Es hat letzte Nacht heftig geschüttet. Gut, dass ich einen gemütlichen Platz im Trockenen hatte. Heute morgen ist es noch bewölkt, die Sonne kommt später aber wieder raus.
Der Hüttenwirt wünscht mir noch alles Gute. Seine Reaktion darauf, dass ich bis zum Bodensee in einem durch laufe, war gestern „Ja bist du denn wahnsinnig, das gibt’s ja nicht“. Natürlich in Mundart.
Auf geht’s, erstmal am Elmsee vorbei, mit schönem Blick zurück zur Pühringerhütte.
Bis zur Elmgrube folge ich dann einem Weg durch lichten Wald und über Wiesen, ohne große Höhenunterschiede. Im Jagdhaus in der Elmgrube hat auch Kaiserin Sisi schon genächtigt. Heute treffe ich auf eine Gruppe Tschechen, die die Nacht hier gezeltet haben. Später erzählen mir andere Wanderer, dass die Tschechen gestern beim Hüttenwirt nachgefragt haben und er nichts dagegen hatte, dass sie dort zelten. Soviel dazu, dass hier Naturschutzgebiet ist und ich deswegen extra in den Hütten schlafe.
Zum Abblasbühel, einem Bergsattel, steigt der Weg dann an. Es geht über eine nasse und sumpfige Wiese und Steine. Weiter oben läuft Wasser aus dem Fels oder besser gesagt aus einer Karsthöhle. Die Karstlandschaft besteht aus zig unterirdischen Höhlen und Tunneln über die entwässert wird. Teilweise führt der Weg durch dieselbe Rinne, durch die auch das Wasser die Wiese hinab fließt. Es ist ganz schön rutschig.
Über den Bergsattel und dann wieder hinab gehe ich weiter über Wiese. Die Gämsen flüchten schnell als sie mich bemerken. Über ein steiles Schneefeld, das den Pfad über einen Geröllhang verdeckt, muss ich rüber. Da der Weg heute nicht so lang ist, mache ich dann kurz vor der Wieslacke lange auf großen Felsen Pause.
Die Wieslacke ist ein See, der durch den vielen Regen letzte Nacht anscheinend sehr viel mehr Wasser hat als sonst. Jedenfalls steht der Pfad daran entlang nun unter Wasser. Also klettere ich über die Felsen. Es sieht lustig aus, wie das Wasser aus dem See an einer Stelle einfach in einem Loch im Fels verschwindet. Das ist dann wohl so ein unterirdischer Ablauf.
Auf dem weiteren Weg komme ich an vielen Dolinen vorbei, in denen oft noch Schnee liegt und an ziemlich tiefen Löchern im Boden. Den Grund kann ich nicht sehen, das sind bestimmt solche Karsttunnel. Also besser nicht reinfallen.
Es geht über Felsen oder besser Fels-Gerippe. Es sind teilweise nur dünne Scheiben, durchzogen von Rillen.
Unterhalb des Gipfels vom Redenden Stein führt der restliche Weg über Wiesen bis zur Hütte. Ich schlafe im Albert Appel-Haus auf 1663 Metern.
Ich bin schon am frühen Nachmittag da. Das ist ganz gut, dann kann ich meine Füße noch hochlegen und Kraft für morgen sammeln. Es kommen nämlich bis nach Bad Goisern 30 Kilometer mit 1000 Höhenmeter Aufstieg und 2000 Metern Abstieg auf mich zu. Auf den Abstieg freue ich mich gar nicht, aber irgendwie muss ich ja wieder runter ins Tal kommen.
Die belgischen Geschwister sind auch wieder da und abends sitze ich mit Monika und Kai, die aus der Nähe von Dresden kommen, zusammen. Sie bringen mir Canasta bei und so spielen wir den ganzen Abend Karten. Außerdem blättern wir ein Jahrbuch der Alpenvereine von 1905 durch, das wir im Regal gefunden haben. Um 9 Uhr geht’s dann schlafen.