Nachdem gestern die Tagesgäste verschwunden sind, sind wir noch zu viert, die auf der Hütte übernachten. Wir sitzen beisammen und Peter und Gerlinde erzählen von ihren Trekking-Reisen und Skitouren nach Grönland, Marokko und Nepal. Spannend!
Heute morgen mache ich mich früh auf den Weg. Es soll ab 11 Uhr regnen und eventuell gewittern. Da ich mich aber so sehr auf die beiden Gipfel heute freue, gehe ich einfach um kurz vor 6 Uhr schon los, anstatt sie auszulassen und direkt ins Tal abzusteigen.
Aus dem Fenster des Waschraumes kann ich schon ein paar Wanderer sehen, die wohl denselben Plan hatten, früh loszugehen. Viele stellen ihr Auto hier an der Hütte ab, um dann alle 4 Gipfel an einem Tag zu erwandern. Sie sind alle nicht so weit voneinander entfernt.
Von der Hütte geht es erst wieder zurück zum Kalblinggatterl. Über diesen Sattel bin ich gestern schon gekommen. Dann hoch Richtung Kalbling und Riffel. Der Weg zum Riffel und Kreuzkogel ist eine schwarze Tour, zwischen den beiden Gipfeln ist ein leichter Klettersteig. Der sollte aber kein Problem sein, solche Stellen schaue ich mir vorher immer genauer an, ob ich mir das mit meinem großen Rucksack auch zutraue.
Aber erstmal geht es in Kehren über die Wiese hinauf. Über mir thront der Admonter Kalbling. Über den unteren Felsen sieht man nochmal ein bisschen grün, da geht es hoch und dann links um den Felsen herum.
Man steigt über Felsstufen und Geröll, zwischendurch ist es ziemlich steil. Hier sollte man sehr auf Steinschlag aufpassen, wenn andere Leute oder Gämsen über einem sind. Über mir löst sich auch ein Stein, aber kommt zum Glück ein ganzes Stück hinter mir runter.
Letzte Nacht hat es geregnet, jetzt ist der Himmel wieder klar und das Wetter perfekt, um ein paar Gipfel zu erklimmen. Die Felsen sind zum Glück auch größtenteils schon wieder trocken und nicht so rutschig. Den Admonter Kalbling und Sparafeld lasse ich rechts liegen und steige weiter geradeaus hinauf zum Riffel. Es folgen eine Wiese mit Schneefeld und noch ein paar steile Kehren zum Gipfelkreuz.
Der Ausblick rundherum ist phänomenal. Über dem Tal hängen noch ein paar Wolken. Und die anderen Berge sind in ein mystisches Licht getaucht. Der erste Gipfel für heute: Riffel, 2106 Meter Höhe.
Ich habe den Gipfel noch ein bisschen für mich, bevor 2 Jungs den Klettersteig hochkommen. Da soll ich gleich runter? Es ist aber wohl nur das erste Stück so steil und rutschig. Und wenn man von oben herunterschaut, sieht es meist auch noch viel schlimmer aus. Als von unten niemand kommt, mache ich mich langsam an den kurzen Abstieg. Es sind Stahlseile angebracht, wo ich mich dran festklammere. Man kann hier kaum runter, ohne eine ganze Menge Steinschlag zu verursachen. Auf den Felsen liegen überall lose Steinchen. Ich setze mich ein paar Mal auf den Hintern, da meine Beine zu kurz sind, um die nächste Stufe oder einen guten Tritt im Fels zu erreichen. Außerdem fühle ich mich dann sicherer und kann nicht so schnell abrutschen.
Nach gut 10 Minuten ist der schwierigste Teil geschafft. Jetzt folgt ein wunderschöner Gratweg. Man kann sehen, wo der Pfad erst unterhalb der Felsen, dann dicht am Grat oben verläuft. Es gibt zwischendurch noch ein paar seilgesicherte Passagen und man sollte trittsicher sein. Der Pfad ist sehr schmal und direkt neben einem geht es steil hinab. Zwischendurch muss man einen großen Schritt über ausgesetzte Stellen machen.
Vor dem nächsten Gipfel mache ich noch ein bisschen Pause. Eine kleine Gruppe Wanderer belagert gerade den wenigen Platz um das Gipfelkreuz. Von hier kann ich gut sehen, wo ich als nächstes hingehe. Nach dem Toten Gebirge kommt das Dachsteingebirge. Das sind rechts im Bild die hohen Felsen. Und dahinter, wo noch so viel Schnee liegt, das müsste der Hochkönig sein.
Der zweite Gipfel für heute: Kreuzkogel, 2011 Meter Höhe.
Nun geht es über Wiese und an Kühen vorbei hinab zur Scheibleggerhochalm. Zwischendurch quatsche ich immer wieder mit Wanderern, die mir entgegenkommen. Jetzt folgt nur noch ein langer Abstieg bis nach Admont. Es sieht nicht danach aus, dass es bald regnet oder gewittert. Aber so oder so war es gut so früh loszugehen, sonst wäre es inzwischen wahrscheinlich sehr viel voller an den Gipfeln.
Ich wundere mich ein bisschen, dass der Pfad doch wieder ein bisschen ansteigt. Und als mir noch ein Pärchen entgegenkommt und mir erzählt, dass der Hanhstein da vorne ein sehr schöner Gipfel sei, denke ich, super, noch ein Gipfel. Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass ich noch über einen dritten Gipfel komme. Vorbei an schönen Felsformationen und am Ende über große Felsblöcke, ist der Weg auch gar nicht mehr weit.
Es folgt noch ein kurzer Nervenkitzel, unter diesen Stahlbügeln im Fels geht es echt steil und weit hinab. Aber an der Stange darüber kann man sich gut festhalten.
Dann stehe ich auf dem sehr schmalen Gipfel. Der dritte Gipfel heute: Hahnstein, 1697 Meter Höhe. Mit super Blick auf Admont.
Jetzt schaue ich aber doch mal auf die Karte. Hier ist nämlich eine Sackgasse. Ich hätte auf dem Weg zum Gipfel irgendwo rechts abbiegen müssen. Aber es war ein schönes Extra und insgesamt nur eine halbe Stunde Umweg. Also gehe ich wieder zurück. Naja, hier geht der Weg rechts ab. Man hätte darauf achten können, dass die rot-weiß-rote Markierung senkrecht angebracht ist und den Kopf nach rechts drehen können, um die beiden weiteren Schilder zu entdecken. Aber da das offensichtliche Schild geradeaus zeigt und auch der Pfad eindeutig geradeaus führt, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht. Nicht schlimm, so bin ich zu meinem dreifachen Gipfel-Glück gekommen!
Der Abstieg durch den Wald zieht sich sehr. Es wird immer nasser und rutschiger auf den Wurzeln, je tiefer ich komme. Ich freue mich, als es zwei Stunden später flacher wird und dann die ersten Häuser in Sicht kommen. Heute schlafe ich mitten in Admont in der Villa Elisabeth. Da es aber erst Mittag ist, laufe ich noch ein bisschen durch den Ort und schaue mir die Stiftskirche an.
Es ist ein ganz schönes Örtchen. Ich finde eine Eisdiele und belohne mich für den langen Abstieg. Später räume ich noch ein bisschen in meinem Rucksack auf, morgen will ich ein paar Sachen zurückschicken, die ich bisher nicht gebraucht habe.
HP
Hi Sophie,
hört sich immer wieder spannend an und auch anstrengendTolle Berichte und Bilder. Ich weiß es jetzt erst zu schätzen was du schaffst, mir reichen 2 Tage Flachland mit jeweils 15 km in Budapest oder ich bin zu alt‼️Dir noch ganz viel Spaß und bleib gesund – hört sich nicht immer ungefährlich an … Bis bald Hans-Peter
Sophie
Hi Hans-Peter,
Danke! Ich passe schon auf mich auf 🙂 Habe schon genug Erfahrung in den Bergen gesammelt, um die Wege ganz gut einschätzen zu können.
Ma
Richtig schöne Fotos sind das! Da passen auch die Wölkchen am Himmel, und wir träumen uns gleich zu dir! Guten Weg weiterhin :*
Sophie
Danke! Ich träume euch alle auch zwischendurch immer zu mir :* Ich freue mich schon so, euch am Achensee zu treffen!
Lisi
Und was hast du bei dem spärlichen Gepäck bisher nicht gebraucht??
Tolle Felsen weiterhin
Grüß ünd Küss
Sophie
Hab’s in den nächsten Bericht von morgen geschrieben 😉
Gerlinde und Peter
Es war sehr nett dich getroffen zu haben , super Blog!
Sophie
Vielen Dank! Ich habe mich auch gefreut, euch zu treffen. Auch wenn ich nach meiner Dusche dann doch schon im Bett liegen geblieben bin, es war zu verlockend 🙂