Heute habe ich 50-tägiges Jubiläum. Und nicht nur das – kurz vor dem Ziel heute überquere ich die Bundeslandesgrenze nach Bayern. Das letzte Bundesland auf meinem Weg.

Ich habe mich für die lange Strecke mit 30 Kilometer entschieden. Dafür habe ich dann nämlich morgen einen kurzen Tag und kann mich mit einem Sauna-Nachmittag belohnen. Der Weg ist heute sehr abwechslungsreich, von allem etwas. Es geht zuerst durch die Stadt, dann weiter auf einem Feldweg neben den Bahngleisen. Vorbei an einer Mülldeponie und an den Stacheldraht-gesicherten Zäunen einer JVA. Nicht gerade die schönsten Sehenswürdigkeiten.

Dann ein bisschen Abenteuer. Anstatt ein Stück Bundesstraße zu gehen, versuche ich es querfeldein. Ich ziehe meine lange Hose als Schutz an, es ist nämlich ziemlich zugewuchert. Ich halte mich an den Rand des Maisfeldes, auf der anderen Seite stehen Bäume und es geht steil runter zu den Bahngleisen.

Aber es funktioniert und ist viel besser als Straße zu gehen. Bevor ich wieder auf meinen Weg komme, finde ich mitten im Feld noch einen schönen Pausenplatz.

Dreimal geht es heute unter der Autobahn her, der A71.

Ich lege noch eine kurze Pause beim Bäcker ein. Als ich draußen sitze und mein Brötchen knabbere, spricht mich ein älterer Mann an. Er erklärt mir den weiteren Weg und geht sogar ein kleines Stück mit, damit ich mich auch nicht verlaufe.

Die letzten Kilometer sind dann am schönsten. Um nochmal einem Stück Straße zu entgehen, schlage ich mich querfeldein durch den Wald. Es geht einen Hang hinunter und die Bäume haben ziemlich niedrige Äste. Das gibt einige kleine Schrammen und viele kleine Äste und Grünzeug in Haaren und Kleidung. Als ich dann unten angekommen einen Weg in der hohen Wiese entdecke, sehe ich, dass dieser die ganze Zeit schon direkt neben dem Wald verlief, also 10m neben mir. Hat man aber durch das hohe Gras nicht gesehen. Außerdem war es so viel mehr Abenteuer!

Weiter gehe ich entlang des grünen Bandes. Hier verlief die ehemalige innerdeutsche Grenze. Heute ist es ein Grüngürtel zum Naturschutz, da sich viele seltene Tier- und Pflanzenarten hierher zurückgezogen hatten. Zum Glück sind die blöden Loch-Betonplatten schon soweit zugewachsen, dass man gut darauf gehen kann.

Der Tag war wieder ein Schlemmer-Tag mit ganz vielen Beeren und Pflaumen. Und ich habe eine neue Lieblingsfrucht, vielleicht kann mir jemand sagen, was es ist. Die kleinen, runden Früchte sehen von der Form aus wie Mirabellen und gibt es in rot und lila. Sie schmecken wie Pflaumen, nur viel süßer, vielleicht sind sie auch einfach schon reifer. Sie wachsen an Bäumen und haben einen Kern. Ich würde tippen, dass es irgendeine Pflaumenart ist.

Ich hatte gehofft, dass an der Grenze ein Schild steht, dass ich jetzt in Bayern bin. Leider nicht, obwohl das letzte Stück wieder an der Straße entlangführt. Aber trotzdem ist es ein schönes Gefühl!

Der Campingplatz liegt am Badesee und ich frage mich abends schon, ob ich hier wohl viel Schlaf bekomme. Im Biergarten wird Fußball geguckt und laut gejubelt und gesungen. Weiter hinten auf dem Platz hört man die Bässe wummern, das hört sich nach einer großen Party an.

Ich habe heute übrigens meine Barfußschuhe gegen meine Wanderschuhe getauscht. Ich dachte, dass ich damit dann fröhlich und schmerzfrei losstapfen kann. Ich hatte aber nicht bedacht, dass die Umgewöhnung immer etwas dauert. In den Barfußschuhen habe ich so viel Platz, andere Schuhen sind eng und die Zehen werden zusammengedrückt. Meine Füße taten fast so sehr weh, wie am Anfang der Wanderung, das waren sehr lange 30 Kilometer. Ich hoffe sehr, dass sich das in den nächsten Tagen gibt.


31,4 km
7:15 h
186 hm
279 hm
383 m