Um halb 6 klingelt der Wecker und eine halbe Stunde später gehen wir los. Draußen ist es grau und nieselt. Ich habe nochmal kurz in den Wetterbericht geschaut, um 9 Uhr soll die Sonne rauskommen, ansonsten bleibt es bewölkt. Und regnen soll es erst abends.
Es geht ein kurzes Stück über den Parkplatz und die Schotterstraße und dann biegen wir rechts ab in den Wald. Langsam steigen wir die zig Kehren den Berg hinauf. Bergauf fällt es mir leicht, mit Margit langsam zu gehen. Ich laufe zwar zwischendurch ein bisschen vor, warte aber dann wieder. Und sie macht das super. Wenn ich an meine ersten Wanderungen mit über 1000 Höhenmetern zurück denke, dann war das nicht so entspannt.
Wir kommen an einem Schild vorbei, wo man gebeten wird, ein Holzscheit zur Loreahütte mitzunehmen. Es ist eine Selbstversorgerhütte noch weiter oben, die im Moment wegen Corona geschlossen hat. Wir schnappen uns trotzdem jeder ein Stück Holz und schnallen es hinten an die Rucksäcke. Dann freuen die nächsten Gäste sich bestimmt.
Weiter oben, als die hohen Bäume weniger werden, haben wir einen guten Blick auf Nassereith.
Der Weg führt uns immer weiter hinauf durch Latschen und über Wiesen.
Und durch den Nebel. Sehen können wir nicht viel um uns herum. Mal taucht ein Gipfel aus den Wolken auf, dann ist er wieder verschwunden.
Das erste Mal geht es für Margit auf über 2000 Meter Höhe. Klasse, herzlichen Glückwunsch! Alles aus eigener Kraft geschafft. Kurz später gibt es dann auch eine verdiente Pause an der Loreahütte, die nur ein paar Meter höher liegt. Wie schön doch jetzt ein bisschen Sonne wäre. Die lässt sich aber heute nicht blicken.
Gestärkt folgt jetzt der letzte steile Aufstieg zur Loreascharte. Es geht erst noch über Wiesen und zwischen Schafen hindurch.
Dann wird es steiniger und steiler. Margit ist zwar schwindelfrei, meint aber trotzdem, dass es vielleicht doch ganz gut ist, dass es so nebelig ist. Dann sieht man nicht, wie steil und weit es neben uns runter geht. Der Schotter ist zwischendurch recht rutschig.
Dann ist der höchste Punkt erreicht. Die Loreascharte liegt auf 2348 Meter Höhe. Wir kommen gerade im richtigen Moment über die Kante. Man kann den Gratweg rüber zum Loreakopf sehen, das Gipfelkreuz und auch ein paar Berge gegenüber. Ein paar Minuten später ist wieder alles weiß.
Ich würde zwar liebend gerne eben am Gipfelkreuz auf dem Loreakopf anschlagen, aber weiter über die nassen Felsen zu klettern bei dem Wetter ist vielleicht nicht so vernünftig. Man sieht ja auch nicht mehr als von hier und ich will Margit nicht so lange warten lassen. Es ist zwar windstill, aber trotzdem ungemütlich nass und kalt hier oben. Also machen wir uns nach kurzer Pause an den langen Abstieg.
Hier sind wir ziemlich langsam unterwegs. Was völlig okay ist, lieber viel Zeit lassen, als dass irgendwas passiert. Mir fällt es aber bergab schwer, langsam zu gehen, ich verfalle immer automatisch wieder in mein Gehtempo. Also warte ich oft ein paar Kehren weiter unten. Und auch vor schwierigeren Stellen, um Margit ein bisschen zu helfen, wo sie am besten die Füße hinsetzt. Ihr fällt es schwer, die Abstände richtig einzuschätzen, vor allem bei höheren Stufen. Sie sieht wohl nur einen kleinen Bereich scharf mit ihrer Brille. Das stelle ich mir richtig blöd vor und kann verstehen, dass sie schnell genug hat von dem Abstieg und lieber wieder bergauf gehen würde.
Da lässt sich aber nichts dran ändern, wir müssen noch ein ganzes Stück weiter runter. Bis zum Loregg-Joch in Kehren über die steinige Wiese. Dann über eine Ebene mit Schafen und das Heimbachtal hinab.
Wir folgen dem Hainbach und steigen durch Latschen den steinigen Weg hinab. Es gibt ein paar knifflige Stellen, wo wir den Bach queren müssen und wo beim Hochwasser der Weg zerstört wurde. Aber zusammen meistern wir alles ohne Probleme.
Es geht um den Berg herum und am Hang entlang durch den Wald weiter hinab ins Tegestal. Unten angekommen sind wir aber immer noch nicht am Ziel. Wir haben noch eine Stunde auf der breiten Schotterstraße vor uns. Es geht noch ein bisschen hoch, über das Schweinsteinjoch, das letzte Stück dann wieder runter.
Und dann können wir endlich die Tarrentonalm durch die Bäume sehen. Geschafft! Hier schlafen wir heute. Es gibt nur ein Zimmer mit 5 Betten, heute sind wir zu viert. In der Stube sitzen schon 2 Kerle, die einen Teil des Adlerwegs gehen.
Es hat fast den ganzen Abstieg geregnet, unsere Schuhe sind auch innen komplett nass. Wir bekommen aber Zeitung zum Ausstopfen und die Schuhe können in der warmen Küche trocknen.
Wir verbringen einen schönen Abend in der Stube, essen noch was und gehen dann früh schlafen. Wir sind beide ziemlich müde. Und Margit tun die Beine weh, da tut das Liegen jetzt gut. Das war ja auch eine echt lange Tour heute. Wir sind morgens um 6 Uhr gestartet und waren um kurz nach 17 Uhr am Ziel.