Heute steht eine Etappe mit viel Straße an. An zwei Stellen können wir zwar eventuell einem unmarkierten Pfad folgen, aber erstmal schauen, ob es den überhaupt gibt. Das weiß man nie so richtig vorher. Die Karten sind alle unterschiedlich, wir springen häufiger zwischen Papierkarte, OpenStreetMap, Norgeskart und UT.no hin und her. Die meisten kleinen Wege sind nur auf einer der Karten zu finden und auf welcher, das ist unterschiedlich. Also stelle ich mich erstmal auf einen Tag voller Asphalt ein.

Wir starten auf der Straße, haben aber beim ersten Pfad schon Glück. Nachdem wir durch eine Baustelle gegangen sind, wo nichts los ist, finden wir einen Fahrweg durch den Wald, dem wir dem Fluss entlang folgen können. Auf dem Weg holen wir dann noch das heutige Startfoto nach.

Von Vehus bis Rauland gehen wir am Straßenrand entlang. Und haben einen guten Blick auf die noch ziemlich verschneiten Berge der Hardangervidda. Ich nutze den eintönigen Straßentrott, um zu telefonieren und mich auf den neuesten Stand bringen zu lassen, was zuhause so passiert.

Wir werden ein bisschen nass, aber viel regnet es nicht. Mal sehen, wie die nächsten Tage werden, es ist immer wieder Regen angesagt und bis Rjukan stehen jetzt nur noch Nächte im Zelt an.

Als wir durch Rauland durch sind, suchen wir den nächsten unmarkierten Pfad. Vielleicht haben wir ja genauso viel Glück wie heute morgen. Wir gehen durch eine kleine Siedlung bis zum Ende der Straße und stehen auf einem Hof, dahinter ein Acker. Da geht es irgendwie nicht weiter. Etwas ratlos schauen wir uns um und beschließen dann an eine der Türen zu klopfen und nach dem Pfad zu fragen. Uns macht ein alter Mann im Bademantel die Tür auf, der mir irgendwie nicht ganz geheuer ist. Er wirkt nicht so ganz bei der Sache und hat ganz rote Augen, als hätte er irgendwas genommen. Er ist wortkarg und wirkt, als habe er gar keine Lust mit uns zu sprechen. Aber zumindest bekommen wir heraus, dass der Pfad nicht gut zu gehen ist und wir lieber runter zum Fluss gehen und es da versuchen sollen. Okay, das wäre sowieso unsere nächste Idee gewesen. Da ist nämlich noch ein Weg eingezeichnet.

Kurz darauf stehen wir wieder vor einem Hof mit verschlossenem Tor. Hier lassen wir uns aber nicht abbringen, umgehen den Zaun und finden hinter dem Hof einen breiten Weg. Super! Nach noch ein paar Häusern ist es dann nur noch ein Pfad, aber ganz gut zu erkennen. Und Schilder gibt es auch zwischendurch. Meistens nur für Skitouren, aber manchmal ist auch ein Wander-Wegweiser dazwischen. Wir folgen dem Fluss Liåi, es gibt sogar eine kleine Brücke, wo wir rüber auf die andere Seite müssen. Und dann geht es wieder über weite Sumpf-Wiesen.

Als es etwas hoch in den Wald geht und der Boden fester wird, nutzen wir die Chance und suchen uns einen Zeltplatz direkt hinter einem Holzschuppen. Dann haben wir ein bisschen mehr Windschutz und ein Bach fließt auch vorbei.

Als ich meinen Schlafplatz hergerichtet habe, mache ich nur mal ganz kurz die Augen zu, ein kleines Power-Nickerchen. So ist das, wenn man nicht alleine wandert, dann wird man direkt abgelichtet dabei 😉

Wir haben auf dem Weg ganz schön viele Elch- oder Hirschspuren gesehen und auch ein Röhren gehört. Aber wir bekommen kein Tier zu Gesicht. Nur der Kuckuck begleitet uns zuverlässig und lässt uns keinen Abend alleine.

Im Endeffekt war es gar nicht so viel Asphalt heute. Jetzt freue ich mich aber schon, dass es morgen wieder hoch in die Berge geht.


26,7 km
5:50 h
589 hm
268 hm
810 m