Weiter geht’s – alle Energiespeicher aufgeladen. Ich trinke noch mit Reinhard einen Tee, dann mache ich mich gegen halb 8 auf den Weg. Es ist keine Wolke am Himmel, das wird bestimmt wieder ein heißer Tag.
Nachdem ich die Mürz überquert habe, geht es aber direkt in den Wald. Und die ersten 3 Stunden sind auch schön schattig. Allerdings ziemlich steil, ich bin trotzdem nach kurzer Zeit nass geschwitzt. Außerdem ist mein Rucksack mit dem neuen Proviant jetzt wieder schwerer. Ich brauche die ersten paar Stunden, um mich wieder an das Gewicht zu gewöhnen.
Über schmale Pfade führt der Weg hoch zum Veitschbachtörl. Teilweise kann man den richtigen Weg nur erahnen.
Bis zu meinem Ziel sollen es noch 6 Stunden sein. Das glaube ich aber nicht, die Zeitangaben passen häufig nicht zu meiner Gehzeit. Selbst wenn ich langsam unterwegs bin.
Erst kurz vor der Klein-Veitschalm kommt man aus dem Wald. Ich quatsche ein bisschen mit einem älteren Wanderer, der hier in der Sonne Pause macht. Er scherzt, dass er sich gleich für den Abstieg ein Berg-Taxi ruft.
Dann geht es mit schönem Ausblick über die Kuhweiden der Alm. Dahinten über den Schneefeldern liegt die Hohe Veitsch, mein heutiges Ziel.
Am Zaun der Weide hat jemand ein „Kuah“ Guckloch aufgestellt. Oder was soll das zweite Wort bedeuten?
An Latschen-Hängen entlang und wieder über weite Wiesen geht es ganz entspannt hoch zur Seebodenalm. Dann weiter zum Gipfelkreuz der Hohen Veitsch auf 1981 Metern. Ein Schneefeld muss ich queren, die anderen kann ich aber umgehen.
Von hier sind es jetzt nur noch 15 Minuten hinab zur Hütte. Ich schlafe im Graf-Meran-Haus.
Ich habe vorher nicht reserviert und werde angemeckert, dass ich doch wegen Corona mindestens einen Tag vorher Bescheid sagen muss. Bisher war das nie ein Problem und auch hier scheint eigentlich noch genug Platz zu sein. Naja, ich darf bleiben und den Rest des abends ist die Hüttenwirtin auch richtig nett.
Das hier ist die erste Hütte, die weder per Auto noch per Seilbahn erreichbar ist. Hier kommt man nur zu Fuß hin. Dementsprechend sind wir unter Gleichgesinnten und haben einen richtig schönen Abend. Die meiste Zeit sitze ich mit Anja und Jürgen zusammen. Ein junges Pärchen aus Wien, die den Nordalpenweg stückchenweise gehen. An Wochenenden oder wenn sie Urlaub haben, so wie jetzt. Wir verstehen uns sofort super. Sie essen vegetarisch, gehen in Barfußschuhen und ihm fällt auf, dass wir die gleiche Sportuhr benutzen. Neben dem bisherigen Weg reden wir also über Essen, Laufen, Schwimmen und alles mögliche andere.
Die anderen auf der Hütte gehen den Nord-Süd-Weitwanderweg oder auch Teile vom Nordalpenweg. Die nächsten Abende werde ich auf den Hütten also immer wieder bekannten Gesichtern begegnen.
Wir genießen noch die letzten Sonnenstrahlen auf der Terrasse und beobachten wie mit der Materialseilbahn Nachschub an Bier angefahren kommt.
Prost! Ich bleibe aber lieber bei meinem Apfelsaft g’spritzt, wie es hier heißt.