Ich wache schon früh auf, vielleicht kann ich ja doch hoch auf den Gipfel. Der Regen prasselt allerdings weiter auf das Zelt, also bleibe ich bei meiner Entscheidung. Ich drehe mich nochmal um und schlafe weiter. Dann steht heute nämlich nur der Abstieg ins Tal an. Und dann ist Pause angesagt. Nachdem der letzte Pausentag jetzt doch schon 12 Tage her ist, wird es mal wieder Zeit.

Wir trödeln beide rum, bleiben lange liegen und verteilen unsere nassen Sachen zum Trocknen. Das bringt aber doch nicht so viel. Morgens die nassen Sachen wieder anzuziehen, ist zwar erst ziemlich unangenehm, aber am Körper trocknen sie dann doch am schnellsten. Es sei denn es ist sonnig und windig, dann trocknen sie es auch so super.

Inzwischen ist recht gutes Wetter, es ist trocken und zwischendurch kommt sogar kurz die Sonne raus. Ich bin ein bisschen traurig, aber ich werde bestimmt noch viele Gipfelmöglichkeiten haben in den nächsten Wochen. Hier noch ein letzter Blick auf den Gaustatoppen.

Der Wanderweg führt uns durch den Wald und an ein paar Seen entlang. Immer der Hochspannungsleitung folgend, die mit der hohen Luftfeuchtigkeit noch mehr knistert. Als wir über einen Hügel gehen, und die Leitung direkt über uns ist, will ich am liebsten den Kopf einziehen. Es ist schon genug Abstand, das ist nur so ein Gefühl.

Dann geht es in zig Kehren durch den Wald hinab. Es ist super rutschig auf den ganzen nassen Felsen und die Wurzeln weiter unten sind noch glitschiger. Da bin ich echt froh, dass ich so nicht die 1.800 Höhenmeter vom Gipfel absteigen muss. Man muss sich echt konzentrieren die ganze Zeit und aufpassen, wo man hintritt.

Schade, dass die Bäume so hoch und dicht sind, da kann man gar nicht runter auf den Ort schauen. Weiter unten kommen wir aber an eine Schneise, wo man dann doch die ersten Häuser sehen kann.

Und gegenüber am Berg sieht man die Spiegel, die die Sonne einfangen und in den Ort leiten. Rjukan liegt nämlich so tief eingekeilt zwischen den hohen Bergen, dass der Ort im Winter 6 Monate lang keine Sonne abbekommt. Um die Leute gesund und bei Laune zu halten, dürfen sie die Bergbahn kostenlos benutzen, um oben ein bisschen Sonne zu tanken. Es gibt auch extra einen Sonnenweg. Außerdem wurden 2013 die 3 computergesteuerten Spiegel eingeweiht, die das Sonnenlicht auf den Marktplatz im Ort leiten. Jeder Spiegel ist 17 Quadratmeter groß und zusammen erzeugen sie einen Lichtkegel mit einer Fläche von 200 Quadratmetern. Spannend!

Der Ort ist nicht breit, es gibt eine Hauptstraße, eine Eisenbahnlinie, den Fluss und ein paar Reihen Häuser. Mehr Platz ist in dem Tal nicht. Dafür ist er mehrere Kilometer lang. Das sieht ganz lustig aus von oben.

Der Abstieg ist geschafft. Ich bin im Endeffekt froh, dass ich jetzt heute noch den halben Tag und morgen den ganzen Tag Pause machen kann und nicht auf dem Gipfel war. Auch wenn ich zwischendurch nochmal hochschaue zu den schönen Felsen.

Markus hat auch sein Video von dieser Etappe schon hochgeladen, da komme ich dieses mal noch häufiger drin vor.

Wir schlafen mitten im Zentrum im Rjukan Gjestegård, einem kleinen Bed & Breakfast. Wobei es eher einer Jugendherberge gleicht. Markus und ich teilen uns ein Zweibettzimmer. Die 70 €, die dadurch jeder spart, investieren wir lieber in Essen. Inzwischen merke ich, dass der Hunger größer wird. Auf dem Flur gibt es Gemeinschaftsbadezimmer und im Keller einen Trockenraum. Perfekt – alles, was man braucht.

Dann steht auch erstmal die „Hausarbeit“ an. Ruhetage heißen nicht, dass man den ganzen Tag nur die Füße hochlegt. Erstmal wird gewaschen. Es dauert ewig bis das Wasser wieder klar und nicht mehr braun ist. Unser Zimmer sieht aus wie ein Schlachtfeld nachdem wir beide Rucksäcke komplett ausgepackt und alles irgendwie zum Trocknen verteilt haben. Ich stopfe meine dünnen Merino-Handschuhe, die schon wieder 2 Löcher haben. Ich liebe diese Handschuhe, allerdings ist reine Merinowolle halt nicht so robust. Mal sehen, wie lange ich sie noch stopfen kann, bevor sie nur noch ein Flickenteppich sind.

Dann muss der Hunger gestillt werden. Ich möchte unbedingt zum Spar, da ich gelesen habe, dass es dort wieder so eine Salatbar gibt, wo man sich eine Schale selbst zusammenstellen kann. Das war so gut in Evje an meinem letzten Pausentag, dass ich dafür auch die insgesamt nochmal 4 Kilometer laufen in Kauf nehme. Um nicht ganz so hungrig einkaufen zu gehen, machen wir unterwegs noch Halt an einem kleinen SB-Restaurant. Hier gibt es nämlich Pizza. Das haben wir uns ja schon vor Dalen vorgenommen, dass wir in Rjukan Pizza essen gehen. Das schmeckt! Es gibt auch ein Foto in der „Teeklatsch“-Galerie. Heute ohne Tee.

Dann wird eingekauft und auf dem Weg zurück schauen wir uns ein bisschen um und finden einen schönen Weg direkt am Fluss zurück zum Zimmer. Ich habe noch einige Schreibarbeit vor mir. Wenn man abends Gesellschaft hat und noch zusammensitzt, bleibt das Schreiben dann doch mal auf der Strecke. Aber die Gesellschaft ist ja auch schön! Ich werde noch lange genug alleine unterwegs sein.


10,5 km
3:25 h
120 hm
706 hm
954 m