Gestern haben wir es uns noch gut gehen lassen. Wir haben in der Speisekammer der Hütte eine Pfannkuchen-Mischung gefunden, die Markus uns gemacht hat. Ich konnte die Füße hochlegen, mich bedienen lassen und leckere Pfannkuchen mit Blaubeer-Marmelade genießen. Auch Els stand nachmittags in der Tür und wollte doch nicht mehr weitergehen. Da waren wir wieder zu dritt.

Heute soll es früh losgehen. Ungefähr 11 Kilometer folgen wir dem Wanderweg Richtung Bjørnevasshytta. Dann kommt ein Abzweig, wo wir entweder bis nach Dalen Straße gehen oder aber einen unmarkierten Weg durch die Berge nehmen können. Da dieser aber nicht in allen Karten eingezeichnet ist, wollen wir uns vor Ort umschauen und entscheiden.

Markus und ich gehen wieder gemeinsam los. Els bittet uns nur am Abzweig eine Markierung für sie zu legen, falls wir Straße gehen. Aber vielleicht hat sie uns bis dahin ja eingeholt.

Heute soll zwar die Sonne mal wieder rauskommen und es soll trocken bleiben, aber nur bei maximal 8 Grad. Gefühlt ist es noch kälter. Also kommen direkt Mütze und Handschuhe zum Einsatz.

Die erste Hälfte des Tages, bis zu dem Abzweig, finde ich echt anstrengend. Es geht wieder viel über nasse Wiesen. Die Füße bleiben ganze 15 Minuten trocken nachdem wir losgegangen sind. Außerdem kommen einige Bach- und Flussquerungen dazu. Bei vielen Bächen können wir uns einen Weg über dicke Steine suchen. Bei anderen müssen wir durch das kalte Wasser. Zweimal suchen wir recht lange nach einer Stelle, wo die Strömung nicht so stark ist. Es gibt immer wieder Wasserfälle und Stromschnellen. An einer tiefen Stelle muss ich mich echt überwinden, den ersten Schritt ins Wasser zu machen, danach geht es aber ganz gut. Und ich muss sagen, dass ich super zufrieden mit meiner Schuhwahl bin. Ich lasse die Schuhe einfach an beim Furten, hinterher läuft das Wasser ja direkt wieder raus und beim Weitergehen wärmen sich meine Füße schnell wieder auf. Markus hat schwere Wanderstiefel an und versucht immer trockenen Fußes über die Bäche zu kommen oder zieht die Schuhe aus und hinterher wieder an. Ansonsten steht das Wasser in den Schuhen. Das wäre mir echt zu lästig, immer erst meine Schuhe auszuziehen.

Als wir um einen Berg herumkommen und auf der Nordseite weiter am steilen Hang oberhalb des Sees Brårvatn entlang gehen, weht uns der eisige Wind fast um. Der See sieht schon fast aus wie eine Meeresbucht, so schlagen die Wellen ans Ufer. Man kann richtig beobachten, wie der Wind über das Wasser fegt.

Dazu kommen noch ein paar recht steile Schneefelder, wo man vor allem am Rand schnell mal bis zum Knie einsackt. Und irgendwie zieht sich der Weg auch ziemlich.

Hier bin ich überzeugt, dass wir uns beim Abzweig für die Straße entscheiden, mein Abenteuer-Pegel ist erreicht für heute. Markus und Els sagen später dasselbe.

Hier ein Bild für dich, Papa. Leuchtendes, weiches Moos überzieht den Felsen. Hier hättest du auch Spaß am Fotografieren gehabt.

Als wir den Abzweig erreichen, steht erstmal eine wohlverdiente Pause an. Es ist Punkt 12 Uhr, 4,5 Stunden sind wir bis hier gelaufen ohne groß Pause zu machen. Wir suchen uns im Windschatten einer Hütte einen sonnigen Platz und stärken uns. Els kommt auch dazu, sie ist doch heute morgen kurz nach uns aufgebrochen. Sie hat uns auch von weitem ein steiles Schneefeld hochstapfen sehen und meint, wir hätten ausgesehen wie ein Expeditions-Team.

Nach der Pause haben wir so viel neue Kraft gesammelt, dass wir den unmarkierten Weg nehmen wollen. Wir haben alle keine Lust auf den Umweg über die Straße. Außerdem sind wir ja zu dritt und mit Karte und GPS ausgestattet, da werden wir schon einen Weg finden.

Und jetzt folgt mein Lieblingsteil der ganzen Wanderung bisher. Es geht durch den Wald hinauf bis auf eine Hochebene zwischen zwei Bergketten, Kuskard zwischen Draumenuten, Napuren und Fjukoppnuten. Wir finden, nachdem wir über die Sumpfwiese unten rüber sind, sogar einen gut sichtbaren Pfad, dem wir folgen können. Auch wenn es keine Markierungen gibt, ist der Weg einfach zu finden. Wir kommen viel besser und schneller vorwärts als gedacht. Schon beim Aufstieg wird der Blick zurück immer besser.

Oben angekommen geht es über große Schneefelder und auch durch Sumpf, aber dazwischen ist es gut zu gehen. Und die Landschaft ist wahnsinnig schön! Ich liebe Berge und vor allem felsige Berge. Und diese ragen rechts und links von uns auf. Wir kommen an Eis-Seen vorbei und beobachten zwei Schneehühner. Die ganze Zeit habe ich ein breites Grinsen im Gesicht. Und es ist echt spaßig den Weg heute zu dritt zu gehen.

Nach dem Abstieg folgen wir weiter einem Pfad durch den Wald. So können wir noch mehr Straße umgehen. Der Pfad ist super entspannt zu gehen, weil der Boden zur Abwechslung mal fest und trocken ist. Und es gibt sogar Brücken über die Bäche. Wir kommen wieder an ganz vielen krummen und abgeknickten Bäumen vorbei. Das sieht aus wie ein riesiges Schlachtfeld, wo ein Sturm gewütet hat. Da ich das aber jetzt schon so häufig gesehen habe, glaube ich eher, dass das von der Schneelast kommt.

Die Wegweiser für die Skitouren sehen ohne Schnee ganz lustig aus, die hängen ganz schön hoch.

Dann kommen wir noch an diesem besonderen Baum vorbei, der total verdreht ist. Leider ist er wohl auch abgebrochen und der obere Stamm liegt nur noch daneben.

So langsam halten wir Ausschau nach einem schönen Zeltplatz und errichten unsere kleine Siedlung direkt an einem Fluss. Das ist immer sehr praktisch Wasser in der Nähe zu haben.

Das war ein super schöner Tag, auch wenn die erste Hälfte so anstrengend war. Und ich glaube, das brauchte ich auch mal nach dem ganzen Sumpf und ungemütlichen Wetter die letzten Tage. Jetzt kann ich mich besser auf noch ganz viele solcher tollen Landschaften freuen.


19,6 km
7:20 h
707 hm
827 hm
1.059 m