Heute morgen muss ich mich erstmal warmlaufen. Als ich losgehe sind meine Beine noch ein bisschen schwer, aber das gibt sich recht schnell wieder. Nach einer Stunde habe ich Fahrt (oder etwa Gang?) aufgenommen. Ich bin froh, dass ein paar Wolken am Himmel sind und es noch nicht so heiß ist.

Den Ort Maria Ellend lasse ich hinter mir und gehe entlang der Fischa, einem Seitenarm der Donau.

Es ist ein schöner Weg durch den Wald, entlang des Ufers. Allerdings ist es nicht ganz so entspannt hier zu gehen, da die Mücken wohl noch kein Frühstück hatten. Ich werde automatisch schneller und komme am Ende des Weges mit drei Stichen am rechten Oberarm und zweien an der Wade davon. Ich finde aber ein bisschen Spitzwegerich, die Blätter helfen ganz gut, wenn man sie zerreibt und auf die Stiche tupft. Spitzwegerich wirkt unter anderem beruhigend und entzündungshemmend.

Hinter dem Ort Fischamend geht es über schmale Feldwege weiter Richtung Donau.

Ich komme mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der am Wegesrand steht und Holunderblüten pflückt. Er macht Sirup und Marmelade daraus. Er war früher Wildwasser-Kanut, wandert aber auch gerne. Er erzählt mir von seiner Nord-Süd-Durchquerung Österreichs und dass er den Nordalpenweg wegen schlechten Wetters abbrechen musste. Ich hoffe, das passiert mir nicht. Ich habe extra ein paar Puffer-Tage eingeplant, damit ich bei zu schlechtem Wetter einfach auf einer Hütte bleiben und dort abwarten kann.

Dann erreiche ich die Donau. Mein weiterer Weg führt mich durch den Nationalpark Donauauen. Aber erstmal ist Pause angesagt. Ich kühle meine Füße und Beine im Fluss ab und lasse sie in der Sonne trocknen.

Hier kommen mir einige Spaziergänger und Radfahrer entgegen. Inzwischen ist der Himmel wieder wolkenfrei und es ist sehr viel drückender als die letzten Tage. Ich habe das Gefühl, dass es nochmal heißer ist und ich viel mehr schwitze.

Entlang des Ufers stehen auf beiden Seiten immer wieder kleine Fischerhütten auf Stelzen. Die meisten sehen aus, als würden sie nicht mehr genutzt und sind ziemlich zugewuchert. Vor einigen hängt aber auch ein großes Fischernetz im Wasser.

Weiter folge ich der Schwechat, die hier in die Donau mündet. Der Weg ist mal ein breiter Schotterweg, dann wieder ein schmaler Pfad über Wiese. Parallel, auf einem kleinen Damm, führt der asphaltierte Radweg entlang. Hier sind nun noch mehr Leute unterwegs, je näher ich der Stadt Schwechat komme. Der flache Fluss ist scheinbar sehr beliebt zum Baden bei Kindern und Hunden.

Dann muss ich noch ein Stück durch die Stadt und fühle mich ein bisschen unwohl zwischen den ganzen Stadtmenschen, die nicht grüßen und den vielen Autos. Aber bald habe ich mein Ziel erreicht – das Schloss Rothmühle in Schwechat.

Man kann das Schloss von der Gemeinde für Hochzeiten mieten, es gibt aber auch ein paar günstige Gästezimmer. In denen kommt man sich allerdings nicht vor, als wäre man in einem Schloss. Die Bilder, die ich mir im Internet von den anderen Räumen im Schloss angeschaut habe, sehen sehr viel prunkvoller aus. Aber da habe ich leider keinen Zutritt.

Unten im Schlosshof probt eine Theatergruppe für eine Aufführung. Nach inzwischen 2 Stunden immer denselben Szenen, habe ich lieber mein Fenster geschlossen, bevor ich gleich alles mitsprechen kann. Es ist anscheinend ein Stück von Nestroy, einem Wiener Schauspieler und Bühnenautor, nach dem auch ein Theaterpreis benannt ist. Seit 1973 finden hier im Schloss jährlich die Nestroy-Festspiele statt. So auch wieder Ende dieses Monats.


23,4 km
4:55 h
142 hm
141 hm
182 m