Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich auf den Tag Pause morgen freue. Das ist meine Motivation für heute, daran zu denken, wie ich morgen lange im Bett liegen und ohne schweren Rucksack ein bisschen durch Lübeck laufen kann.
Gegen 9:15 Uhr habe ich alle meine Sachen zusammengepackt. Da ich gestern den letzten noch freien Platz auf dem Campingplatz ergattert habe und es keine Zeltwiese gibt, stand mein kleines Zelt zwischen den großen Wohnwagen. Da falle ich natürlich wieder auf und muss viele Fragen beantworten. Gleich beide Nachbarn bieten mir an mit zu frühstücken. Ich möchte aber lieber los, damit ich nicht zu spät in Lübeck ankomme.
Die ersten 2 Stunden folge ich dem E1, hauptsächlich durch Wälder und durch ein paar winzige Ortschaften. Dann macht der E1 wieder einen größeren Bogen. Über den Pariner Berg, von wo man einen super Blick über die Lübecker Bucht haben soll. Da es aber bewölkt ist, immer wieder nieselt und meine Füße gerade nicht so erpicht auf den Umweg sind, lasse ich das aus.
Weiter geht es also nun hauptsächlich an der Landstraße entlang. Zwischendurch kann ich aber noch über schmale Pfade und Reiterwege (darf ich da überhaupt hergehen?) durch den Wald abkürzen.
Kurz nachdem ich das Ortseingangsschild „Bad Schwartau” passiere, sehe ich ein in krakeliger Kinderschrift geschriebenes Schild „Gemüse voll bio”. Vor dem Haus mit riesigem Garten ist ein Tisch mit Gemüse aufgebaut. Es gibt einen Eimer mit Johannisbeeren, Zucchini in allen Formen und Farben und Kartoffeln. Dazu ein Geldtellerchen und der Hinweis „Bio Gemüse aus dem Garten. Nimm, was du willst, bezahl, was du hast.” Super Idee, ich bin begeistert und freue mich riesig. Ich lege ein bisschen Geld hin und suche mir dafür die schönste Zucchini aus. Zum Naschen für unterwegs nehme ich noch so viele Johannisbeeren, wie in meine Hände passen.
Dann geht es durch den Ort, die Innenstadt und schließlich an den Schwartauer Werken und dem Werksverkauf vorbei. Ein riesiges Gelände. Ab hier halte ich mich an den ausgeschilderten Radweg nach Lübeck Zentrum. Der Weg ist allerdings nicht so schön. Es geht durch ein riesiges Industriegebiet, vorbei am Zentralklärwerk und großen Stahlwerken. Bin ich froh, als der Gestank nachlässt. Dann noch über die Bahngleise, an der Musik- und Kongresshalle vorbei und über 2 Brücken in die Lübecker Innenstadt. Ich überquere den Stadtgraben und die Trave. Auf der anderen Seite der „Insel-”Innenstadt fließt der Elbe-Lübeck-Kanal.
Die Jugendherberge liegt zentral, direkt in der Altstadt. Sehr praktisch, dann muss ich morgen nicht so weit laufen. Ich werde also eben noch DJH-Mitglied, damit ich auch bleiben darf. Selbst mit dem Mitgliedsbeitrag ist das aber mit Abstand die günstigste Option hier in der Stadt.
Ich beziehe mein erstes richtiges Bett seit ich unterwegs bin und freue mich darauf, 2 Tage an einem Ort zu sein.
Im Zimmer mache ich noch Bekanntschaft mit einem Mädel aus Marokko. Sie hat in Berlin ein Praktikum gemacht und will sich jetzt noch ein bisschen was von Deutschland angucken. Schön, mal wieder Englisch zu sprechen!
Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntagabend. Ich habe meine Füße hochgelegt und bewege mich heute kein bisschen mehr.