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Über Norge på langs

Norge på langs bedeutet übersetzt Norwegen der Länge nach. Dahinter steckt die Idee, das Land der Länge nach zu durchqueren. Tja – und das war es dann auch schon. Wer denkt, dass es dazu einen festgelegten Start- und Zielpunkt und eine markierte Route gibt, der liegt völlig falsch. Wo man startet, woher man geht, wie man sich fortbewegt und wo man ankommt, das ist einem komplett selbst überlassen. Und das macht es zu einer der anspruchsvollsten Fernwanderungen, die es gibt. Norge på langs ist jedem Norweger ein Begriff und wer auf dieser Tour unterwegs ist, dem gebührt große Anerkennung. Denn Norwegen ist das längste Land Europas. Zudem ist es nach Island und Finnland das bevölkerungsärmste Land.

Für die bekanntesten amerikanischen Fernwanderwege gibt es eigene Reiseführer und inzwischen auch eine App, die einen den Weg entlang führt. Das macht die Wanderung an sich nicht einfacher, es bleibt immer noch eine super starke Leistung. Aber bei Norge på langs hat man eben sehr viel mehr Planungsaufwand und die Unsicherheit, ob der gewählte Weg so überhaupt begehbar ist.

Viele NPLer (so nennt man die Leute, die Norge på langs gehen) starten im Süden am Leuchtturm Lindesnes und wollen zum Nordkap. Oder sie starten in Oslo und kommen am Kinnarodden an. Oder statten der russischen Grenze noch einen Besuch ab. Ob von Süden nach Norden oder andersherum, möglich ist beides. Zum Teil kann man den offiziellen Wanderwegen folgen. Dort, wo es in Norwegen keine gibt, weicht man auf Schweden und Finnland aus. Oder man bleibt komplett in Norwegen. Zu Fuß entlang der Grenze, mit dem Fahrrad über die Europastraße, auf Skiern mitten durch oder mit dem Kanu oder Packraft die Flüsse entlang. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Die Länge der Tour beträgt je nach gewählter Route 2.600 bis 3.000 Kilometer. Seit 1966 gab es laut Norge på langs lista ca. 465 Absolventen, das sind im Schnitt gerade mal 8 Leute pro Jahr. Das ist allerdings eine inoffizielle Zahl, die wirkliche Zahl kennt niemand. Auf jeden Fall sind das ziemlich wenige, wenn man das mit anderen Fernwanderwegen vergleicht. Gerade in den letzten Jahren steigt die Zahl aber deutlich an. Inzwischen machen sich jedes Jahr eher 20 bis 30 NPLer auf den Weg. Dabei gibt es ein paar verrückte Rekorde mit 25 Tagen rennend oder 34 Tagen auf Skirollern. Der Rekord zu Fuß liegt bei 59 Tagen. Norweger schaffen die Strecke in 80 bis 100 Tagen, für uns andere ist ein Schnitt von 120 Gehtagen realistischer.

Wenn man sich entscheidet, die Tour im Sommer anzugehen, dann hat man nur ein relativ beschränktes Zeitfenster für die Durchführung. Der Winter in Norwegen ist lang und im Frühjahr sind Altschneefelder und Schneebrücken gefährlich und Flüsse vom Schmelzwasser so reißend, dass man sie nicht queren kann. Spätestens Mitte Oktober sollte man im Norden ankommen, um vor dem Wintereinbruch dort zu sein. Wenn man im Norden startet, verschiebt sich das Fenster etwas nach hinten. Das gilt es bei der Planung auf jeden Fall zu beachten.

Wenn man sich anschaut, welche Länder und Gebiete auf derselben Höhe wie Norwegen liegen, stößt man auf eine Menge Schnee und Eis. Durch den Golfstrom ist das Klima in Norwegen sehr viel milder. Trotzdem kann es bei Polarstürmen und heftigen Windböen, vor allem auf den ungeschützten Hochebenen, richtig ungemütlich werden. Das Wetter kann ziemlich schnell umschlagen. Im Norden Norwegens kann man aber mit ein bisschen Glück im Herbst auch schon Polarlichter beobachten. Da hoffe ich sehr drauf, da das schon seit Jahren auf meiner Wunschliste steht.


Wie detailliert soll ich mich vorbereiten?

Es gibt Leute, die planen gerne alles bis ins letzte Detail und andere, die lieber einfach drauf los wandern und schauen, was sie unterwegs erwartet. Mein Motto ist: Je gründlicher ich mich vorbereite, desto entspannter kann die Wanderung verlaufen. Man braucht sich nicht verrückt machen mit allen möglichen Details. Aber wenn man sich zum Beispiel vorher schon die Telefonnummern von den Leuten aufschreibt, die Versorgungspakete annehmen, muss man unterwegs nicht erst noch eine Stelle mit genug Empfang für eine Internetrecherche suchen. Das mag jetzt banal klingen, aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass sich diese Vorbereitung lohnt. Oder wenn man sich aufgrund des Wetters für einen anderen Weg entscheiden muss und sich die Möglichkeiten vorher schon mal grob angeschaut oder in seine Karte eingezeichnet hat, kann man viel entspannter eine Entscheidung treffen.

Für alle, die nicht viel Wert auf Planung legen und denken, das ist ja gar nicht mein Ding, ist aber wahrscheinlich eine Tour wie Norge på langs, wo es nun mal keine Regeln und Vorgaben gibt, auch nicht das richtige. Natürlich kann man sich einiges an Planung sparen, wenn man zum Beispiel eine schon geplante Route von einem vorherigen NPLer übernimmt und diese „nachwandert“. Dann hat man zumindest die Gewissheit, dass da schon mal jemand hergegangen ist. Was für Tücken auf diesem Weg liegen, die andere für sich als machbar einstufen, man sich selber aber nicht weiter traut oder ob ein Teil eventuell im Nachhinein doch ziemlich wagemutig war, weiß man nicht. Oder ob die Route so nur in einem besonders trockenen Jahr gegangen werden kann. Darauf bin ich selber auch an ein paar Stellen hereingefallen. Daher Vorsicht beim Übernehmen anderer Planungen! Dann beschäftige ich mich doch lieber selber mit den verschiedenen Gebieten und möglichen Routen und befrage dann gezielt zu bestimmten Abschnitten bisherige Wanderer.

Ich muss allerdings sagen, dass das bei mir auch ein langer Prozess war, überhaupt dahin zu kommen, wie ich letztendlich geplant habe. Ich habe vorher einige Planungen verworfen und wieder von neuem angefangen. Auf jeden Fall bin ich aber der Meinung, dass es sinnvoll ist, sich mit der Route zu beschäftigen und eine gewisse Planung vorzubereiten. Es muss bestimmt nicht so detailliert sein, wie meine Planung. Das soll jeder so machen, wie er sich damit wohlfühlt. Für mich geht es nicht darum, mich unterwegs dann auch ganz genau an meine geplante Route zu halten. Ich bleibe flexibel und ändere unterwegs bei Bedarf meine Route aufgrund von Wegbeschaffenheit, Wetter oder anderen Vorkommnissen. Aber wie anfangs erwähnt, kann ich das ganze viel entspannter machen, wenn ich mich schon ein bisschen auskenne durch meine Vorbereitung. Meine Planung gibt mir Sicherheit und beruhigt mich im Vorfeld auch. Denn ich habe riesigen Respekt vor dieser Wanderung! Nicht unbedingt aufgrund der Länge, auch wenn das doppelt so lang ist, wie meine bisher längste Tour. Aber aufgrund der vielen weglosen Abschnitte durch die Wildnis und des Wetters, was mich voll erwischt, wenn ich als winziger Punkt in der weiten Landschaft stehe.


Meine Anforderungen

Bei den vielen Möglichkeiten, diese Tour anzugehen, sollte man für sich ein paar Ziele definieren. Dann kann man orientierter die Planung starten. Das ist nämlich eine ganze schön lange Route, die es zu planen gilt und da kann man sich gut mal verheddern. Ich habe mich dabei auch ein paar Mal etwas überfordert gefühlt und die Planung erstmal ein paar Tage ruhen lassen. Es lohnt sich also früh anzufangen.

Ich drücke meinen Wanderungen gerne einen eigenen Stempel auf und mache daraus meine ganz eigene, individuelle Tour. Meine Traum-Wanderung eben – mit Wegen, die ich mir zutraue. Dabei halte ich mich selten an das, was die Mehrheit aus einer Tour macht. Für mich sind folgende Dinge wichtig:

  • Komplette Wanderung an einem Stück innerhalb einer Saison
  • Nur in Norwegen bleiben, keine Abkürzungen über Schweden und Finnland
  • Start: Norwegens südlichster Festlandpunkt
  • Ziel: Norwegens nördlichster Festlandpunkt
  • Alles aus eigener Kraft, keine motorisierten Hilfsmittel
  • Möglichst wenig Straße
Komplette Wanderung an einem Stück innerhalb einer Saison

Ich habe ein Sabbatical von 6 Monaten. Das ist ausreichend lang, um die Tour ohne Stress bewältigen zu können. Viele haben nur 4 oder maximal 5 Monate Zeit. Mir ist es aber wichtig, nicht durch Norwegen zu hetzen und immer die Zeit im Blick haben zu müssen. Ich möchte auch mal einen Pausentag einschieben, wenn es irgendwo besonders schön ist oder die Füße weh tun. Oder ohne Zeitdruck ein paar Tage irgendwo abwettern können. Trotzdem ist es mir wichtig, das komplette Land innerhalb dieser Zeit zu durchqueren. Ich habe von Anfang Mai bis Ende Oktober frei, also genau abgepasst auf das Zeitfenster, in dem ich auch wandern kann. Wenn das Wetter dieses Jahr nicht mit so vielen Gemeinheiten überrascht, spricht auch nichts gegen diesen Punkt.

Nur in Norwegen bleiben, keine Abkürzungen über Schweden und Finnland

Meine Planung hat damit angefangen, Reiseberichte zu lesen. Immer wieder habe ich dabei auch von Abschnitten durch Schweden und teilweise Finnland gelesen. Was soll das denn? Ich möchte doch Norwegen der Länge nach durchqueren. Als ich mich mehr mit der Route beschäftigt habe, war aber klar, wieso Norwegen an bestimmten Stellen umgangen wird. Die Alternative ist einfacher und meist schneller. Auf der norwegischen Seite hätte man es mit wegloser Wildnis zu tun oder müsste auf die Straße ausweichen. Nachvollziehen kann ich also diese Schlenker, nachmachen möchte ich es nicht! Länder innerhalb ihrer Grenzen zu durchqueren ist irgendwie so mein Ding, das habe ich in Deutschland und Österreich auch so gemacht. Ich habe immer einen Fuß Abstand zur Grenze gehalten.

Während meiner Planung habe ich von anderen NPLern immer wieder gehört, dass ich an bestimmten Stellen doch lieber über Schweden gehen solle. Dann bräuchte ich statt 2 Tagen durch Norwegen nur 2 Stunden. Dieser Vergleich, der gefühlt sehr häufig angestellt wird, ist für mich nicht relevant. Ich gehe durch Norwegen und plane dementsprechend so viele Tage ein, dass ich mit der Länge der Strecke hinkomme. Wieso sollte ich da plötzlich über ein anderes Land abkürzen? Wenn das Wetter so schlecht ist, dass es zu gefährlich wäre, auf der norwegischen Seite zu bleiben, habe ich immer noch die Option, dem Wanderweg weiter durch Schweden zu folgen.

Mein anfänglicher Optimismus wurde im Laufe der Planung schon ein bisschen gebremst, manche Gebiete auf der norwegischen Seite, wo es keine Wege oder Hütten gibt, sollte man sich sehr genau anschauen und entscheiden, ob man sich zutraut, dort herzugehen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Rago-Nationalpark. Dieser grenzt an die schwedischen Nationalparks Padjelanta, Sarek und Stora Sjöfallet. Zusammen bilden sie das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet Europas, was auch gerne als letzte Wildnis Europas bezeichnet wird. Die Norweger sprechen bei der Durchquerung von der Ragomila, also der Rago-Meile, womit gemeint ist, dass man nicht schneller als 1 Kilometer pro Stunde vorwärts kommt. Nachdem ich die Karten, Luftbilder und Geländeprofile zu dem Gebiet studiert und einige wertvolle Tipps bekommen habe, konnte ich aber eine Route planen, die ich mir bei passendem Wetter alleine zutraue. Die Dauer habe ich dabei natürlich der Rago-Meile angepasst.

Wichtig ist bei diesem Punkt – es ist ein Versuch! Sicherheit geht vor. Wenn das Wetter passt und ich mich gut fühle, habe ich die Chance, Norwegen tatsächlich nur innerhalb der Grenzen zu durchqueren. Wenn irgendetwas nicht passen sollte, dann weiche ich auf die Straße oder Nachbarländer aus. Das habe ich so in meinem Kopf verfestigt und werde mich nicht in Lebensgefahr bringen, nur weil ich meinen Fuß nicht über die Grenze setzen möchte!

Start: Norwegens südlichster Festlandpunkt

Start und Ziel standen für mich ziemlich schnell fest. Ich möchte gerne im Süden starten und Richtung Norden gehen, mit der Sonne im Rücken. Dabei kann ich am Anfang auf mehr Infrastruktur zurückgreifen und es wird mit der Zeit erst wilder, einsamer und anspruchsvoller. Die Anreise ist relativ problemlos, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich fahre mit einem Freund zusammen mit dem Auto nach Hirtshals und weiter mit der Fähre nach Kristiansand. Von dort verschicke ich meine Versorgungspakete an Leute entlang der Route, die diese für mich verwahren, bis ich bei ihnen vorbeikomme. So ist es sehr viel günstiger, als die Pakete aus Deutschland zu verschicken und dann auch noch zu bangen, dass sie durch den Zoll kommen. Wir machen noch eine Woche zusammen Urlaub, bevor Olaf sich wieder auf den Heimweg macht und ich meine Wanderung starte.

Mein Startpunkt ist der südlichste Festlandpunkt Norwegens. Das ist der Felsen Nesvarden, am südlichen Zipfel der Halbinsel Lindesnes. Am Leuchtturm Lindesnes komme ich auf meinem Weg dann auch vorbei, wenn ich möchte. Dort steht der bekannte Wegweiser, der 2.518 Kilometer bis zum Nordkap anzeigt und als Fotomotiv für die meisten Norge på langs Starts dient. Ich nehme da aber lieber den südlichsten Punkt mit dem Felsen Nesvarden. Wenn man sich auf die Suche nach Norwegens Extrempunkten macht, stößt man allerdings auf ziemlich lange Diskussionen darüber, wo diese wirklich zu finden sind. Deswegen halte ich mich einfach an die offizielle Angabe des norwegischen Vermessungsamtes, wo auch darauf hingewiesen wird, dass Lindesnes laut UN-Definition keine Insel ist, da der Spangereidkanal ein von Menschenhand geschaffener Eingriff ist. Hört sich ziemlich kleinlich an, aber da ich Diskussionen über diesen Punkt vermeiden möchte, gebe ich lieber die Quelle mit an 😉

Ziel: Norwegens nördlichster Festlandpunkt

Beim nördlichsten Punkt denkst Du bestimmt direkt an das Nordkap. Und das ist auch der Punkt, wo viele ihre Norge på langs Tour beenden. Mich reizt dieser, wie viele sehr touristische Orte, aber gar nicht. Deswegen passt mir das ganz gut, dass der nördlichste Festlandpunkt eigentlich viel weiter östlich und ziemlich einsam ist. Das klingt schon eher nach einem Ort, wo ich gerne ankommen möchte. Es handelt sich dabei um den Felsen Kinnarodden auf der Halbinsel Nordkinn. Vom Ort Mehamn muss man noch 2 beschwerliche Tage über Geröllfelder zu Fuß zurücklegen, um dort hinzukommen. Es gibt keine Straßen, Wege oder sonstige Infrastruktur. Man kann eben keine Touristen in Bussen hinkarren, deswegen wird das Nordkap viel lieber als nördlichster Punkt vermarktet.

Wenn das Wetter mitspielt, gehe ich auf direktem Weg Richtung Norden zum Kinnarodden und danach nach Mehamn. Falls ich aber zum Beispiel wegen dichtem Nebel, der auf der Landzunge nicht selten sein soll, noch ein oder zwei Tage abwarten muss bis zu meinem Zieleinlauf, gehe ich erst nach Mehamn und dann hoffentlich bei Sonnenschein zum Kinnarodden. Da halte ich mir alle Optionen offen, um einen möglichst schönen Abschluss der Wanderung zu haben.

Wenn ich es dann tatsächlich geschafft habe, ganz im Norden anzukommen, möchte ich auch entschleunigt zurückreisen. Von Mehamn fahren die Postschiffe der Hurtigruten ab, damit komme ich bis nach Bergen. Das stelle ich mir als schöne Belohnung nach der Tour vor. Dann habe ich noch ein paar ruhige Tage, wo ich die gewonnenen Eindrücke der Wanderung verarbeiten und einfach die Füße hochlegen kann. Von Bergen geht es dann mit Zug oder Bus weiter zurück nach Hause. Das heißt, dass ich für die Rückreise nochmal circa 1,5 Wochen einplanen muss.

Alles aus eigener Kraft, keine motorisierten Hilfsmittel

Dieser Punkt gilt grundsätzlich bei meinen Wanderungen. Ich möchte den kompletten Weg aus eigener Kraft schaffen. Ob das nun zu Fuß ist oder abschnittsweise auch mal mit Fahrrad oder Kanu spielt keine Rolle. Hauptsache, es ist kein Motor im Spiel. In Norwegen werde ich hauptsächlich laufen. Es gibt aber einen Abschnitt, wo ich eventuell auf ein Kanu ausweiche. Bei der Routenplanung stößt man zwangsläufig irgendwann auf den See Namsvatnet. Dort kann man sich mit einem kleinen Motorboot in 20 Minuten oder so rüberbringen lassen und dann weiterwandern, was viele auch so machen. Das Umgehen des Sees ist anstrengend, dauert etwa 2 Tage und kann auch gefährlich werden. Im Osten, zwischen See und schwedischer Grenze, ist es sumpfig und dort brütet eine sehr seltene Vogelart. Man müsste also vorher mit dem Nationalpark-Zentrum klären, ob man überhaupt da hergehen darf. Die westliche Umgehung wird durch zwei unpassierbare Flüsse erschwert. Tipps für eine mögliche Umgehung habe ich zwar bekommen, aber dazu auch gleich den Hinweis, dass es in dem Gebiet Bären gibt. Beides ist also nicht optimal. Zuletzt habe ich dann noch den Tipp bekommen, dass man sich am Südufer des Sees ein Kanu mieten kann. Das klingt auf jeden Fall besser als die Umgehungsvarianten!

Möglichst wenig Straße

Gerade zu Beginn der Wanderung, wenn man im Süden startet, warten erst einmal einige Kilometer auf Asphalt auf einen. Das mag zum Warmlaufen ganz am Anfang okay sein, lässt die Füße aber auch schneller ermüden. Und angenehm ist es je nach Verkehrsaufkommen auch nicht. Deswegen versuche ich möglichst viele kleine Schotter-, Feld- oder Waldwege als Alternative zu finden. In meiner aktuellen Planung konnte ich die Kilometer auf asphaltierten Straßen (laut Komoot) bis hinter die Hardangervidda bei östlicher Umgehung zumindest auf ca. 60 Kilometer reduzieren. Ich habe andere Planungen gesehen, wo die Zahl eher doppelt so hoch ist. Wobei meine Planung gerade im Süden nicht so genau ist, da bin ich gespannt, wie viel Straße ich tatsächlich vermeiden kann. Weiter im Norden ist die Herausforderung abschnittsweise eher, überhaupt mal eine Straße zu finden, da ist das kein Problem mehr.


Planungstools & Meine Strategie

Am Anfang der Planungsphase heißt es erstmal viel Lesen und sich Informationen beschaffen. Ziemlich schnell kommt man da auf die Norge på langs lista. Die Seite wird von dem Norweger Odd Vinje gepflegt. Das interessanteste ist die Tabelle mit den NPLern seit 1966, in der zu vielen Touren auch der Blog verlinkt ist. Hier hat man schon einiges an Material, wo man sich wichtige Informationen herausfiltern kann.

Außerdem ist eine Karte mit kleinem Maßstab ganz hilfreich, um sich einen ersten Überblick über das Land zu verschaffen. Ich habe die Wand mit den Karten aus der Serie Cappelen Damms bil- og turistkart geschmückt. Das sind 5 einseitig bedruckte Karten im Maßstab 1:335.000 und 1:400.000. So kann man alle nebeneinander hängen, um das gesamte Land abzubilden. Auch Wanderwege und Hütten sind eingezeichnet.

Details zu allen markierten Wanderwegen und Hütten des DNT, sowie privaten Hütten, findet man auf UT.no. Der DNT ist der norwegische Wanderverein. Mitglied zu werden lohnt sich auf jeden Fall, um bei den Hüttenübernachtungen zu sparen. Außerdem kann man sich dann den DNT-Schlüssel ausleihen, um auch verschlossene Hütten nutzen zu können. Weitere offene Schutzhütten findet man in der Übersicht Overnattingsgapahuker og åpne koier i Norge, die immer mal von Mitgliedern des norwegischen Fjellforums erweitert wird, wenn sie unterwegs Hütten entdecken.

Alle möglichen aktuellen und historischen Wetterdaten findet man bei SeNorge. Ich glaube, das ist aktuell meine meistbesuchte Seite. Wenn genug Schnee geschmolzen ist oder noch genug fester Schnee liegt, könnte ich trotz meines frühen Starts am 14. Mai schon durch die westliche Hardangervidda gehen. Das wäre super, ist aber doch ziemlich unwahrscheinlich. In meiner aktuellen Planung umgehe ich die Hochebene weiter östlich. Von dem Schweizer NPL-Wiederholungstäter Martin habe ich noch die super Tipps bekommen, mir unterwegs zum Einen eher den Grundwasserspiegel anzuschauen, um sumpfige Gebiete zu umgehen. Und zum Anderen die Schneeschmelz- und Oberflächenwassermenge und die Schneebeschaffenheit. Auf festen Schneefeldern kommt man ganz gut voran.

Übrigens nutzt man am besten einen Browser, in dem man die Internetseite direkt übersetzt anzeigen lassen kann (zum Beispiel Google Chrome, auch wenn ich Google Produkte sonst möglichst meide). Die besten Seiten gibt es nämlich nur auf Norwegisch. Man gewöhnt sich daran 🙂 Zwischendurch habe ich sogar die Google Suche komplett auf Norwegisch umgestellt, um mehr Informationen zu finden.

Die ganzen gesammelten Bruchstücke habe ich am Anfang in Excel-Listen oder Textdokumenten zusammengetragen. Später habe ich dafür eine bessere Lösung gefunden. Ich sammele die Daten in eine Karte, die ich über uMap erstellt habe. Der Dienst ist ein Open Source Projekt, welches OpenStreetMap Karten benutzt und ich bin echt begeistert davon. So habe ich alle meine gesammelten Daten auf einer Karten-Seite und kann auf dieser Basis gut planen.

Ich habe die offiziellen (wobei nicht unbedingt markierten) Wanderwege, wie E1, Nordlandsruta und Nordryggen Geotrail markiert. Zusätzlich dazu habe ich alle möglichen Routen von NPLern, die ich so gefunden habe, dazu geladen. Bei besonders interessanten Routen habe ich die Leute angeschrieben und nach ihren GPS-Daten gefragt. Meine Idee, komplett in Norwegen bleiben zu wollen, gestaltet das ganze schwieriger, da es echt wenig Informationen zu manchen norwegischen Gebieten gibt. Die Tour gehen nicht viele nur innerhalb der norwegischen Grenzen.

Als nächstes habe ich mir alle Hütten und die Sommer- und Ganzjahresbrücken markiert. Vor allem, wenn man durch die Hardangervidda gehen möchte, sollte man sich Infos über die Sommerbrücken suchen. Die Hardangervidda ist die größte Hochebene Europas, die man nach etwa 2 Wochen erreicht, wenn man im Süden startet. Dort ist man auf 1.200 bis 1.400 Metern Höhe und der Winter dauert schon mal bis in den Juli hinein. Die Sommerbrücken werden meist erst ab Mitte Juni aufgebaut und am Saisonende dann wieder abgebaut. Wenn man zu früh dran ist, bekommt man entweder nasse Füße oder steht bei zu viel Schmelzwasser vor einem kaum passierbaren Hindernis. Ich habe mal gelesen, dass man in Norwegen sagt, der Sommer dauere nur einen Tag. Frühjahr und Herbst gäbe es eigentlich gar nicht.

Die eigentliche Routenplanung habe ich mit Komoot gemacht. Bei so einer langen Tour wird die Seite aber ganz schnell ziemlich langsam und die Planung macht absolut keinen Spaß mehr. Deswegen habe ich angefangen, die Route in Abschnitte aufzuteilen. Das ist sowieso eine gute Idee, um nicht so viel auf einmal vor der Brust zu haben. Meine Abschnitte gehen immer von einem Versorgungspaket zum nächsten. So habe ich 10 Abschnitte und kann mich immer auf einen konzentrieren. Wenn man bei Komoot einen Start- und Endpunkt eingibt, bekommt man ja teilweise schon eine ganz gute Route berechnet. Diese habe ich dann anhand der gesammelten Informationen, Tipps und Vorlieben verändert. Dabei habe ich auch immer wieder auf das Höhenprofil und die Bodenbeschaffenheit geachtet, um Asphalt und vor allem Bundesstraßen zu umgehen. Bei weglosem Gelände habe ich mir teilweise noch Luftbilder und 3D-Modelle angeschaut, um Steigungen und Gewässer besser einschätzen zu können. Die Luftaufnahmen bei Norge i Bilder sind zum Teil deutlich besser als die bei Google Maps.

Nach etlichen Stunden ist dann irgendwann eine fertige Route dabei herausgekommen, die ich mir vorstellen könnte zu laufen. Oder eben spontan zu ändern. Für schwierige Abschnitte habe ich mir auch direkt Alternativen zurechtgelegt. Als einfache Ansicht sieht das dann am Ende so aus. Hier sieht man meine geplante Route und Depots für meine Versorgungspakete.

Zuletzt habe ich mir noch die Blattschnitte der Wanderkarten in meine Planungs-Karte geladen. So konnte ich direkt sehen, welche Papierkarten ich für meine Route benötige.

Wie ich mein Vorgehen hier beschreibe, klingt das alles ziemlich geordnet. Das war es definitiv nicht! Es gab zig Varianten meiner Route und Planung, mit den verschiedensten Tools. Ich beschränke mich aber hier auf die am besten funktionierende Version. Ansonsten könnte ich auch gleich ein Buch schreiben über fast 2 Jahre Norge på langs Planung. Dabei habe ich das Gefühl, dass das letzte halbe Jahr am produktivsten war. Da hatte dann ja schon ausprobiert, was nicht so gut klappt oder womit ich nicht zufrieden bin.

Ich habe garantiert auch noch ein paar Dinge vergessen, aber jetzt habt ihr einen kleinen Einblick, womit ich mich im Vorfeld der Tour so lange beschäftigt habe. Zuletzt habe ich schon von Freunden gehört, woran ich denn nach so langer Zeit immer noch planen würde und ob ich nicht mal fertig wäre. Aber ich sage euch, 3.000 Kilometer sind lang und wenn man mit verschiedenen Leuten Kontakt hat, die die Tour schon gemacht haben, bekommt man auch immer wieder neue Tipps. Man kann ständig noch weiter planen – eigentlich bis man dann losläuft. Und bald ist es ja jetzt soweit! Noch 14 Tage – ich bin schon aufgeregt! 🙂