Weiter geht es heute nach Eschede. Dort treffe ich mich mit Olaf, einem guten Freund aus Dortmund, der mich am Wochenende nochmal begleitet. Ich teste nach dem Aufstehen wieder, ob ich mit dem linken Fuß auftreten kann. Nachdem ich die Blase nochmal aufgemacht, Blasenpflaster drauf und zum Polstern noch einen Verband drum gemacht habe, geht es. Ich packe in Ruhe zusammen und mache mich erst gegen 8:30 Uhr auf den Weg. Der Plan ist bis zum Ziel dem Jakobsweg zu folgen. Der verläuft heute ziemlich direkt, die Alternative wäre nur die Bundesstraße. Außerdem ist mein Handyakku fast leer, so kann ich einfach den Markierungen folgen.
Allerdings fehlen nach einer halben Stunde schon die ersten Markierungen. Ein netter Spaziergänger mit Hund zeigt mir aber den Weg. Weiter geht es also Richtung Museumsdorf Hösseringen über einen breiten Waldweg. Dann fehlt schon wieder eine Markierung oder vielleicht übersehe ich sie auch. Scheinbar biege ich irgendwo falsch ab, die nächste Markierung finde ich jedenfalls erst 10 Kilometer später. Wahrscheinlich gehe ich ziemlich parallel zur Bundesstraße durch den Wald.
Der Weg heute ist eine echte Geduldsprobe und Motivationstest. Die Umgebung ist sehr schön und auch dass ich die ersten 3 Stunden auf weichem Waldboden statt Asphalt gehe. Allerdings geht der Weg einfach nur geradeaus. Schnurgerade und kilometerlang einfach nur geradeaus. Das wird trotz schönem Wald ziemlich langweilig. Ich hatte mich gestern als ich auf die Karte geschaut habe schon gewundert, dass der Strich so gerade verlief. Als ich irgendwann die Wegmarkierung wiederfinde, hoffe ich, dass der Weg interessanter wird. Ich biege aber nur einmal ab und dann geht es weiter geradeaus.
Ich komme durch zwei winzige Orte, Dalle und Lohe. Am Picknickplatz liege ich ein bisschen in der Sonne und entspanne meine Füße. Über die Hälfte habe ich schon geschafft.
Passend zu dem Weg heute, geht es allerdings sobald ich wieder aus dem Ort raus bin, gerade weiter. Nur jetzt auf Asphalt und nicht mehr im Schatten. Nur vereinzelt werfen die Bäume ihre Schatten auf die Straße. Soweit ich gucken kann, sehe ich Straße, wie mit dem Lineal gezeichnet, und die Luft flimmert über dem Asphalt. Meine Motivation ist, dass ich ja am Nachmittag Besuch bekomme und nicht so spät dort sein möchte.
Außerdem möchte ich das erste Mal mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 5 Kilometern pro Stunde ankommen. Gut, dass ich mir dafür so einen heißen Tag aussuche. Aber trotz Blase funktioniert das schnelle Gehen ganz gut. Ich rechne heute nur in halben Stunden und gucke, dass ich nicht zu langsam bin. Am allerersten Tag hatte ich einen Schnitt von genau 5 km/h. Ansonsten bin ich immer so bei 4,8 km/h inzwischen. Es geht mir allerdings auch nicht darum, besonders schnell zu sein.
Und so geht die Zeit trotz langweiligen Geradeaus-Strecken dann trotzdem um.
Ich komme an den Aschauteichen vorbei. Ein paar haben noch recht viel Wasser.
Andere dagegen sind fast komplett ausgetrocknet.
Die letzte halbe Stunde ist dann ein Traum von Wanderweg. Richtig schön, ein schmaler Pfad durch den Wald, endlich wieder Schatten, an der Aschau, einem kleinen Bach entlang. Da hier nirgendwo ein Campingplatz in der Nähe ist, übernachten wir heute in einer kleinen Pension, die als Pilgerherberge angegeben ist. Gegen 15 Uhr bin ich dort und Olaf ist auch schon da. Geschafft! Erstmal ausruhen und freuen, dass ich es mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,1 km/h geschafft habe.
Drinnen im Zimmer fühle ich mich irgendwie komisch, mich zieht es direkt wieder raus. Ich ziehe einen Campingplatz definitiv jeder Pension vor. Ich weiß gar nicht, wie ich nach meiner Wanderung wieder überwiegend drinnen leben soll.
Wir picknicken mit Salat an der Aschau und genießen noch einen Eisbecher. Schön, wenn man früh da ist und noch den ganzen Nachmittag Zeit hat.
DerEineNette
Habt ihr euch auch die Gedenkstätte, von dem Zugunglück angeschaut?
Sophie
Ich glaube nicht… Da kann ich mich jedenfalls gerade nicht dran erinnern. Was war das für ein Unglück?