Wir hatten gestern Abend noch ein richtiges 3-Gänge-Menü mit Blaubeeren, scharfen Spaghetti und Kirsch-Brownies. Dazu sogar ein kühles Radler. Olaf ist mit dem Zug zurück nach Eschede gefahren, um sein Auto zu holen und hat auf dem Weg noch schnell eingekauft. Mit so einer Verpflegung macht Wildcampen gleich noch mehr Spaß.

Nach dem heißen Tag, geschwitzt vom Wandern und Zelt aufbauen, gönne ich mir noch eine Dusche im Wald. Heute geht das mal, da wir genug Wasser haben. Ansonsten reicht mein Wasser beim wilden Campen meistens gerade so zum Trinken. Ein lustiges Gefühl so nackig im Wald zu stehen und unter der Wasserflasche zu duschen. Dafür umso schöner dann frisch und sauber im Schlafsack zu liegen.

Ich liege zweimal lange wach, schlafe aber sonst ganz gut. Was mir ein bisschen Angst gemacht hat, waren die 5 oder 6 Schüsse. Die waren ziemlich laut – wahrscheinlich Jäger. Ich beruhige mich aber damit, dass wir ja noch in der Nähe des Kinderzeltplatzes sind, also höchstwahrscheinlich nicht direkt hier im Wald gejagt wird. Was mir mehr Angst gemacht hat, war ein Bellen, was mal näherkam, dann wieder weiter weg war. Das ist aber zum Glück auch irgendwann ganz verschwunden.

Olaf verabschiedet sich früh, ich lege mich nochmal hin. Gegen 7 Uhr breche ich dann aber auch auf. Der Plan beim Losgehen ist einen kurzen Tag zu machen, erstmal auf dem Via Romea nur bis nach Rietze zu gehen. Dort finde ich hoffentlich irgendeine Pilgerherberge.

Als ich einen Ort vorher, in Eickenrode, Pause mache, entscheide ich mich nochmal um. 13 Kilometer weiter gibt es doch noch einen Campingplatz. Zwar ist es dann auch wieder keine besonders kurze Etappe, aber meinen Füßen geht es ein wenig besser als gestern. Dann kann ich zumindest morgen dort eventuell einen Tag Pause machen. Und dann sind es auch nur noch 21 Kilometer nach Braunschweig, also nur ein Tagesmarsch.

Ich gehe also nicht auf dem Via Romea weiter. Es geht über lange Straßen durch die Felder. Bis auf ein paar Bauern auf ihren Treckern und einer Gruppe Reiter ist niemand unterwegs.

Es ist im Gegensatz zu den letzten Tagen richtig angenehm zu gehen heute. Es ist bewölkt und es geht ein angenehmer Wind. Nach 3 Stunden geht es dann zur Abwechslung durch einen Wald und ich freue mich über ein Stück Trampelpfad. Der ist allerdings nach ein paar Metern wieder so zugewuchert mit Brennnesseln und anderem Gestrüpp, dass ich hier doch eben meine lange Hose zum Schutz überziehe. Die Regenjacke ziehe ich auch gleich an. Da wurde mein Wunsch von heute Morgen erhört, dass ich heute gerne so im Regen vor mich hin trotten wollte.

Als ich den Wald durchquert habe, fängt es ziemlich an zu schütten. Beim ersten Donnern rufe ich dann doch sicherheitshalber mal beim Campingplatz an, ob sie noch Platz haben und ich nicht umsonst in die Richtung gehe.

Durch den kleinen Ort Meerdorf und über die A2 geht es dann zum Ziel am Paradiessee. Der Campingplatz liegt direkt an dem See und baden und angeln kann man auch. So paradiesisch ist es aber dann doch nicht, da die Autobahn nicht weit weg und recht laut zu hören ist. Mal sehen, ob ich wirklich hier oder dann doch lieber in Braunschweig meinen Pausentag mache. Gut, dass ich so viel umplanen und mich umentscheiden kann, wie ich möchte!

Ich habe jedenfalls mal wieder Glück und kann mein Zelt im Trockenen aufbauen. Es nieselt nur noch zwischendurch und hört nachmittags dann ganz auf zu regnen. Da ich schon um 14:30 Uhr alles aufgebaut habe, kann ich den ganzen Nachmittag auch schön Entspannen und meine Füße hochlegen. Das tut gut.


19,5 km
4:10 h
13 hm
12 hm
88 m