Die Nacht war ruhig, kein Regen, kein Gewitter, nur immer die Schafsglocken irgendwo in der Nähe. Und die Hütte hat mich perfekt vor dem Wind geschützt. Als ich morgens aus dem Zelt schaue, sieht der Himmel hell und freundlich aus.

Um viertel vor 8 mache ich mich auf den Weg. Oder auch dreiviertel 7, wie ich immer wieder korrigiert werde, wenn ich mit Markus zusammen gehe. Die haben ja keine Ahnung von Uhrzeiten die Franken 😉

Ich gehe ein Stück bergauf, weg vom See und wieder durch ewig weite Fjell-Landschaften. Dann geht es für den Rest des Tages eigentlich nur noch runter. Was auch gut ist im Hinblick auf die Wettervorhersage.

Am Dienstag soll es den ganzen Tag schütten, es gibt eine gelbe Regen- und Gewitterwarnung. Das habe ich ja perfekt abgestimmt mit meiner Pause in Tynset. Da werde ich dann aus meiner Hütte zugucken und mich freuen, dass ich im Trockenen sitze. Für 2 Nächte habe ich schon eine Reservierungsbestätigung bekommen. Ich habe aber inzwischen beschlossen, auf jeden Fall 2 Tage Pause einzuschieben. Das kläre ich dann vor Ort.

Ich komme auf eine Schotterstraße, der ich die nächsten 15 Kilometer folge. Ohne einem Auto zu begegnen. Es herrscht eine ganz schön gewittrige Stimmung da oben am Himmel. Da hinten, wo es so grau-orange verfärbt ist, gewittert und regnet es bestimmt. Ich habe aber echt Glück, bekomme nur 10 Tropfen ab und kann das Wolken-Schauspiel aus der Ferne beobachten.

Hinter mir kommen dann auch wieder ein paar Sonnenstrahlen zum Vorschein.

Ich mag ja solche begrünten Dächer, die es hier fast überall gibt. Aber es sieht schon lustig aus, wenn sogar Bäume auf dem Dach wachsen.

Die Schotterstraße zieht sich Ewigkeiten hin.

Bis ich dann einem lokalen Wanderweg folgen kann. Es geht einen schmalen Pfad durch den Wald. Das ist eine schöne Abwechslung für die nächste Stunde.

Irgendwann ist der Weg aber so zugewuchert, dass ich lieber Regenhose und -jacke als Schutzschicht überziehe. Da bin ich etwas vorsichtiger geworden seit der Begegnung mit dem Bärenklau, der meine Hände vergiftet hat. Und so kann ich auch etwas entspannter gehen, da die Mücken mich nicht mehr so einfach erwischen.

Als ich wieder auf die Straße komme, ziehe ich mich aber schnell wieder aus. Ist das warm hier unten im Tal! Wahrscheinlich auch nur 20 Grad oder so, aber wenn man oben aus den Bergen kommt, merkt man den Unterschied schon stark.

Jetzt geht es noch ein Stück am Straßenrand entlang bis ich im Zentrum von Alvdal ankomme. Eigentlich hatte ich heute nur 20 Kilometer geplant und wollte mein Zelt vor dem Ort aufstellen. In den Ortschaften finden man sonst nur schwer einen geeigneten Platz. Allerdings wurde ich von einer Tankstelle mit integriertem Supermarkt angezogen. Es ist Sonntag, aber der hat trotzdem auf. Also stehe ich jetzt mittendrin in der Zivilisation.

Ich mache Pause, setze mich auf eine Wiese mit Picknickbänken und esse ein Eis. Und jetzt? Ich habe schon 27 Kilometer und überhaupt keine Lust noch weiterzulaufen. So wie es auf der Karte aussieht, kommen auf den nächsten Kilometern auch nur Felder und Höfe, da ist es blöd mit Zelten. Also schaue ich mal, was es hier im Ort so gibt. Leider keinen Campingplatz. Das günstigste ist eine kleine Hütte für 85 €, nur 900 Meter weiter. Na gut, das ist heute meine. Es ist noch früh, dann kann ich es mir dort gemütlich machen und schreiben. Ich nehme mir noch eine Packung Tüten-Kakao mit, um mich dabei bei Laune zu halten.

Diese kleine, weiße Hütte ist dann heute mein Zuhause. Gemütlich ist es. Und ich bin den Nachmittag und Abend über echt produktiv und schreibe gleich von 3 Tagen. Das hat sich doch gelohnt.

Ich bin so ins Schreiben vertieft, dass ich mich erst gegen 1 Uhr nachts schlafe lege.


27,8 km
5:40 h
478 hm
1.026 hm
1.227 m