügen. Die kalte Dusche tut meinen Füßen sehr gut. Warmes Wasser gibt es eventuell morgen wieder, je nachdem wie sonnig es wird.

Und dann gibt es am Abend auch noch ein 3-Gänge-Menü. Das Bergsteigeressen ist nicht vegetarisch und ansonsten gibt es nach 17 Uhr nur das Menü der Halbpension. Na gut, dann lasse ich es mir eben mit Gemüsesuppe, Gröstl und Topfencreme gut gehen. Um halb 7 gibt es für alle Essen und danach dauert es auch nicht lange, bis ich im Bett verschwinde.


27,2 km
8:00 h
1801 hm
151 hm
2203 m