Guten Morgen von unter der Brücke,
ich habe mein Zelt doch nicht mehr aufgestellt. Die Brücke hätte mich ja vor Regen geschützt und man hätte mich viel leichter gesehen. Stattdessen verkrieche ich mich mit Luftmatratze und Schlafsack ins hohe Gras. Es ist eine wunderbar sternklare und trockene Nacht. Ich bin sogar zu dick angezogen und schwitze im Schlafsack. Für eine Wildcamping-Nacht schlafe ich erstaunlich gut und wache nicht so häufig auf wie sonst.
Da ich mich hier recht sicher fühle, gehe ich morgens auch erst um kurz nach 6 Uhr los, es ist schon hell. Auf geht’s, weiter meiner Halbzeit-Pause entgegen.
Über den Feldern schwebt noch der Nebel bis die Sonne ganz aufgegangen ist.
Es ist ein schöner Weg heute, abwechslungsreich. Zuerst geht es durch den kleinen Ort Niedergebra. Zum Wachwerden dann über eine Bergkuppe, eine halbe Stunde ziemlich steil hinauf. Weiter durch Wald, wobei der Weg irgendwann von umgefallenen Bäumen
versperrt ist, dass ich nicht weiterkomme. Also noch ein kleines Querfeldein-Abenteuer bis ich den Weg wiederfinde. Ich lege mich einmal
lang, weil mein Schuh sich unter einem Ast verhakt, aber mehr als ein paar Schrammen an Schienbein und Unterarm passiert nicht. Den Rest des Weges gehe ich wieder durch Felder. Immer hoch und runter. Mit jedem Hügel ein neuer Ausblick.
Meine Füße schmerzen heute kaum und ich komme gut voran. Deswegen gehe ich auch bis Körner und hoffe, hinter dem Ort wieder einen schönen Schlafplatz zu finden. Dann habe ich nämlich morgen nur noch eine kurze Etappe.
In Körner mache ich Pause und schaue mir den weiteren Weg an. Da muss ich aber recht schnell hinter dem Ort einen Schlafplatz finden, da ich danach bis Langensalza an der Straße entlang gehe. Ich frage im Supermarkt noch nach einer Pension, vielleicht gibt es ja was Günstiges. Die Postbotin, die auch gerade da ist, hat eine Idee und will mich gleich hinbringen. Ich soll mich hinten im Post-Transporter auf den Boden setzen, zwischen die restlichen Pakete, da vorne kein Platz für eine zweite Person ist. Das bricht zwar meine Regel, ist aber okay – es ist außergewöhnlich, sehr nett und geht nur ein kleines Stück zurück, wo ich hergekommen bin.
Hier im Örtchen scheinen sich alle zu kennen. Sie steigt mit aus und klingelt, Sven meint aber, dass sie schon seit Jahren keine Gästezimmer mehr haben. Die Postbotin hat noch eine Idee, bringt mich noch ein Stück weiter zurück, wünscht mir viel Glück und verabschiedet sich. Hier soll eine Ferienwohnung sein. Ich klingele, allerdings reisen gerade heute neue Gäste an. Okay, hat also nichts gebracht, außer einen Kilometer mehr, den ich jetzt nochmal in den Ort laufe. Aber das geht ja noch!
Aus dem Ort raus, geht es dann wieder in die Felder. Hier heißt es, Augen auf, Schlafplatz finden. Etwas versteckt fällt mir eine Bank auf, hier setze ich mich erstmal hin bis es dunkel wird. Das Feld würde sich natürlich anbieten, da wäre ich gut versteckt. Ich traue mich aber erst als es schon ziemlich dunkel ist, da ein Stück weiter ein großer Landwirtschaftsbetrieb ist und noch Trecker unterwegs sind.
Als ich mir sicher bin, dass mich niemand mehr sieht, suche ich mir eine Stelle, wo das Getreide sowieso schon plattgedrückt ist. Meine Luftmatratze brauche ich nicht, das Getreide unter mir hält genug warm. Das ist der Blick aus meinem Schlafsack.
Da aber viele Mücken unterwegs sind, verstecke ich mich dann komplett im Schlafsack. Es ist nichts mehr von mir zu sehen und ich kann den Mücken, die um mich herum surren entspannt zuhören. Nur zwischendurch spähe ich mal hinaus und freue mich über die vielen Sterne direkt über mir.