Der Abend gestern war noch richtig schön. Olaf hat alles für Salat und 2 Radler mitgebracht. Er hat sogar die Kerne für den Salat kurz angeröstet auf dem Gaskocher, es war richtig lecker. Wir haben zusammen gegessen und ganz viel gequatscht. Heute Morgen geht es dann auch gleich gut weiter. Er kommt nämlich nochmal mit Brötchen zum Frühstück vorbei. Sogar einen Espressokocher für Kaffee hat er dabei und ist ganz enttäuscht, dass ich keinen Kaffee trinke.
Da er selber schon einige Pilgerwege gegangen ist und oft eingeladen wurde auf dem Weg, ist das jetzt seine Art sich zu revanchieren und den nächsten Pilger (in dem Fall mich) einzuladen. Ärgerlich, dass er arbeiten muss, sonst wäre er heute noch ein Stückchen mit mir gegangen.
Heute geht es weiter auf dem Jakobsweg. Ein total schöner Weg. Durch viel Wald, der mir bei den Temperaturen zum Glück einiges an Schatten spendet.
Entlang der Ilmenau, wo viele Kanufahrer unterwegs sind. Dieser Abschnitt ist für Motorboote gesperrt und man kann bis zur Mündung in die Elbe wasserwandern.
Vorbei an blühenden Wildwiesen. Die Wege in der prallen Sonne sind allerdings echt anstrengend heute. Da ist viel Pause angesagt.
Weiter geht es dann auf dem Skulpturenpfad. Ein schmaler Pfad durch den Wald, scheinbar auch eine beliebte Mountainbike-Strecke.
Immer wieder sitzen dort Draht-Menschen und es sind Gesichter in die Baumstämme geschnitzt. Neben diesem netten Herrn mache ich eine ganze Weile Pause.
Zum Glück kommt vor dem Ziel noch ein kleiner Ort, Bienenbüttel, wo ich einkaufen kann. Ich lasse mir auch meine Wasserflasche wieder auffüllen. Selbst 3 Liter waren zu wenig heute und sind schon längst alle. Im Supermarkt werde ich von einem Mann angesprochen, ich sähe ja nach pilgern aus. Er ist mit seiner Frau mit dem Rad schon einige Pilgerwege gefahren. Als ich rauskomme, wartet er auf mich. Er hätte mit seiner Frau telefoniert und wenn ich nicht vegetarisch äße, wäre ich herzlich eingeladen zum Gulasch und könne auch bei ihnen übernachten. Er erzählt mir aber auch von der schönen Badestelle an meinem Ziel und dass es dort echt schön ist. Da gehe ich dann auch hin, der Umweg ist mir zu viel, da sie außerhalb wohnen. Und auf Fleisch habe ich auch keine Lust. Aber wieder einmal megaliebe Menschen.
Es ist nur noch eine halbe Stunde zum Biwak Platz in Wichmannsburg. Da der Jakobsweg einen an vielen Klöstern und Kirchen vorbeiführt, komme ich aber erst noch hier vorbei. Ich habe vorher noch nie eine Fachwerk-Backstein-Kirche gesehen. Mal was anderes und echt schön.
Jetzt hoffe ich, dass man auf dem Biwak Platz auch tatsächlich (kostenlos) übernachten darf. Es gibt hier keinen Campingplatz in der Nähe. Dieser Platz ist in der Karte markiert, im Internet findet man aber keine Infos darüber. Als ich ankomme ist niemand sonst da. Ein großes Stück Wiese direkt am Fluss. Mit Holzsteg, Picknicktisch, Unterstand und einer Toilette. Schilder stehen hier keine. Wirklich ein schönes Plätzchen. Ich setze mich erstmal, kühle die Füße im kalten Wasser und will einfach warten bis es dunkel wird und dann erst mein Zelt aufbauen. Also mache ich es mir solange auf der Wiese gemütlich, koche, esse und entspanne.
Später kommen doch noch ein paar andere Leute zum Baden. Ich spreche 2 von ihnen an, wie das hier mit übernachten aussieht. Scheinbar habe ich einen echten Geheimtipp entdeckt. Man darf tatsächlich offiziell ein Zelt aufstellen und hier schlafen. Das wissen allerdings eigentlich nur die Leute hier aus dem Dörfchen und es wird nicht oft genutzt. Super gut! Aus dem Anquatschen wird dann auch noch ein interessantes und lustiges Gespräch, bestimmt über eine Stunde, bis die beiden dann los wollen zum Grillen.
Dann kann ich ja jetzt ruhigen Gewissens mein Zelt aufstellen. Meine Nachbarn sind 2 Pferde und ein Esel.
Das einzige Problem ist, dass es hier kein Trinkwasser gibt. Aber selbst wenn am Waschbecken im Toilettenhäuschen steht „Kein Trinkwasser”, wird mich das schon nicht umhauen – oder?
Da es morgen noch heißer werden soll, entscheide ich morgen früh erst, ob und wie weit ich weitergehe oder ob ich hier eventuell einen Tag Pause mache.
