Vor meiner Tour habe ich gesagt, dass ich einfach solange gehe, bis das Geld alle ist oder ich keine Lust mehr habe. Mein letztes Bargeld ist für das Abendessen gestern draufgegangen, also ist hier Ende.

Es regnet. Mal wieder. Und ist ziemlich nebelig. Ich habe zwei schöne Ideen für den Rückweg und Abstieg heute. Aber bei dem Wetter muss ich mir die wohl besser für ein anderes Mal aufheben. Wenn es zumindest trocken ist. Eine Idee ist, über den Grat vom Nebelhorn über das Gaisalphorn zum Rubihorn zu gehen. Absteigen würde ich dann am Gaisalpsee vorbei nach Reichenbach und über Langenwang zurück nach Tiefenbach wandern. Die andere Idee ist der Grat über Seeköpfel und Schattenberg und ein Abstieg nach Oberstdorf. Beide Gratwege sind in meiner Wanderkarte aber nicht als offizielle Wanderwege markiert und sie sollen ausgesetzt und bei Nässe nicht so spaßig sein. Schade, denn so bleibt mir nur der langweilige Abstieg über den breiten Weg unterhalb der Nebelhornbahn. So war das Ende meiner Wanderung nicht geplant. Aber so ist es eben. Ich hatte ja auch schon mehr als genug Abenteuer in den letzten Tagen.

Um kurz nach 8 Uhr geht es los. Die Bahn fährt auch schon, aber bei so einem Wetter will wohl niemand hier hoch.

Von dem direkten Abstieg wird auf dem großen, gelben Schild abgeraten. Da mache ich mir doch mal selbst ein Bild von, wie äußerst beschwerlich der Weg ist. Auf die Beschilderung hier oben in der Nähe der Gipfelstation gebe ich nicht viel. Man merkt, dass die Hinweise auf Bergbahn-Touristen ausgerichtet sind.

Ich folge also dem breiten Weg. Auf dem löchrigen Asphalt liegt zwischendurch eine dünne Schotterschicht. Das ist tatsächlich nicht so angenehm, aber es geht. Nach den ersten Kehren wird es ein paar Mal richtig steil und ich gehe meine eigenen kleine Serpentinen auf dem Weg.

Nach links habe ich einen Blick auf den Schattenberg-Grat.

Es hört auf zu regnen und obwohl es nur runter geht, wird mir schnell warm. Da der Weg nicht anspruchsvoll ist, können die Gedanken ruhig auch mal abschweifen. Und auch wenn der Weg an sich nicht so spannend ist, findet man überall schöne Dinge. Ich kann mich auch an kleinen Sachen freuen. Es fängt wieder an zu regnen. Ich mag die Tropfen auf meiner Haut und im Regen tanzen macht sowieso immer gute Laune.

Ich komme an der Mittelstation der Bergbahn vorbei, auch hier ist noch nichts los. Beim nächsten Abzweig nehme ich dann die Variante am Faltenbach entlang. So komme ich doch noch weg vom breiten Schotterweg und folge nun einem schönen Pfad durch den Wald. Rechts neben mir rauscht das Wasser.

Ich komme am Kraftwerk vorbei, wo mir eine ganze Wandergruppe entgegenkommt. Dann führt der Tobelweg an schönen Wasserfällen vorbei.

Da muss ich es doch mal nutzen, dass ich Blende und Belichtung an meiner Kamera auch manuell einstellen kann. Nicht, dass ich es irgendwann noch verlerne, wenn ich das so selten nutze.

Ich komme am Schattenbergstadion aus dem Wald und gehe an den Skisprungschanzen vorbei. Dabei kann ich zwei Skispringer beim Training beobachten.

Jetzt bin ich unten angekommen. Zurück in der Zivilisation. Ich ziehe doch meine Regenjacke über, so langsam wird mir kalt und es schüttet wieder. Ich gehe ein Stück an der Trettach entlang und dann über einen Fußweg ins Zentrum von Oberstdorf. Dabei komme ich an diesem bunt blühenden Stückchen Wiese vorbei. Das sieht gut aus. Direkt neben der Straße und Parkplätzen.

Im Kurpark vor dem Oberstdorf Haus stehen immer noch die großen Fotos vom Oberstdorfer Fotogipfel.

Ich habe noch 2,82 € im Portemonnaie. Dann gehe ich doch mal am Supermarkt vorbei und schaue, was ich dafür noch bekomme. Vielleicht reicht es ja für einen Snack. Nachdem ich durch alle Regale gegangen bin, entscheide ich mich für 500 Gramm Weintrauben und eine Packung Cracker. Das ist super, hätte ich gar nicht mit gerechnet. Leider ist es nur alles in Plastik verpackt, die losen Weintrauben hätten mein Budget gesprengt. Es fühlt sich ganz lustig an mit so wenig Geld durch den Supermarkt zu laufen und sich alle Preise anzuschauen. Ist mal was anderes. Nur dass es leider genug Leute gibt, für die das kein so lustiges Gefühl ist.

Den weiteren Weg nach Tiefenbach kenne ich in- und auswendig. Es ist mein Weg von Zuhause zum Bahnhof, zum Einkaufen, Mama nach Feierabend vom Bus abholen, für alles mögliche. Dabei habe ich eine Lieblingsstelle, wo man einen super Blick auf Oberstdorf hat. Heute ist es nur ein bisschen grau. Hinter dem Kirchturm sieht man die Skisprungschanzen.

Nach dem steilen Fußweg hoch zu dem Aussichtspunkt, bietet sich die Bank für ein letztes Picknick an. Der Baum schützt mich vor den Regentropfen. Auch wenn ich in einer halben Stunde Zuhause bin, möchte ich meine Trauben und Cracker noch hier draußen vernaschen. So gehört es noch zu meiner Wanderung.

Dann geht es nur noch ein Stück weiter hoch nach Reute, durch den Wald wieder runter und über die Breitach. Hier habe ich vor meiner Norwegen-Wanderung furten geübt. Jetzt ist der Wasserstand nicht so hoch.

Dann an der Straße entlang den Berg wieder hoch nach Tiefenbach. Angekommen, ich bin wieder Zuhause. Heute habe ich das Schlaflager und die Stube für mich alleine.


12,5 km
2:50 h
133 hm
1.198 hm
1.923 m