Da die Etappe heute kurz ist, lasse ich mir morgens Zeit. Ich springe nochmal in den See und trockne in der Sonne. Der Bauer auf seinem Trecker meinte gestern zu mir, da wird man ja braun wie ein Hähnchen, wenn man so viel wandert. Allerdings sieht das schon lustig aus im Moment. Durch die 3 Monate in Asien war ich ja schon richtig braun, das sieht allerdings jetzt gegen meine Beine (nur von der Hose bis zu den Schuhen) und Arme wieder ziemlich blass aus.

Da auf dem direkten Weg nach Nördlingen kein Campingplatz mehr kommt, gehe ich einen kleinen Umweg und mache einen kurzen Abstecher nach Baden-Württemberg für eine Nacht. Ansonsten wäre es wieder eine 40 Kilometer Etappe, da habe ich keine Lust drauf.

Obwohl… Stopp. Planänderung.

Während ich so in der Sonne liege, überlege ich, ob ich nicht lieber eine Wildcamping-Nacht einschiebe und mir den Campingplatz spare. Ich schaue mir den Weg auf der Karte nochmal an und da ungefähr auf dem halben Weg nach Nördlingen ein Waldstück kommt, ist es beschlossene Sache. Dann kann ich mir ja noch Zeit lassen, damit ich abends nicht so lange warten muss bis es dunkel wird. Also eine gute Gelegenheit mir Dinkelsbühl anzuschauen.

Eine gute Idee, es lohnt sich. Der Campingplatz liegt nur eine halbe Stunde vor dem Ort. Ich bin gespannt, da auf den Wanderschildern schon steht Schönste Altstadt Deutschlands (FOCUS).

Ich überquere die Wörnitz und kann schon die alte Stadtmauer sehen.

Ich weiß zwar nicht, woran man festmacht, dass diese die schönste Altstadt ist. Aber schön ist sie tatsächlich. Mit ganz vielen bunten Häuschen.

Am Ortsrand finde ich noch einen Supermarkt und kaufe neue Äpfel und Möhren. Als ich beim Einpacken dann zufällig rausschaue, traue ich meinen Augen kaum – es regnet. Endlich! Also schnell noch die Regenhülle über den Rucksack und die Regenjacke übergezogen. Lustig, wie man sich so über Regen freuen kann. Mit einem breiten Grinsen gehe ich fröhlich durch den Regen weiter. Zumindest eine halbe Stunde hält die Abkühlung an. Nach noch einer halben Stunde ist aber die Sonne wieder da und es ist genauso warm wie vorher.

Der Weg führt mich lange über den Radweg entlang der Bundesstraße, dann wieder durch Felder und kleine Dörfer. Es geht in den Wald, erst über breite Schotterwege, dann weichen Waldboden. Auf der Karte entdecke ich eine kleine Kapelle am Waldrand, das ist mein Ziel. Vielleicht ist sie ja offen, dann hätte ich auch einen Schutz, falls es nachts nochmal regnet.

Bis dahin geht es bergauf und ich habe einen schönen Blick zurück.

Am Waldrand angekommen, entdecke ich die Kapelle. Das sieht echt lustig aus, da sie mitten im kahlen Getreidefeld auf einer kleinen, grünen Insel steht. Es gibt nicht mal einen Weg dorthin. Die Kapelle ist zwar abgeschlossen, aber es gibt noch ein Vordach. Hier bleibe ich.

Ein schöner Ort mit super Aussicht und direktem Blick auf den Sonnenuntergang.

Ich sitze in der Sonne und esse Spaghetti mit Tomatenmark. Da es um mich herum aber ziemlich summt und surrt, überlege ich, ob ich nicht wenigstens mein Innenzelt aufbaue. Ich habe nämlich schon genug Mückenstiche und keine Lust auf noch mehr. Ich warte noch ein bisschen, aber denke nicht, dass hier heute noch jemand vorbeikommt. Mit dem Zelt würde man mich zwar sehen, aber zur Not gehe ich

halt weiter, wenn sich jemand beschwert. Ich baue es neben der Kapelle auf der Wiese auf, es sind keine Wolken mehr am Himmel und sieht nicht nach Regen aus.

Ich mache es mir also im Zelt gemütlich und lese. Das schöne bei meinem Innenzelt ist, dass ich durch das Netz den Sternenhimmel sehen kann.

Es ist perfektes Wildcamping-Wetter mit sternklarem Himmel, es gibt kein Umgebungslicht. Und obwohl ich meine Luftmatratze nicht aufgepustet habe, sondern mit meinem Schlafsack direkt auf dem Boden liege, ist es warm genug.


17,6 km
3:50 h
124 hm
56 hm
540 m