Ich habe gut geschlafen und fühle mich besser. Vielleicht noch ein bisschen schlapper als sonst, aber jetzt geht es auch erstmal entspannt bergab. Ich gehe früh los, trinke viel, gehe langsam und lasse mir Zeit. Es ist nicht zu steil und einfach zu gehen auf dem breiten Schotterweg. Das kommt mir gerade recht. Außerdem ist es bewölkt und die Temperatur sehr viel angenehmer als gestern.
An der Bosruckhütte vorbei, erreiche ich bald den oberen Einstieg zur Dr. Vogelgesang-Klamm. Die längste Klamm in Oberösterreich und die zweitlängste in Österreich. Das ist garantiert spannender als dem Fahrweg weiter zu folgen. Also warte ich noch 10 Minuten, bis halb 8, bis die Klamm öffnet.
Es geht zig Stufen hinab, über Stege, die an der steilen Felswand entlangführen. Durch die Schlucht und an vielen schönen Wasserfällen vorbei.
Nach einer halben Stunde habe ich den unteren Eingang und das Kassenhäuschen erreicht. So früh ist hier noch niemand außer mir unterwegs. Ich zahle 5,70€ für den Erhalt und die Wartung der Wege durch die Klamm.
Dann geht es an der Straße weiter bis nach Spital am Pyhrn. Der Ort ist als Kontrollstelle im Wanderführer gekennzeichnet, also halte ich Ausschau, wo ich einen Stempel herbekomme. Ich versuche es im Gemeindeamt, will aber dann doch nicht direkt beim Bürgermeister klopfen. Die Bürotüren sind alle geschlossen. Ein Stück weiter finde ich ein Museum, das schon auf hat. Dort habe ich Glück und bekomme sogar einen sehr schönen Stempel.
Weiter geht es auf einem Fußweg neben der Straße, dann leider ein ganzes Stück direkt an der Bundesstraße. Es gibt aber einen breiten Bürgersteig und es ist nicht so viel Verkehr. Bis zur Talstation der Wurzeralm Standseilbahn geht es leicht auf und ab durch den Wald. Dann folgt der Anstieg zur Hütte.
Der Weg führt über die Wiesen der jetzt schneefreien Skipisten. Immer entlang der Seilbahn. Leider hängen die Wolken so tief, dass ich die Berge vor und hinter mir nicht sehen kann. Zwischendurch fährt ein Wagen der Seilbahn vorbei.
Zum Glück fühlt sich das Gehen nicht mehr so anstrengend an wie gestern, es geht schon wieder sehr viel besser. Mich überholt eine Bergläuferin und kommt schon wieder hinunter gelaufen, als ich gerade halb oben bin.
Obwohl man mit der Seilbahn hinauf zur Wurzeralm fahren kann, ist hier nichts los. Bei dem Wetter bleiben die Leute wohl lieber zuhause. Und ich finde es so angenehm zum Wandern. Ich komme an der Bergstation und ein paar weiteren Hütten vorbei. Dann geht es die letzten Meter hinab zum Linzer Haus.
Ich bin schon am frühen Nachmittag da und mal wieder die einzige, die heute hier übernachtet. Ich mache es mir auf der überdachten Terrasse bequem. Vor mir liegt das Warscheneck, der Gipfel zeigt sich aber heute leider nicht. Dort geht es morgen hinauf, weiter hinein ins Tote Gebirge.
Das Tote Gebirge trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Es ist das größte Kalkkarstgebiet Mitteleuropas. Es gibt keine Quellen, also kein Wasser. Ich habe am Meranhaus schon den Hinweis bekommen, genug Wasser mitzunehmen. Aber hier an der Hütte kann ich ja nochmal alles auffüllen.
Jetzt hoffe ich nur noch, dass es bis morgen früh ein bisschen aufklart. Der Hüttenwirt meint, dass es sonst zu gefährlich ist auf das Warscheneck zu steigen, da man die Markierungen auf den Felsen nicht erkennt und nur eine weiße Wand vor sich hat. Warten wir mal ab…
Bald wird es mir zu kalt bei dem Wind. Ich ziehe um in die Gaststube und beobachte den Regen von drinnen. Ein paar Mal donnert es, aber mehr passiert nicht. Da hatte ich mal wieder gutes Timing. Das ist der zweite Tag mit Regen seit ich unterwegs bin und ich sitze gemütlich im Trockenen.