Letzte Nacht habe ich irgendwie nicht so gut geschlafen. Dabei war ich echt fertig und habe normalerweise nie Probleme mit dem Einschlafen. Gefühlt habe ich die ganze Nacht wach gelegen, habe aber doch wahrscheinlich noch ein paar Stündchen geschlafen. Den Morgen lasse ich dann ruhig angehen. Els und Markus gehen schon früh los, wir treffen uns wahrscheinlich auf der nächsten Hütte heute Abend wieder. Ich mache mir einen Tee und sitze noch bis halb 10 in der Stube und schreibe von gestern. Noch ein Startfoto und dann geht es weiter.

Es ist ganz schön kühl. Das Thermometer an der Hütte zeigt gerade mal 5 Grad an. Nachdem ich hinter der Hütte den richtigen Weg gefunden habe, verliere ich die Markierungen auch schon wieder. Entweder übersehe ich ein paar oder der Weg ist echt nicht gut markiert. Ich finde den Pfad aber wieder. Es geht hoch und runter und direkt wieder über sumpfige Wiesen. Die Füße bleiben nicht lange trocken. Schade nur, dass man heute so wenig sieht. Es ist echt nebelig.

Eine ganze Weile folge ich dem gut markierten Pfad. Immer weiter und wundere mich, dass irgendwann die Markierungen wieder ausbleiben. Der Pfad ist nämlich deutlich sichtbar. Ich gehe noch ein Stück weiter und schaue dann doch mal auf die Karte. Inzwischen regnet es immer wieder und ist echt kalt. Ich ziehe meine Handschuhe über und mache keine großen Pausen. Solange ich mich bewege, kühle ich nicht so sehr aus. Allerdings führt der Weg eigentlich über die Berge rechts über mir. Ich gehe seit Helleren die ganze Zeit links unterhalb der Felswand entlang. Naja, solange hier auch ein Pfad ist, kann ich dem ja auch weiter folgen. Wenn ich einfach die ganze Zeit weiter an den Felsen entlang gehe, sollte ich irgendwann auch wieder auf den eigentlichen Weg stoßen.

Mein Pfad verliert sich dann zwar doch, aber querfeldein zu gehen funktioniert ganz gut. Zum Glück ist der Hang nicht zu steil. Auf der Karte entdecke ich ein Stückchen weiter eine Stelle, wo es flacher werden soll, eventuell komme ich dann hoch auf den Bergrücken und kann wieder den DNT Markierungen folgen, die dort ja sein sollten. Ich bleibe doch mal kurz stehen und prüfe, ob ich vielleicht Empfang habe, der ist im Moment selten. Als ich dann wieder vom Handy hochschaue, erschrecke ich mich ein bisschen. Es ist plötzlich total nebelig, ich sehe kaum mehr was. Wie soll ich denn jetzt einen Weg finden, um nach oben auf den Berg zu kommen? Ich gehe noch ein Stück weiter und entdecke dann eine Stelle, wo es klappen könnte. Es ist zwar steil, aber es gibt genug Stufen in der Wiese und im Fels. Es sieht auch so aus, als wäre hier schon mal jemand hergegangen. Manchmal weiß ich aber auch nicht, ob ich mir das nur einbilde, dass da ein Pfad ist.

Oben angekommen geht es noch über eine große sumpfige Wiese und dann sehe ich ein riesiges Steinmännchen vor mir im Nebel. Ich könnte Freudensprünge machen. Wobei besser nicht, dann fliege ich wahrscheinlich ganz weg. Der Wind ist heftig hier oben und pfeift mir um die Ohren. Da muss ich mich ganz schön gegenlehnen manchmal. Das war dann doch unten im Schutz der Felswand angenehmer. Aber ich finde die Markierung wieder und folge dem Weg weiter über den Bergrücken. Ein paar Höhenmeter tiefer ist der Wind auch nicht mehr so schlimm. Zwischendurch hat er mir den Regen so ins Gesicht gepeitscht, dass es sich eher wie harte Hagelkörner anfühlte.

Bis zur Nystøyl Hütte geht es weiter wie gehabt, nass von oben und unten. Sumpf und Regen. Bei dem Wetter denke ich mir, dass Els und Markus bestimmt dort Pause machen. Und tatsächlich, als ich an der Hütte ankomme und reinschaue, liegen die beiden in Decken eingekuschelt auf dem Sofa und haben den Kamin angemacht. Sieht gemütlich aus! Ich wärme kurz meine eiskalten Hände vor dem Ofen, möchte dann aber lieber noch weitergehen. Bis zur nächsten Hütte sind es nur noch maximal 2 Stunden und es ist erst halb 3. Dann will ich lieber da ankommen und ganz aus meinen nassen Sachen raus.

Zuerst aber noch schnell ein Foto vom Stillen Örtchen, das hier so mitten in der Landschaft steht. Das sieht doch gut aus. Meistens ist das Plumpsklo ein paar Schritte weg von der Hütte.

Heute ist es echt ungemütlich – windig, nass und kalt. Manche Bretter über den Sumpf bringen nicht so viel, nasse Füße bekommt man trotzdem. Aber zumindest sinkt man nicht weiter ein.

Diese großen Steinmännchen kann man trotz Nebel nicht verfehlen.

Schwieriger ist das da bei den großen Schneefeldern. Da muss ich heute über ein paar drüber. Die sind zum Glück auch noch fest genug. Nur am Rand muss man immer aufpassen, da bricht man schnell mal ein. Aber die Wegmarkierungen sind hier wohl vergraben. Da muss man ein bisschen suchen.

Es sei denn, es gibt so ein hohes Türmchen wie hier. Das sieht besonders gut aus mit dem Hut aus Schnee. Beim Näherkommen muss ich allerdings feststellen, dass es gar kein Schnee ist, sondern ein weißer Stein.

Ich habe mich heute den ganzen Tag über 3 mal hingelegt, weil ich auf dem matschigen Boden ausgerutscht bin. Zum Glück ist nichts weiter passiert und mir tut nichts weh. Im Schlamm oder auf dem Moos landet man ja auch weich. Kurz vor dem Ziel kommt aber noch diese blöde Stelle. Lange und steile Felsplatten, die nass und rutschig sind. Tief unten sieht man einen großen Stausee, hier möchte ich lieber nicht abrutschen. Es sind zwar ein paar Eisenstangen und ein Stahlseil angebracht, aber das ist irgendwie nicht die beste Sicherung für diese Stelle, finde ich. Wenn man abrutscht, rutscht man schnell unter dem Seil hindurch, was auf Hüfthöhe angebracht ist. Bevor das Seil anfängt, rutsche ich auch glatt aus, hier ist es aber noch nicht so steil. Aua! Für die nächsten Meter klammere ich mich am Seil fest und gehe mit winzigen Schritten vorsichtig weiter.

Dann nochmal dasselbe, bevor es durch den Wald weiter hinab geht. Zum Schluss noch ein paar Eisenbügel über Felsen herunter, die man aber gut wie eine Leiter benutzen kann. Das sieht von oben erst schlimmer aus, als es ist. Jetzt stehe ich auf der Staumauer und zur Torsdalsbu Hütte geht es nur noch ein Stück die Schotterstraße runter. Geschafft!

Obwohl – das kann doch nicht sein! Die Hütte ist verschlossen. Na toll! Und jetzt? Dann stelle ich mein Zelt jetzt aber direkt daneben auf. Mein Schlüssel vom DNT passt hier auch nicht ins Schloss. Ich gehe einmal rum um die Hütte und finde noch eine zweite Tür. Mit DNT Schloss, da passt auch mein Schlüssel. Zu früh Gedanken gemacht!

Die Hütte ist ganz schön duster, es gibt nur kleine Fenster. Ich mache erstmal einen Rundgang und probiere jede Tür aus. Ah, da hinten ist die Küche, noch eine große Stube und 2 Schlafräume. Und es ist eisig. Laut Protokoll war das letzte Mal Anfang April jemand hier. Ich brauche bestimmt eine halbe Stunde bis ich die beiden Holzöfen anbekomme und es langsam warm wird. Dann will ich gerade zum See und die Metalleimer mit Wasser füllen, als Markus vor mir steht. Er wollte das Stück auch heute noch gehen, Els bleibt bei dem Wetter lieber auf der Nustøyl Hütte. Wir heizen also die Hütte auf und breiten alle Sachen zum Trocknen aus. Essen was und dann gehe ich heute früh schlafen. Ich bin total müde und kann meine Augen kaum noch aufhalten. Aber ich habe von letzter Nacht ja auch noch Schlaf nachzuholen.


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