Fritz von der Hackelhütte hat mir gestern noch eine neue Gaskartusche organisiert. So lieb! Da der Sportladen unten im Ort erst um 9 Uhr öffnet, bringen sie 2 Kartuschen für mich zur Auswahl gegenüber ins Hotel. Da ist schon früher jemand da, wo ich mir die Kartusche abholen kann. Das liegt direkt an meinem Weg. Allzu früh will ich da aber auch nicht aufschlagen, deswegen gehe ich erst um halb 7 los.

Von der Hütte geht es in Kehren über die Weide und dann durch den Wald bergab. Bis zum Parkplatz in Wengerau. Bis Werfenweng geht es ein Stück am Wenger Bach entlang, dann über Straße. Das Hotel gegenüber der Seilbahn ist nicht zu übersehen und es klappt alles ohne Probleme. Erster Stopp, neue Gaskartusche, abgehakt. Jetzt gibt es auch wieder was warmes zu Essen und Tee.

Dann folge ich größtenteils den Wegen des Werfenwenger Spazierhimmels. An Häusern vorbei, über Pfade auf Wiesen, durch den Wald und eine Schlucht, wieder am Wengerbach entlang.

Kurz bevor ich in Pfarrwerfen die Salzach überquere, lächelt mich von weitem eine alte Dame breit an. Sie kommt mit ihren Trekkingstöcken auf mich zu und fragt „Na, Frau Bergsteigerin, wo geht’s denn heute hin?“. Wir quatschen ein bisschen bis sie meint, dass sie mich dann ja gar nicht so lange aufhalten dürfe jetzt. Ich hätte ja noch was vor mir.

Ich folge der Straße und dann einem Schotterweg an der Salzach bis nach Werfen. Links hat man einen Blick auf die Festung Hohenwerfen.

In Werfen mache ich den zweiten Stopp. In der Postfiliale wartet nämlich schon mein nächstes Versorgungspaket auf mich. Vor dem Laden packe ich alles um in meinen Rucksack und tüte die alten Wanderkarten ein und schicke sie zurück. Jetzt bin ich wieder ausgestattet mit Verpflegung, bis Pertisau. Den nächsten Nachschub bekomme ich dort persönlich überreicht. Am Achensee treffe ich mich mit meinen Eltern, die dort Urlaub machen. Und ich freue mich schon so sehr drauf! Dann habe ich wahrscheinlich für 2 Tage Mitwanderer.

Wo ich hier schon mal an einem Supermarkt vorbeikomme, gönne ich mir auch noch was kühles zu trinken und ein Croissant. Heute zur Feier von Opas Geburtstag. Gegenüber der Kirche sitze ich an einer Hauswand im Schatten und picknicke und telefoniere mit meinen Großeltern.

Den Abstieg habe ich hinter mir, jetzt geht es nur noch hoch zur Hütte. Hinter der Kirche über eine steile Straße aus dem Ort raus und dann in engen Kehren durch den Wald. Ich bin bin ganz schön am Schwitzen, es ist richtig schwül heute. Gut, dass es ein paar Brunnen am Weg gibt, wo ich mir ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht spritzen kann.

An der Dielalm vorbei geht es durch den Wald immer weiter hinauf. Zwischendurch ganz schön steil.

Dann steht vor mir ein Schild „Sperrgebiet! Durchgang verboten“. Hier werden gerade Bäume gefällt. Gut, wenn das plötzlich da steht und es keinen anderen Weg gibt. Da habe ich ja gar keine andere Möglichkeit, als trotzdem weiter zu gehen. Der Mann mit der Motorsäge meint nur, ich solle vorsichtig sein. Als die 3 dicken Baumstämme vor mir sich plötzlich in Bewegung setzen, als der Traktor sie den Hang hochzieht, warte ich dann aber doch lieber noch ein bisschen. Und freue mich, dass hinter mir noch jemand kommt und ich nicht alleine bin. Später stellt sich heraus, dass es Thomas ist, der Wirt vom Reitsamerhof unten in Pfarrwerfen. Da bin ich auch vorhin vorbeigekommen. Er ist mit seinem Hund unterwegs zur Ostpreußenhütte und meint, wir können ja zusammen weitergehen. So habe ich also den Rest des Weges gute Unterhaltung. Wobei Thomas ein Tempo vorlegt, dass ich mit dem jetzt wieder schweren Rucksack und bei der Schwüle am Ende nicht mehr ganz mithalten kann.

Wir gehen über die Blünteggalm und vorbei an 6 Pferden, die hier weiden. 6 unterschiedliche Rassen, Thomas kennt sich gut aus. Er erzählt mir auch alles mögliche über die Umgebung, es ist echt nett.

Heute schlafe ich auf der Ostpreußenhütte auf 1630 Meter Höhe. Zusammen mit Thomas sitze ich auf der Terrasse bis es zu windig wird. Peter von der Hackelhütte hat mir schon von dem sehr guten Essen hier erzählt und nachdem Thomas mir dann von seinen Spinatknödeln was zum Probieren gibt, freue ich mich schon richtig auf das Abendessen.

Wir wechseln in die warme Stube und 2 Frauen aus dem Stuttgarter Raum, die jedes Jahr zusammen eine Hüttentour machen, gesellen sich zu uns. Thomas gibt uns allen ein Stück Kuchen und den anderen auch noch einen Kaffee aus. Der saftige Marillenkuchen mit Walnüssen und Mandeln ist ein Traum!

Es ist ein echt schöner Hüttenabend. Wir sitzen zu sechst zusammen. Thomas verabschiedet sich und es kommt noch eine Berlinerin dazu. Die Hüttenwirte, Babsi und Harald, setzen sich auch zu uns in die Stube zum Essen. Jetzt, am Anfang der Saison, machen sie das noch ganz gerne. Zum Ende hin sind sie dazu dann zu ausgelaugt und suchen sich lieber einen ruhigen Platz zum Essen.

Die Spinatknödel auf buntem Gemüse sind super lecker. Ungewöhnlich fein für eine Hütte und auf jeden Fall eine Empfehlung!

Wir sitzen über meiner Karte und sprechen viel über mein Vorhaben morgen und überlegen eine Alternative. Morgen ist mein Hochkönig-Tag, aber leider ist das Wetter da anderer Meinung. Die meisten Vorhersagen zeigen den ganzen Tag Regen und ab mittags Gewitter. Der Regen stört mich nicht und der Weg ist wohl auch nass gut machbar. Aber vor Gewittern habe ich Angst. Nicht so einfach, hundertprozentig weiß man nie, was das Wetter sich so überlegt, es gibt immer ein Risiko. Meine Idee ist, ganz früh aufzubrechen, um dann mittags schon wieder auf dem Weg runter zu sein. Es ist auch recht unwahrscheinlich, dass es tatsächlich mittags schon gewittert, das passiert nicht so häufig. Die Alternative wäre sonst, fast denselben Weg wie heute wieder runter nach Werfen zu gehen und dann über das Höllntal zur Mitterfeldalm. So oder so wird es eine ziemlich lange Etappe.

Ausnahmsweise darf ich dann morgen früh auch schon so früh losgehen. Hüttenruhe ist bis 6 Uhr und die wird hier sehr genau genommen. Was ja auch gut ist, die Hüttenwirte brauchen auch ihren Schlaf bei den langen Tagen. Und bei den alten Holzdielen im Flur hört man jede Bewegung, egal wie sehr jemand versucht, leise zu sein.

Damit ich für den langen Tag morgen fit bin, verabschiede ich mich auch schon um kurz nach 8 Uhr ins Bett. Ich schlafe alleine im Lager, die anderen haben Zimmer. Und als ich bezahle, bin ich schon wieder sprachlos. Thomas hat mein Abendessen schon bezahlt. Wahnsinn! Falls Du das hier liest – Vielen Dank dafür! Und damit ist noch nicht genug, Babsi stellt mir alles bereit, dass ich mir morgen früh selber Wasser kochen und noch einen Tee machen kann. Es gibt sogar selbstgemachten Kräutertee. Super gut!


21,5 km
5:20 h
1138 hm
1121 hm
1629 m