Das habe ich ganz vergessen, noch zu schreiben gestern. Es hat mich in der Hütte eine Wanderin angesprochen, ob ich Sophie wäre. Ich war ganz verwirrt, woher sie meinen Namen weiß. Sie geht auch einen Teil des Nordalpenwegs und hat auf den bisherigen Hütten schon von mir gehört. Die Hüttenwirte im Hubertushaus und im Öhlerschutzhaus haben ihr von mir erzählt und sie hat sich schon gefragt, ob sie mich noch kennenlernt. Durch meinen Tag Pause vorgestern hat sie mich dann jetzt eingeholt. Ihre Tour endet allerdings morgen schon.
Heute geht es erstmal bergab und zwar über den Teufelssteig. Es ist recht steil und rutschig auf den losen Steinen. Ich setze mich auch einmal auf den Hintern, aber mehr als ein paar Schrammen am Bein passiert nicht.
Von den Mürzsteger Alpen geht es heute ins Hochschwab-Gebirge.
Nach ungefähr 300 Höhenmetern ist der Steig geschafft und es geht über Wiesen weiter zur Rotsohlalm. Statt oben im Meranhaus zu schlafen, würde ich diese Alm empfehlen. Ich fülle hier zwar nur mein Wasser auf, weil es am Meranhaus keine Quelle und nur Sprudel aus Plastikflaschen gibt, aber das Frühstück soll sehr gut sein. Und die Dame ist super freundlich. Das Essen im Meranhaus war nicht so der Hit. Ohne Fleisch gibt es nur Frittatensuppe und Käsebrot. Einfach ist zwar okay, aber sie haben immerhin eine Materialseilbahn, da könnte man schon ein bisschen was schönes anrichten. Vor allem, wenn zwei Scheiben Brot mit Käse belegt und ohne sonstige Garnitur über 6 Euro kosten.
Ganz entspannt geht es vorbei an der Turnauer Alm bis zur Göriacher Alm. Einen breiten Schotterweg entlang, über Waldwege und Kuhwiesen. Es sieht so idyllisch aus auf den Almen. Ein paar Holzhäuschen inmitten der Wiesen und dazwischen liegen die Kühe in der Sonne. Oder stehen mir im Weg. Ein Stück vor mir geht Herbert und ich muss grinsen, als ich höre, wie er mit den Kühen redet. Dann bin ich ja nicht die einzige, die das macht.
Herbert und Michel habe ich auch gestern abend auf der Hütte kennengelernt. Heute überholen wir uns immer mal wieder gegenseitig, wenn einer Pause macht oder zwischendurch etwas langsamer geht.
So ein Schild habe ich bisher noch nie gesehen. Aber einer Schlange begegnet bin ich nicht.
Ich gehe über den Seebergsattel, wo das Weitwanderer-Kreuz steht. Hier kreuzen sich die beiden Europäischen Fernwanderwege E4 und E6.
Dann geht es durch den Wald über einen schmalen Pfad noch weiter hinab nach Seewiesen. So ein schöner Wald, der Boden komplett grün und mit Farn bewachsen.
Und die Menschen in dem winzigen Ort haben scheinbar echt ein Herz für Weitwanderer. Im Alpengasthof Schuster kann man kostenlos duschen und sein Trinkwasser auffüllen lassen. Egal, ob man dort übernachtet oder nicht. Außerdem bekomme ich einen Anhänger als Glücksbringer geschenkt, damit ich auch heile wieder Zuhause ankomme. Dieser ziert jetzt meinen Rucksack, neben dem kleinen Wanderschuh von meinen Eltern.
Ein Stück weiter komme ich an der Seewieser Tränke vorbei. Es gibt gekühltes Bier, Weinschorle und Wasser. Das tut gut bei der Hitze.
Jetzt ist der Abstieg geschafft. Dann kann es ja wieder hinauf gehen ins Hochschwab-Gebirge. Hier unten im Tal ist es auch viel zu heiß zum Wandern. Nach meinem Gefühl ist heute der wärmste Tag bisher. Der Schweiß läuft mir schon die Arme runter.
Der Schotterstraße folge ich immer weiter ins Seetal. Es folgen nochmal ungefähr 700 Höhenmeter. Durch Wald, Latschenfelder und später über Felsen. Rechts und links von mir ragen imposante Felsen empor.
Und der Blick zurück ins Tal wird immer besser.
Ich begegne noch ein paar Gämsen und irgendwann kommt auch die Voisthaler Hütte in Sicht. Als ich ziemlich außer Atem oben ankomme, sind Herbert und Michel schon da. Es ist schon cool, wenn man sich immer wieder trifft und weiß, dass abends auf der Hütte schon bekannte Gesichter auf einen warten. Sie haben in Seewiesen schon eine Weile auf mich gewartet, aber scheinbar haben wir uns verpasst. Ich habe dort nämlich auch auf Anja und Jürgen gewartet, die heute morgen noch nach mir losgegangen sind. Aber gesehen haben wir uns dort alle nicht. Wir verbringen aber wieder einen schönen Abend auf der Terrasse der Hütte zusammen.
Das Highlight ist die Horde Steinböcke, die plötzlich auf die Wiese ein Stück weiter gelaufen kommt. Es sind bestimmt 20 Tiere. Wir können beobachten, wie sie kämpfen und immer wieder ihre Hörner gegeneinander hauen. Vor allem auf dem Schneefeld kann man sie gut erkennen, das ist ein guter Kontrast.
Die Voisthaler Hütte ist bisher definitiv meine Lieblingshütte. Sie hat eine super Lage und wird von einem sehr jungen Team geführt, das echt gut drauf ist. Das Essen ist super lecker, dem Bärlauchstrudel und einem Stück saftigen Mohnkuchen kann ich heute nicht widerstehen. Und auch das Lager ist bequem, auch wenn es heute Nacht voll belegt ist.