Schaut euch diese Aussicht an. Ein bisschen mystisch, die Nebelschleier über der Wiese. Das ist morgens der erste Blick aus meinem Zelt, es ist 5 Uhr.

Ich entscheide mich für einen ruhigen Start. Dieses Plätzchen ist einfach so schön und es ist niemand sonst hier. Das möchte ich nutzen und mich einfach mal ein bisschen in die Sonne legen und lesen. Seit ein paar Tagen schon bin ich nämlich gar nicht mehr zum Lesen gekommen vor lauter Gesprächen, Tagebuch schreiben und Müdigkeit. Zwischendurch kühle ich mich im Fluss ab. Das Wasser ist richtig klar. So kann man es gut aushalten bei den Temperaturen.

Gegen Mittag habe ich dann aber doch Lust noch weiterzugehen. Die Rezeption des nächsten Campingplatzes hat bis 18 Uhr geöffnet. Das sollte noch zu schaffen sein. Ich stärke mich mit zwei Avocado Broten und um 13 Uhr breche ich auf. Ich hoffe auf einen schattigen Weg. Der Wunsch bleibt aber zunächst unerhört. Es geht in der prallen Sonne durch Getreidefelder. Die Bauern sind fleißig am Dreschen. Es herrscht ein ganz schöner Traktor-Verkehr.

Ich verstecke mich unter meinem Tuch vor der Sonne. Da fühle ich mich doch glatt ein paar Wochen zurückversetzt, nach Kambodscha. Zum Glück muss ich es mir hier aber nicht noch über die Nase ziehen wegen des Gestanks.

Größtenteils folge ich heute weiter dem Jakobsweg. Nur an zwei Stellen kürze ich ab, das sind mir zu viele extra Kilometer bei der Hitze.

Wieder ein echt schöner Weg. Zwischendurch geht es durch Wald, aber nicht lange. Dann muss ich mir meinen Weg durch die Wiesen bahnen. Hier gehen scheinbar nicht viele Leute her.

Weiter geht es durch die Felder.

Und zum Schluss dann nochmal länger durch den Wald. Über schmale Pfade und umgefallene Baumstämme. Manche Abschnitte sind ziemlich zugewuchert, aber man kann den Weg noch erkennen. Gegen die vielen Brennnesseln halte ich mir mein Tuch vor die nackten Beine. Das ist heute im Dauereinsatz als Sonnenschutz, Brennnesselschutz, Insektenwedel und Ventilator!

Ich komme um 17:30 Uhr am Campingplatz in Ebstorf an. Ich habe auf dem Weg nur zweimal eine kurze Pause gemacht. Ein schöner Platz, am Wald und direkt neben einem Freibad.

Auf den letzten Kilometern habe ich schon befürchtet, dass ich unter dem linken Ballen wieder eine Blase habe. Ich kann nur zum Waschhaus humpeln – und das liegt mal wieder am anderen Ende des Platzes. Es ist dieselbe Stelle wie am Anfang. Echt ärgerlich! Das liegt dann wohl wirklich an der Hitze. Es war alles so schön verheilt und ich hatte bisher auch keine neuen Blasen mehr. Manno!

Morgen wollte ich eigentlich ganz früh aufbrechen, da es nochmal wärmer werden soll (also dann 40 Grad?!). Aber da muss ich dann wohl erstmal probieren, ob ich auftreten kann. Jetzt aber erstmal schlafen und das beste hoffen.


19,2 km
4:10 h
107 hm
66 hm
102 m