Um kurz nach 13 Uhr starte ich meine Uhr am Bahnhof in Katterat und es geht weiter. Genau dort, wo ich am Freitag meine Wanderung unterbrochen habe. Aber wieso erst so spät? Ich bin doch ausgeruht nach so viel Pause und voller Tatendrang. Naja, es war nicht ganz so einfach, wieder hier hinzukommen…

Ich stehe morgens früh auf, genieße noch eine Dusche und gehe zur Post. Ich schicke die kaputte Kamera und nicht mehr benötigte Wanderkarten zurück. Außerdem nehme ich im Supermarkt noch eine Packung Pfannkuchen mit. Die, die es im Süden so häufig in den Hütten gab. Ich freue mich jetzt schon drauf. Aber ein paar Tage werde ich sie erstmal mit mir herumtragen müssen. Dann frühstücke ich im Hotel ein letztes Mal ausgiebig, das muss schließlich genutzt werden. Und mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Die Dame im Hotel meint, dass es schon einen Fahrkartenautomaten gäbe.

Vor der kleinen Anzeigetafel am Bahnsteig stehen ein paar Leute. Ich halte Ausschau nach einem Automaten, als die Frau auf Englisch zu mir sagt: „Keine Züge heute“. Wie jetzt? Ich schaue auf die Tafel. Bis auf den „Arctic Train“ steht hinter allen Verbindungen, dass sie ausfallen. Na toll! Da verlasse ich einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln den Weg und dann sowas. Bis Mittwoch ist die Strecke wegen Bauarbeiten gesperrt. Deswegen konnte man also online auch keine Tickets kaufen. Ein kleiner Hinweis auf der Internetseite hätte nicht geschadet. 10 Minuten später springt die Anzeige dann auch für den „Arctic Train“ um. Der war die letzten paar Minuten noch meine Hoffnung.

Ein Pärchen aus Holland möchte auch nach Katterat und wir beschließen, uns ein Taxi zu teilen. Das Blöde ist nur, dass die nächste Straße 10 Kilometer entfernt ist. Nach Katterat kommt man nur mit dem Zug oder zu Fuß. Naja, es ist nicht zu ändern, dann eben 40 Kilometer mit dem Taxi und 10 Kilometer zu Fuß, bevor ich meine Wanderung fortsetzen kann. Die 10 Kilometer zu überspringen, kommt für mich nicht in Frage. Die Taxifahrt kostet umgerechnet 100 €, wovon ich nur 30 € bezahlen muss. Das geht ja noch.

Der Taxifahrer lässt uns kurz vor Bjørnfjell raus. Dann sind wir schnell auf dem Wanderweg. Von der holländischen Frau bekomme ich noch einen halben Apfel ab und wir verabschieden uns. Sie gehen zwar denselben Weg, aber ich werde wohl schneller sein. Dann mal los. Ohne den Weg aufzuzeichnen mit meiner Uhr, spurte ich los. Der Weg ist einfach zu gehen und ich komme schnell vorwärts. Ich schaue mich auch gar nicht groß um, das kann ich alles gleich noch machen. Wenn ich denselben Weg wieder zurücklaufe. Jetzt geht es erstmal knapp 10 Kilometer in die falsche Richtung. Um kurz nach 11 Uhr gehe ich los und bin um Viertel vor 1 am Bahnhof in Katterat. Das wäre geschafft. Ich bin an dem Punkt angekommen, wo ich ausgestiegen bin. Ich mache eine kurze Pause und quatsche mit einer deutschen Wanderin, die auf dem Weg ins Narvikfjell ist. Außerdem fällt mir eine Pflanze mit gelben Blüten auf, die genauso aussieht, wie die, die Ketil getrocknet hat und die wir abends als Tee getrunken haben. Laut Flora Incognita App handelt es sich um Rainfarn. Damit wäre schonmal eine der Blüten identifiziert.

So, deswegen erst so spät.

Um kurz nach 13 Uhr starte ich meine Uhr am Bahnhof in Katterat und es geht weiter. Genau dort, wo ich am Freitag meine Wanderung unterbrochen habe. Heute folge ich dem Rallarveien. Einer alten Straße, die um 1890 angelegt wurde, als die Eisenbahnlinie gebaut wurde. Nach Fertigstellung wurde die Straße wieder der Natur überlassen und in den 80er und 90er Jahren dann als Wanderweg hergerichtet.

Vom Bahnhof aus folge ich dem Schild Richtung Bjørnfjell. Mir ist, als wäre ich da heute schon gewesen… Es geht zuerst ein Stück durch den Wald hinab und über eine Brücke über die wilde Hunddalselva.

Dabei komme ich an einigen Ruinen vorbei. Einem alten Dynamitlager und anderen Gebäuden, von denen teilweise nur noch Reste der Steinmauern zu sehen sind. Der Weg ist ganz komfortabel zu gehen. Mal kein schmaler, steiler Pfad. Und zwischendurch kommt man immer wieder an Tafeln vorbei, die über den Eisenbahn-Bau damals informieren. Das ist ganz interessant.

Hinter dem Fluss geht es etwas steiler hinauf und dann aus dem Wald raus. Das allerbeste an diesem Weg ist die fantastische Aussicht. Ich kann mich gar nicht satt sehen an dem tiefen Tal, den steilen Bergen und hohen Wasserfällen. Der Weg führt oberhalb des Norddalen entlang. Einmal müssen die Gleise gequert werden, dann verlaufen sie mehr oder weniger parallel, etwas weiter unten am Hang entlang und durch einige Tunnel. Es ist auf jeden Fall nicht schlimm, diesen schönen Weg zweimal zu gehen.

Am Ende des Tals wird alles flacher und der Weg führt zwischen Felsen und Seen hindurch. Und natürlich herbstlich bunten Bäumen, Sträuchern und Gräsern. Bei uns ist der Herbst auch schön, wenn die Blätter sich verfärben, aber hier wird es irgendwie noch viel bunter.

Zwischen vielen kleinen Hütten verlasse ich den Rallarveien, der weiter den Gleisen folgt und nach Schweden führt. Ich biege ab nach Haugfjell und folge der Schotterstraße bis zur E10. Dann muss ich 3 Kilometer am Straßenrand gehen. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Aber neben dem Asphalt wurde gerade ein Streifen Kies neu angeschüttet und darauf ist es echt blöd zu gehen. Wie auf Sand, ich sinke mit jedem Schritt ein bisschen ein. Wenn kein Auto kommt, gehe ich lieber auf dem Asphalt.

Nach ein paar Seen biege ich nach rechts ab auf einen Parkplatz und gehe durch eine kleine Hüttensiedlung. Es ist alles verlassen, wahrscheinlich sind es nur Ferienhäuser. Ich bin gespannt, ob es einen Pfad gibt. Ich würde gerne noch bis Holmvassbu gehen. Eine Berghütte, etwa 5 Kilometer weiter. Da finde ich bestimmt einen schönen Zeltplatz. Hoffentlich ist es nicht zu felsig. Auf meiner Karte ist ein unmarkierter Pfad eingezeichnet, der bis zur Hütte führt. Aber das muss ja nichts heißen. Morgen geht es ab da dann weglos weiter.

Ich freue mich, dass es hinter dem Parkplatz eine Brücke gibt. Und dahinter auch einen Pfad.

Von wegen unmarkiert. Der Weg ist besser zu finden, als so mancher markierter Wanderweg. Der Pfad ist ausgetreten und gut sichtbar und wo es über Felsen geht, steht alle paar Meter ein Steinmännchen. Das ist super, dann kann ich den Kompass heute noch in der Tasche lassen. So langsam werde ich auch ein bisschen müde. Auf meiner Uhr stehen zwar erst 12 Kilometer, aber eigentlich sind es ja schon über 20 Kilometer heute.

Der Pfad führt steil nach oben durch die bunte Landschaft. Und die Straße liegt bald schon weit hinter mir.

Die Landschaft wird immer felsiger und es geht weiter hinauf. Um das Rundfjellet herum.

Bis ich an der höchsten Stelle ankomme und mein Ziel sehen kann. Am dem See dort unten steht rechts die Hütte. Und ich entdecke von hier oben auch schon einen kleinen Strand. Das wird mein Zeltplatz.

Es geht die Felsen hinab und wird zum See hin wieder grüner. Wobei grüner ja inzwischen das falsche Wort ist. Es wird eher wieder röter.

Auf der anderen Seite des Sees habe ich schon einen ersten Blick auf die Berge, die es morgen zu erklimmen gilt.

Der Weg um den See herum ist sehr sumpfig und nass. Ich hatte mich schon gefreut, dass meine Füße heute trocken bleiben. Das war es dann jetzt damit. Ich quere zig kleine und diesen breiteren Bach. Klettere über ein paar Felszüge und komme dann endlich zur Hütte.

Noch ein Stück weiter finde ich den kleinen Kiesstrand und baue mein Zelt auf. Der Platz ist echt schön. Es ist kurz vor 7 Uhr und als ich fertig bin mit essen, ist die Sonne schon untergegangen. Inzwischen verabschiedet sie sich schon um halb 8. Das wird jetzt in großen Schritten immer früher, je nördlicher ich komme.


17,8 km
4:20 h
581 hm
448 hm
651 m