Ich wache früh auf. Ich war ja auch früh im Bett gestern. Thomas und Elaine haben das Frühstück schon vorbereitet. Es gibt Cornflakes mit Milch und selbstgebackenes Brot mit Kaktusmarmelade. Die ist super lecker! Es ist echt gemütlich in der kleinen, chaotischen Küche mit dem großen Tisch in der Mitte. Wie eine Familie mit den anderen Reisenden, obwohl man sich nicht kennt. Gestern Abend meinte Paul auch zu mir, dass irgendwie alle „Outdoor People“ so cool und entspannt seien, die er trifft.
Spät gestern Abend kam noch ein Spanier an, der heute den Marathon läuft. Er ist Scorpions Fan und dreht die Musik auf. Dabei singt und tanzt er durch die Küche. Wir unterhalten uns alle gut. Ich bleibe noch bis 10 Uhr. Dann packe ich meine Sachen und mache ich auf in die Hauptstadt, nach Valverde.
Es geht erst wieder steil hinauf. Denselben Weg, den ich gestern gekommen bin. Es ist kalt und die Wolken hängen immer noch tief. Aber zumindest reißen sie zwischendurch auf.
Ich stapfe die Ruta del Agua entlang, einen schmalen Pfad durch tropfenden und vermoosten Wald.
An manchen Stellen, wie dieser, kommt mir der Wald wie ein verzauberter Hexenwald vor. Knorrige Bäume, mit Moos überzogen, es ist recht dunkel und ein bisschen gespenstisch.
Dann folgt wieder eine Senke mit lehmigem, roten Erdboden. Immer noch begleitet mich der Nebel.
Und dann endlich ein Sonnenfleck vor mir. Das nutze ich direkt, setze mich und mache Pause. Ich esse früh Mittag, heute ist mein Weg nicht so lang.
Als ich den Rest absteige und in Valverde an der „Hauptstraße“ ankomme, entdecke ich Paul, den britischen Maler, der vor einer Bar auf der Treppe sitzt. Was für ein Zufall mal wieder. Wir quatschen eine Weile, dann will er sich ein Plätzchen an der Kirche suchen und malen. Ich stelle meine Sachen in meinem Hotelzimmer ab und dusche das erste Mal nach 9 Tagen. Das Wasser ist ganz schön dreckig, vor allem als ich meine Beine wasche.
Ich wasche auch noch schnell meine lange Hose, damit ich die abends anziehen kann, um mich in ein Restaurant zu setzen. Dann führt mich mein Weg erstmal zum Supermarkt. Als ich an der Kirche vorbeikomme, laufe ich nochmal Paul in die Arme. Er hat sein Bild fast fertig, mir gefällt es gut. Er meint, ich solle mal bei Twitter nach Paul Muir suchen. Er will in einer halben Stunde den Bus zurück nach El Mocanal nehmen und meint, der Supermarkt sei ganz in der Nähe. Also gehen wir zusammen weiter. Er umarmt mich nochmal zum Abschied.
Ich gehe einkaufen und stille meine Heißhungerattacke mit Nutella-Baguette. Komisch, sonst habe ich nie Hunger auf Süßes, wenn ich mich viel bewege. Ich bleibe dann auch den ganzen Abend in meinem Zimmer, statt mir noch ein Restaurant zu suchen. Ich habe W-Lan und nutze das für ein bisschen Handy-Zeit und gehe früh schlafen. Ich habe ja noch den ganzen Sonntag im Ort.