Meine Gastgeberin versteht absolut nicht, dass ich nicht frühstücken möchte. Statt weiter zu diskutieren, setze ich mich also heute morgen brav an den Frühstückstisch und schmiere mir eine Semmel. Die andere packe ich ein für unterwegs. Wir hatten uns gestern auf 7:15 Uhr geeinigt zum Frühstück, eine halbe Stunde später gehe ich dann los.

Es ist grau und regnet. So bleibt es auch den ganzen Tag heute. Es ist aber kein starker Regen und ganz angenehm im Gegensatz zu der Hitze sonst. Auf einem Fußweg durch eine Wohnsiedlung und den Wald geht es aus Scharnitz raus.

Dann folgt ein Anstieg zum Hohen Sattel. Erst auf einem breiten Schotterweg, dann steiler über einen Pfad, die ganze Zeit durch den Wald.

Links von mir die Sattelklamm und dahinter hohe Felsen. Fast oben angekommen, finde ich eine Lücke zwischen den Bäumen, wo ich zurück ins Tal schauen kann.

Oben auf dem Hohen Sattel ist es wenig spektakulär. Wiese und ein paar Tannen, ansonsten nur Wolken um mich herum. Aber es gibt einen Kasten mit Stempel. Dann geht es auf einem breiten Schotterweg wieder hinab, durch das Satteltal bis nach Ahrn.

Hier entscheide ich mich nun ausnahmsweise für die Talvariante des Nordalpenwegs. Die alpine Variante führt hoch ins Wetterstein-Gebirge und über die Meilerhütte, Reintalangerhütte und vorbei an der Zugspitze, bis nach Ehrwald. Eigentlich eine sehr schöne Tour, allerdings auf deutschem Boden. Da ich ja gerade Österreich durchquere, möchte ich auch innerhalb der Landesgrenze bleiben. Außerdem war ich schon auf der Zugspitze. Ich bin heute vor genau 2 Jahren durch das Reintal hinauf gewandert, also genauso wie der Nordalpenweg verläuft. Ich bin abends angekommen, als die ganzen Seilbahn-„Wanderer“ schon weg waren, habe im Münchner Haus übernachtet und hatte morgens zum Sonnenaufgang den Gipfel bestimmt 2 Stunden lang für mich alleine. Es war wunderschön! Tagsüber zieht mich da aber nichts hin, ich mag weniger touristische Gipfel sehr viel lieber.

Ich folge also dem Achweg entlang der Leutascher Ache nach Leutasch. Und weiter bis zum Beginn des Gaistals.

Rechts vom Bach führt die Schotterstraße für Autos weiter ins Tal, links ein Fußweg. Dieser ist zwar wegen Hochwasser noch gesperrt, aber ich habe keine Lust, neben den Autos die kurvige Straße hochzugehen. Also ducke ich mich unter der Absperrung hindurch. Scheinbar bin ich da auch nicht die einzige, hier gibt es schon eine Menge Fußspuren. Ein Stück weiter muss ich über einen umgefallenen Baum steigen und hier fehlt ein Stück vom Weg, der vom Wasser weggespült wurde. Man kommt aber trotzdem ohne Probleme weiter, der Weg ist richtig schön.

Rechts von mir liegt das Wetterstein-Gebirge mit der Zugspitze, links die Mieminger Kette.

Dann geht es wieder über den Bach und zurück auf die Schotterstraße. Hier dürfen glaube ich keine Autos mehr fahren, hinter mir liegt ein großer Parkplatz. Ab hier treffe ich auch einige Leute, die wahrscheinlich einen Spaziergang zu einer der vielen Almen machen.

Ich folge dem Ganghofer Weg, durch Wald und über Kuhweiden. Vorbei an der Gaistalalm und über den Kotbach.

Dann ist mein Ziel erreicht, die Tillfussalm auf 1382 Meter Höhe. Es gibt nur 9 Schlafplätze, wovon einer meiner ist. So nassgeregnet freue ich mich über die warme Dusche und den Kachelofen in der Stube. Da heute Tag 60 ist, gibt es auch einen Kaiserschmarrn. Der ist ziemlich gut hier, wenn nicht der beste bisher.

Den Nachmittag über bin ich alleine in der Stube, später kommen dann noch 2 Wanderer dazu.

Ich habe letztens nochmal ein paar Berichte vom Start meiner Wanderung gelesen, das kommt mir schon so ewig her vor inzwischen. Jetzt habe ich auch gar nicht mehr viel vor mir. Wenn ihr euch noch an die Liste der ganzen Gebirge von Tag 9 erinnert, dann fehlen jetzt nur noch die letzten 3:

  • Lechtaler Alpen
  • Lechquellen-Gebirge
  • Bregenzerwald-Gebirge

Plötzlich ist das Ende schon so nah, ich brauche nicht mal mehr 20 Tage. Aber die werde ich noch voll genießen, statt jetzt schon an das „Danach“ zu denken 🙂


21,6 km
5:30 h
907 hm
488 hm
1504 m