Ich liege morgens lange im Zelt und habe noch keine Lust mich den Mückenscharen zu stellen. Ich träume vor mich hin und schreibe ein bisschen. Irgendwann bekomme ich eine Nachricht von Katharina. Die drei sind gestern von Rondvassbu auf direktem Weg nach Bjørnhollia und von dort weiter nach Straumbu gegangen. Sie haben wohl ganz in der Nähe ihr Zelt aufgeschlagen und frühstücken gerade am Rastplatz ein paar Meter weiter. Unser Weg ist heute wieder derselbe und wir könnten ein Stück zusammen gehen. Na dann mache ich mich jetzt doch mal fertig. In Mückenschutz-Garnitur packe ich zusammen, Regensachen wieder ausziehen und schnell losgehen. Es ist trotzdem fast halb 11, bis ich soweit bin.

Noch ein Stück durch den Wald, über die Atna und dann bin ich auch schon an dem Rastplatz angekommen. Da ich so spät dran bin, hat der Kiosk geöffnet und ich gönne mir ein Eis zum Frühstück. Es ist nämlich schon wieder ziemlich warm.

Katharina, Manuel und Lando sind schon losgezogen. Aber vielleicht hole ich sie ja noch ein. Es geht über die Straße und durch den Wald direkt steil hinauf. Ich gehe ziemlich schnell, da ich nicht weiß, wie weit die anderen vor mir sind. Ganz schön anstrengend, aber der Gedanke, sie einzuholen, treibt mich an. Sobald ich über der Baumgrenze bin, habe ich einen schönen Blick zurück.

Noch ein Stück weiter und es geht wieder über die typischen bunten Fjell-Böden.

Und da ganz hinten kann ich tatsächlich irgendwann 2 Menschen und einen Hund erkennnen. Dann sind sie wieder in einer Senke verschwunden. Als ich sie auf der nächsten Kuppe wiedersehe, bin ich aber schon ein ganzes Stück näher dran. Es dauert bestimmt noch eine Viertelstunde, dann habe ich sie eingeholt. Wir gehen zusammen weiter, erst den Dølavegen, dann durch das graue Gravskardet. Ein schöner Weg, weite Landschaft und einfach zu gehen.

Ich muss lachen als Lando sich auf einem Schneefeld auf den Rücken schmeißt und mit der Schnauze voran versucht, herunterzurutschen. Dafür ist es aber nicht steil genug. Katharina und Manuel erzählen, dass ihr Hund auf den Schneefeldern immer völlig durchdreht, das mag er wohl sehr gerne.

Es geht wieder bergab, Richtung Breisjøseter. Die Hütte liegt zwischen einer Kette von Seen.

Die letzten 2 Kilometer bis zur Hütte folgen wir einer Schotterstraße. Ich freue mich heute, nicht alleine zu gehen. Wir unterhalten uns die ganze Zeit gut.

Hinter der Hütte blickt man auf den Storsølnkletten mit seinen beiden Gipfeln.

Wir machen Pause und überlegen, ob wir eventuell hier schlafen. Katharina und ich fühlen uns aber beide nicht so wohl hier. Wieso, kann ich gar nicht genau sagen, aber mir gefällt es hier nicht. Ein langer Tisch ist belegt mit einer lauten Seniorengruppe, die scheinbar zum Angeln hier sind. Und der ältere Mann hinter der Bar wirkt auf mich, als würde er regelmäßig den Alkohol probieren, den er auf einer Tafel anpreist. Ich habe zwar gerade auch keine große Lust, noch viel weiter zu gehen, aber ich hatte mir weiter oben schon einen See auf der Karte herausgesucht, wo ich mein Zelt aufstellen könnte. Bis dahin schaffe ich es jetzt auch noch. Die anderen wollen sich ein paar Höhenmeter sparen und gehen nördlich um das Gebirge herum. Ich nehme lieber den Weg mitten durch. Ich mag es über der Baumgrenze zu gehen. Hoffentlich spielt das Wetter mit. Es soll später ein bisschen regnen und ab morgen sind Starkregen und Gewitter angesagt. Aber erst ab mittags. Dann gehe ich einfach früh los, um vorher schon wieder unten im Tal zu sein.

Nachdem jeder seinen Wegweiser an dem Schilder-Baum gefunden hat, trennen sich unsere Wege also wieder. Aber in Tynset übermorgen werden wir uns wohl wiedersehen.

Jetzt geht es wieder hinauf. Weiter rein ins Alvdal Vestfjell. Aber nicht mehr so steil. Ich gehe rechts am Storsølnkletten vorbei.

Und weiter über eine große Ebene mit Blick auf den Veslsølnkletten.

Bis ich irgendwann unter mir den Veslsølnsjøen sehe. Am südlichen Ende des Sees steht eine Hütte, da will ich mein Zelt im Windschutz aufstellen. Da wird jetzt bestimmt niemand sein.

Auf dem Weg hoch hat es hinter den Bergen einmal gedonnert. Ich habe ein bisschen gewartet, ob noch was passiert. Ich habe aber Glück. Seitdem beobachte ich die Wolken, es sieht allerdings nicht nach mehr Gewitter aus. Das soll ja auch erst morgen kommen. Dafür kann ich alle paar Minuten neue Wolkenfetzen beobachten, graue Wolken, die vorbeiziehen und dann wieder Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg zur Erde bahnen.

Mein Plan geht auf und ich finde direkt hinter der Hütte einen ebenen und windgeschützten Platz. Das wäre sonst auch ungemütlich, der Wind bläst ziemlich stark durch dieses Tal.

Ich höre die ganze Zeit Schafsglocken, bekomme aber keinen Besuch. Nur wieder von zig Mücken. Die sind echt nervig. Dann kann man sich an schönen Abenden gar nicht gemütlich vor das Zelt setzen. Also verkrieche ich mich und verschwinde direkt in meinem Schlafsack.


22,4 km
6:10 h
1.271 hm
821 hm
1.467 m