Heute Morgen sitze ich noch ein bisschen mit der Nichte des Hüttenwirts auf der Terrasse. Sie arbeitet den Sommer über hier oben. Das Wetter ist wieder schöner, die Sonne scheint und der Himmel ist wolkenfrei.

Im Hintergrund sieht man den Hochkönig. Dort geht es nächste Woche hin.

Mein Weg führt mich erstmal leicht hinauf, über Felsen und Moränenfelder, mit Blick auf den Großen Gosaugletscher.

Hinter mir habe ich nochmal einen schönen Blick auf die Adamekhütte.

Ich folge dem Linzer Steig. Im Wanderführer ist er als Klettersteig B ausgewiesen. Aber es ist trocken, ich bin ausgeruht und fühle mich fit. Beste Voraussetzungen.

Die Felsen sind teilweise ganz glatt geschliffen. Irgendwann ging der Gletscher auch bis hier unten.

Immer wieder muss ich Schneefelder queren. Manche kann ich über die Felsen drumherum umgehen. Manche sind noch ziemlich groß und der Schnee ist vereist. Ich ziehe immer wieder meine Grödel an und aus. Wenn man auf dem vereisten Schnee abrutscht, würde man wahrscheinlich nicht so schnell wieder einen Halt finden.

Und dann kommen die ersten Kletterstellen. Zwischendurch geht es kurz senkrecht den Fels hinauf, zur Hilfe sind Eisenstangen im Fels befestigt. Nichts für Leute mit Höhenangst. Eine besondere Herausforderung ist es bei zwei Schneefeldern über die Randkluft zum Fels und an die Eisenstangen zu kommen. Der Schritt kostet mich ein bisschen Überwindung. Nach unten sieht man nämlich, dass man eigentlich noch viel weiter am Fels hinabklettern würde, der Schnee ist hier noch ziemlich dick und die Rille entsprechend tief.

Die Aussicht von hier oben wird aber immer besser. Heute kann man richtig weit gucken.

Das nächste Schneefeld ist echt steil. Und am Rand sind schon einige tiefe Löcher, wo wahrscheinlich Leute eingebrochen sind beim Auftreten. Am Rand der Schneefelder, wo der Schnee nicht mehr so dick ist, muss man immer ziemlich aufpassen. Das quer über den Schnee gespannte Seil gibt mir ein bisschen mehr Sicherheit und hier habe ich es dann schon geschafft.

Bis zum Oberen Hochkesseleck folgen noch einige weitere, teils ziemlich anspruchsvolle Kletterstellen. Zwischendurch kann man dann wieder ein bisschen entspannen, wenn es abwechselnd über Felsbuckel und schmale Schneefelder in den Rinnen geht.

Ich mache eine erste kleine Pause. Ich habe jetzt schon richtig Hunger und stärke mich mit getrockneten Äpfeln.

Dann geht es noch ein Stück weiter hoch. Das Schneefeld da hinten bereitet mir schon von weitem etwas Sorgen, das sieht auch wieder so steil aus. Dieses Mal kann ich aber rechts dran vorbei über die Felsen und das Geröll steigen. Ich verliere zwar kurz die Markierungen aus den Augen, finde sie aber etwas weiter oben wieder.

Hier gibt es einen letzten Blick auf den Hohen Dachstein und den großen Zacken, die Eiskarlspitze.

Dann ist das Obere Hochkesseleck erreicht. Hier mache ich länger Pause, esse was und freue mich über die traumhafte Aussicht.

Es geht hinüber zum Niederen Hochkesseleck und dann steil hinunter. Wenn man sich von oben die Markierungen anschaut, kann man sich erst gar nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Aber irgendwie windet sich der Pfad dann doch den Berg hinunter.

Unten angekommen und zurückgeblickt auf diese Felswand, kann ich kaum glauben, dass ich da gerade heruntergekommen bin. Von weitem sieht das ziemlich unmöglich aus.

In dem See da unten würde ich mich jetzt gerne abkühlen.

Endlich ist das steilste Stück geschafft. Es wird wieder ein bisschen grüner und der Weg führt über Geröll durch Latschen. Nach dieser durch die vielen losen Steine sehr rutschigen Rinne, ist dann auch alles schwierige für heute geschafft. Unten auf der Wiese warten schon Schafe, Pferde und Kühe auf mich.

Jetzt geht es zur Hütte nur noch leicht auf und ab, immer an dem Hang entlang. Abwechselnd durch Latschenfelder und über Kare und Rinnen. Hinten links auf dem Wiesenhügel kann ich die Hütte schon von weitem sehen. Rechts darüber thront die Große Bischofsmütze.

Ich schlafe in der Hofpürglhütte auf 1703 Meter Höhe. Eine ziemlich große Hütte, gut besucht von Kletterern. Außerdem ein beliebtes Ausflugsziel für eine Tageswanderung vom Wanderparkplatz weiter unten. Auf dem letzten Stück kommen mir einige Familien entgegen.

Sonne hatte ich heute genug, deswegen setze ich mich mit einem Hollersaft in die Gaststube, um zu schreiben. Und jetzt geht’s ins Bett, ich bin schon wieder so todmüde. Ich habe zwar inzwischen einiges an Kondition aufgebaut, das merke ich schon. Aber dafür brauche ich scheinbar auch eine ganze Menge Schlaf, um jeden Tag so viel zu wandern.


9,9 km
4:20 h
429 hm
905 hm
2283 m