Das Frühstück ist tatsächlich ein Traum. Ich nutze die 2 Stunden, in denen es das Buffet gibt, voll aus. Ich schlage mir den Bauch mit ganz viel frischem Obst, knackigen Brötchen, einer Gemüsepfanne und kleinen Pfannkuchen mit Ahornsirup voll. Das gibt mir bestimmt alles neue Kraft. Wobei körperlich alles okay ist. Eigentlich macht es sogar richtig Spaß mit der Kondition, die ich inzwischen habe, so viele Kilometer ziemlich locker gehen zu können. Es ist mehr der Kopf, der müde ist. Ich muss ständig neue Entscheidungen treffen, wo ich hergehe und ob das von der Zeit passt. Dazu auf Gelände und Wetter achten. Wenn ich Wegen folgen kann, ist es einfacher. Querfeldein kommt dann noch das Navigieren dazu und die Ungewissheit, ob der Weg überhaupt möglich ist. Das alles ist ziemlich anstrengend auf Dauer.
Ich statte dem Sportladen einen Besuch ab. Der Verkäufer ist super nett und hilfsbereit. Ich frage nach einem VBL Inlett. Das kennt er nicht, schaut aber direkt im Internet nach. Er hätte nur normale Inletts, aber warm genug ist mein Schlafsack ja. Bei allen anderen Sachen habe ich Glück und mache einen Großeinkauf. Dafür kann ich auch glatt 10 Prozent Rabatt raushandeln. Ich kaufe eine kurze, enganliegende Merino-Hose. Die kann ich unter meiner Wanderleggins anziehen, damit meine Oberschenkel wärmer sind. Da es Größe M nicht gibt, probiere ich S an und bin erstaunt, dass die Hose perfekt sitzt. Ich hätte eher damit gerechnet, dass ich L nehmen muss. Das kommt davon, wenn man täglich so viele Kalorien verbrennt.
Dann gibt es noch ein Paar neue Socken. Meine zerlöcherten Socken schicke ich mit den nicht mehr benötigten Karten nach Hause und kann mich dann nach der Wanderung um Ersatz kümmern. Der kostenlose Umtausch bei Darn Tough Socken ist echt genial und funktioniert problemlos. Außerdem wandert eine neue Rolle unelastisches Tape in die Einkaufstüte. Mein Sprunggelenk hat zwischendurch immer mal wieder ein bisschen weh getan. Ich hatte aber nicht mehr genug Tape, um es zu stabilisieren.
Neuer Proviant darf natürlich auch nicht fehlen. Eine ganze Menge. Alles, um mich in nächster Zeit bei Laune zu halten und zu motivieren. Ich kann meine selbstgemachten Gerichte nicht mehr sehen, also gibt es jetzt zur Abwechslung ganz viel Real Turmat. Und von Adventure Food, einer holländischen Marke, gibt es sogar Mousse au Chocolat. Auch davon nehme ich 4 Tüten mit für schlechte Abende. Oder besonders schöne. Wie auch immer, ich bin schon gespannt drauf.
Zurück im Zimmer packe ich meinen Rucksack neu und verstaue alles an seinem Platz. Ich habe inzwischen schon häufig gehört, dass mein Rucksack so kompakt sei, dafür dass ich für zwei Wochen Essen dabei habe. Das funktioniert auch nur, weil ich vor der Wanderung zig tausendmal Probe gepackt habe, bis endlich alles passte. Dadurch, dass ich nur zwei große Packsäcke verwende und nicht so viele kleine, kann ich den Platz viel besser ausnutzen. Die Ordnung mit mehreren Packsäcken hat zwar auch ihren Charme, aber mir war es wichtig, genau diesen Rucksack benutzen zu können, der einfach perfekt für meinen Rücken passt. Jedes Teil hat seinen festen Platz und nur so passt dann auch alles rein. Und dabei komme ich immer noch an alles gut heran, was ich tagsüber eventuell brauche. Da ich jetzt noch ein bisschen Platz habe, kommen sogar noch 4 frische Äpfel mit für die nächsten Tage.
Ich schreibe ein bisschen, mache mir aber dieses Mal nicht so einen Stress, alles an den beiden Tagen fertig zu bekommen. Es ist auch noch ein bisschen Entspannung und Ausruhen angesagt. Dann müsst ihr eben ein bisschen länger warten.
Ich gehe Pizza essen, verbringe die meiste Zeit aber in meinem Zimmer. Ich habe keine Lust, mich groß umzuschauen. Viel gibt es hier wahrscheinlich sowieso nicht zu sehen, es ist ein kleiner Ort. Aber ich lese ein bisschen darüber. Der samische Name für Kautokeino ist Guovdageaidnu//.// Das steht auch überall auf den Schildern. Es gibt hier eine rein samische Uni und eine Rentierzüchterschule. Die meisten Einwohner sind Samen und die Haupteinnahmequelle die Rentierzucht.
Ich schaue mir ein paar YouTube-Videos an und lese Artikel zum Thema Winter-Camping und Feuchtigkeit. Da bin ich ja nicht die einzige, die damit zu kämpfen hat. Zum feuchten Schlafsack finde ich keinen anderen Tipp, außer dass man einen VBL Liner verwenden soll. Ansonsten lese ich immer wieder, dass man es vermeiden soll, zu schwitzen. Naja, gar nicht so einfach manchmal. Aber ich werde es im Hinterkopf behalten. Man soll eventuell die letzten paar Kilometer am Tag langsamer gehen, dass die Kleidung am Körper noch ein bisschen trocknen kann. Je weniger Feuchtigkeit man mit ins Zelt bringt, desto besser.
Ich denke auch nochmal über meine letzte, weglose Etappe nach. Aber verschiebe die Entscheidung, ob ich es wage oder tatsächlich Straße laufe. Erstmal ist das Zwischenziel Skoganvarre, wo ich mein nächstes Versorgungspaket bekomme. Dort kann ich vielleicht auch ein paar mehr Infos über das Gelände bekommen. Und in dem Paket sind die Wanderkarten für den letzten Teil.
Ich möchte mich nochmal ganz herzlich für eure zahlreichen Einladungen und lieben Nachrichten und Kommentare bedanken. Ich freue mich sehr darüber! Eure lieben Worte sind eine schöne Motivation. Und auch wenn ich die Wanderung alleine für mich mache, ist es natürlich ein tolles Gefühl, dass inzwischen so viele Leute meinen Blog lesen. Damit hätte ich nie gerechnet, waren meine Berichte doch immer nur für mich selber, meine Familie und Freunde gedacht.
Es gibt ein paar neue „Teeklatsch“-Bilder. Lieben Dank an Opa, Franziska, Olaf, Gabriele, Sabine & Reinhard, Charly, Martina, Olaf, Frank, Papa, Reinhild, Susanne, Bettina, Frank, Jens, Ansgar, Torsten & Bettina, Holger und Frank. Ich fürchte nur, dass ich eure ganzen Einladungen gar nicht mehr auf dieser Wanderung einlösen kann. In der Wildnis lässt sich so schlecht Geld ausgeben. Aber vielleicht bekomme ich ja noch ein paar Gelegenheiten.